Ein Selbstversuch – Woche 3

«Veganuary»: Der Besuch macht mit – gezwungenermassen

Auch Besuch macht beim Veganuary mit. Zu Essen gibts aber mehr als bloss Äpfel. (Bild: cbu)

In der dritten Woche des «Veganuary» wird Gastronomie-Redaktor Chris Bucher sozial, lädt zum Essen ein und wird eingeladen. Das kommt leider nicht immer gut.

Der Montag ist verflucht. Schon in der letzten Woche habe ich am Montag gesündigt und – gar nicht Veganuary-konform – im Rahmen eines geschäftlichen Mittagessens eine Bratwurst verputzt. So gravierend war mein Vergehen diese Woche zwar nicht, einen zusätzlichen Vegan-Tag im Februar hat mir mein Handeln trotzdem eingebrockt. Corpus Delicti: vier gefüllte Edelpralinen. Auch hier war ein geschäftlicher Besuch der Grund für den Verstoss.

Die dritte Veganuary-Woche war insofern eine Herausforderung, weil sie von Besucherinnen und Einladungen geprägt war. Das funktionierte teilweise gut – etwa bei einem Spitalbesuch. Auf der Karte des Spitalrestaurants standen zwei vegane Gerichte. Das hat den Anlass des Besuchs zwar nicht angenehmer gemacht, aber mich immerhin nicht noch tiefer ins Loch fallen lassen. Und die Gnocchi mit Mangold und Kürbis hätte ich sonst wohl nie bestellt – ich bin aber froh, es getan zu haben. Eine weitere Rezeptidee, die in meine Kartei flattert.

Schon wieder vergeigt

Aus veganer Sicht komplett vergeigt war jedoch ein Abendessen bei Bekannten. Allerdings aus reinem Selbstverschulden. Wenn einem erst auf dem Weg dorthin einfällt, dass man sich gerade vegan ernährt, ist das eine Erkenntnis, die reichlich spät kommt. Mir blieb die Wahl, nur den Beilagenreis zu essen und die aufwändig gekochte Entenbrust stehenzulassen (#Foodwaste), die da extra für mich und meine Begleitung zubereitet worden ist, oder in den sauren Apfel – sprich: die knusprige Ente – zu beissen. Aus Anstand habe ich mich für Zweiteres entschieden. Und mir damit gleich noch einen weiteren Straftag im Februar aufgehalst. Wenn das so weitergeht, mutiert mein Veganuary nahtlos zu einem Vefebruary.

Ein kleiner Trost: Selbst erprobte Langzeitveganer erleben solche Momente noch regelmässig, wie sie mir erzählen. Die meisten nehmen ihr eigenes Essen mit, wenn sie zu Besuch eingeladen werden, um keine zusätzlichen Umstände zu verursachen. Das wäre auch meine Taktik gewesen, hätte ich denn daran gedacht.

Restaurants sind toll – auf Dauer aber zu teuer

Seitdem ich den Fertigprodukten nach der letzten Woche weitgehend abgeschworen habe, stand ich diese Woche überwiegend selbst in der Küche und habe nebst Linsencurry auch Gemüserisotto und Poké-Bowls fabriziert. Ja, das Vorkochen für die Mittagsmenüs war zeitintensiv, und meine Lust darauf nicht immer vorhanden, aber dafür hat sichs mittags entspannt gegessen – und sowohl schmackhafter als auch günstiger.

Grundsätzlich könnte ich mich problemlos durch die hiesige Gastronomie mampfen. In einem jüngst durchgeführten Rating der Veganen Gesellschaft Schweiz landete die Stadt Luzern im Hinblick auf die Anzahl veganer Restaurants auf Platz fünf der grösseren Schweizer Städte. Auf 10,5 Restaurants pro 10’000 Einwohnerinnen kommt Luzern. 87 Lokale bieten Fleischalternativen, während 6 ohne Tierprodukte auskommen und weitere 4 vegetarisch sind (zentralplus berichtete). Zum Beizenhocker werde ich trotzdem nicht – nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen.

Auch meine Gäste werden vegan bekocht

Ende Woche durfte ich zudem Gäste bekochen. Bloss keine Mühe solle ich mir machen, hat es geheissen. Darum habe ich einen Dreigänger vorbereitet, inklusive Fake-Lachs-Aperohäppchen und selbst gebackenen Brotes. Hier drängte sich mir plötzlich die Frage auf: Ist Brot vegan? Klar, Butter ist es nicht, was ist aber mit Hefe? Kurz nachgeschlagen und aufgeatmet. Weil Hefepilze und Mikroorganismen kein zentrales Nervensystem haben, gehören sie nicht dem Tierreich an und sind auch kein tierisches Produkt. Ergo: Hefe ist vegan. Und mein mit Dörrtomaten angereichertes Brot ist es damit auch.

Serviert habe ich es nicht nur zum gemischten Salat, sondern auch zur selbstgemachten Hartweizengriess-Pasta an einem Basilikum-Pesto. Für die Gäste gab es noch die Wahl zwischen Parmesan oder dem veganen Nussmesan. Sie griffen zum Original. Als Abschluss gab es eine vegane Pannacotta mit Kokos und Mango-Sauce. Prädikat: schmackhaft!

Vegane Entdeckung der Woche: selbstgemachtes Brot mit italienischen Kräutern und Dörrtomaten

Veganer Abtörner der Woche: zum Essen eingeladen werden und das Hirn zu Hause lassen

Drei Wochen sind geschafft, eine bleibt noch übrig (plus die vier Tage Nachspielzeit). Ob der Weg zur Ziellinie ein gemütlicher Spaziergang wird oder aber in einer Odyssee endet, wird sich zeigen. Auf jeden Fall naht das Ende. Oder wie es immer vollmundig in Hollywood-Trailern heisst: «das epische Finale eines weltweiten Phänomens».

Verwendete Quellen
  • Schweizer Städte im veganen Gastro-Ranking
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 20.01.2024, 17:47 Uhr

    auch als Gast muss man nicht mitmachen, ist alles Freiwillig!

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon