Bier ohne Alkohol war schnell ausverkauft

Alkoholfreier Januar: Zuger Beizer spüren den Trend

André Bliggenstorfer von der Fischerstube verkauft deutlich mehr alkoholfreie Cocktails im Januar. (Bild: wia)

Viele Zugerinnen beginnen das Jahr nüchtern. Der Dry January, der alkoholfreie Januar, erfreut sich grosser Beliebtheit. Zuger Bars gehen unterschiedlich damit um. Während einige aktiv mitziehen, sind andere etwas überrumpelt.

Auf Alkohol verzichten – nichts leichter als das? Das könnte man jedenfalls meinen. Trinken ist für viele Zuger zur Gewohnheit geworden. Oder aber eng assoziiert mit Genuss, Feiern, sich etwas gönnen. Kommt dazu: Wer nicht trinkt, wird oft misstrauisch beäugt oder offen kritisiert (zentralplus berichtete). Allein um sich dieser sozialen Ächtung nicht aussetzen zu müssen, greifen Zugerinnen dann doch lieber zum Cüpli.

Anders sieht es mittlerweile im Januar aus. Wer den sogenannten Dry January mitmacht und während des ganzen ersten Monats des Jahres keinen Alkohol trinkt, wähnt sich in guter Gesellschaft. Es handelt sich um eine weltweite Bewegung, die wächst.

Alkoholfreie Cocktails sind gefragt

Gewisse Beizen sind auf den Trend aufgesprungen. So etwa die Fischerstube in Zug, die einen grossen Teil des Umsatzes mit klassischen, aber auch abenteuerlich anmutenden Cocktails macht. Der Barbetreiber André Bliggenstorfer erklärt: «Vergangenes Jahr im Januar haben wir enorm gemerkt, wie der Verkauf von Cocktails sank.» Nun seien sie selbst aktiv geworden und haben einige neue alkoholfreie Cocktails ins Angebot aufgenommen. Diese haben sie im Rahmen des Dry January bewusst beworben.

«Es macht einen Unterschied, ob man eine Cola trinkt oder sich einen schön angerichteten Drink genehmigt.»

André Bliggenstorfer, Barbetreiber

Das habe sich gelohnt. «Die alkoholfreien Cocktails liefen sehr gut. Es macht für die Gäste offenbar einen Unterschied, ob man eine Cola trinkt oder sich einen schön angerichteten Drink genehmigt», sagt Bliggenstorfer. Besonders beliebt bei den Kunden seien etwa der Espresso No-Tini sowie der Zero Proof Basil Smash.

Nicht nur dem Trend nach mehr alkoholfreien Getränken, sondern auch der Tendenz, dass sich immer mehr Menschen pflanzlich ernähren, wolle man Rechnung tragen. «Einige Drinks, die wir verkaufen, werden ursprünglich mit Eiweiss gemixt. So etwa auch der Whiskey Sour. Wir haben nun eine Alternative dafür gefunden. Was wir stattdessen verwenden, verrate ich jedoch nicht. Das ist unser Geheimrezept», so Bliggenstorfer.

Allen Bemühungen zum Trotz: Januar und Februar sind für die Fischerstube eher gemächliche Monate. Aus diesem Grund war sie diesen Monat öfters geschlossen. Diese Zeit habe man genutzt, um das Lokal neu zu streichen und sanft zu renovieren.

Nicht alle ziehen beim Dry January mit

Auch bei der Althus Bar hat man diesen Januar Veränderungen bemerkt. «Ich spüre tatsächlich von Jahr zu Jahr stärker, dass meine Gäste auf alkoholfreie Getränke switchen», sagt Barbetreiber Felix Suter. «Wie bereits im vorletzten Jahr hat es mich insofern erwischt, als das alkoholfreie Bier am ersten Wochenende ausverkauft war», erzählt er. Dann wiederum gebe es jene Stammkunden, die im Januar gar nicht erst auftauchen, sondern «mein Lokal scheuen wie der Teufel das Weihwasser». Die Barkarte anzupassen, fände er jedoch nicht nötig.

Detailhändler erkennen eine klare Tendenz

Auch die Detailhändler spüren im Bereich Alkohol während des Januars Abweichungen. Thomas Kaderli, Mediensprecher der Denner AG, erklärt auf Anfrage, dass die Dezemberwochen zu den umsatzstärksten im ganzen Jahr gehören würden. «Der Verkauf von Alkoholika ist in den Wochen nach den genussreichen Festtagen daher stets leicht rückläufig.» Man beobachte im Vergleich zu den Vorjahren jedoch keine Ausreisser.

«Der Pro-Kopf-Konsum von alkoholischen Getränken ist seit Jahren rückläufig.»

Thomas Kaderli, Mediensprecher Denner AG

«Generell wird heute bewusster konsumiert, und der Pro-Kopf-Konsum von alkoholischen Getränken ist seit Jahren rückläufig», sagt Kaderli. Entsprechend nehme auch die Beliebtheit alkoholfreier Alternativen seit Jahren beständig zu.

Ähnlich sieht es beim Coop aus. Kevin Blättler, Mediensprecher des Detailhändlers, sagt dazu: «Aktuell verzeichnen wir schweizweit eine höhere Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen zu Bier, Wein und Spirituosen im Vergleich zum Januar 2023. Dies trifft auch auf die Zentralschweiz zu.» Diesen Trend stelle Coop bereits seit rund fünf Jahren fest, insbesondere jeweils im Januar. «Aus diesem Grund haben wir das Sortiment in den vergangenen Jahren laufend erweitert», sagt Blättler.

Konkrete Verkaufszahlen wollen sowohl Denner als auch Coop aus konkurrenztechnischen Überlegungen nicht bekannt geben.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Thomas Kaderli, Mediensprecher Denner AG, und Kevin Blättler, Mediensprecher Coop
  • Schriftlicher Austausch mit Felix Suter, Althus Bar
  • Persönliches Gespräch mit André Bliggenstorfer, Fischerstube
  • Website von Dry January
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