Ein Selbstversuch – Woche 2

«Veganuary»: Alles Käse mit den Alternativen

«Ist das Käse oder kann das weg?» Viele vegane Ersatzprodukte schmecken dem Gastroredaktor. Käsealternativen gehören nicht dazu (Bild: cbu). (Bild: cbu)

In der zweiten Woche des «Veganuary»-Selbstversuchs kämpft sich Gastroredaktor Chris Bucher durch alte Probleme – und findet neue Lösungen. Mit einigen Produkten steht er allerdings auf Kriegsfuss.

«Gopferdammisiech, kriegen die denn kein einigermassen akzeptables veganes Joghurt auf die Reihe?» Das war ich am Montagmorgen, mit einem Löffel «fermentiertes Sojaprodukt mit Aprikosengeschmack» im Mund. In der letzten Woche habe ich mich motiviert durch eine ganze Reihe von verschiedenen veganen Joghurtalternativen gelöffelt – danke auch an dieser Stelle für die Tipps aus der Kommentarspalte des letzten Artikels.

Quintessenz dieser Degustierorgie war allerdings ein mies gelaunter Gastroredaktor. Und das schon zum Wochenstart. Alle empfohlenen Produkte konnte ich zwar noch nicht ausfindig machen, ich erkläre die Schlacht also noch nicht als verloren.

Auch sonst ist meine zweite Woche im Veganuary nicht besonders positiv gestartet. Gleich am Montag hab ich die Regeln nach wenigen Stunden gebrochen. Bei einem geschäftlichen Mittagessen gab es nämlich eine hausgemachte Bauernbratwurst. Dafür hänge ich nach dem Königskuchenverstoss von letzter Woche im Februar noch einen zweiten veganen Tag an.

Selbstgemacht schmeckt am Besten – meistens

Zunehmend zeigt sich: Was ich selbst, und meist von Grund auf, koche, schmeckt mir oft viel besser als Fertigprodukte. Diese Erkenntnis kommt nicht irrsinnig überraschend. Aber sie zeigt mir: Auf die faule Art komme ich nicht bis zum Monatsende durch. Wäre auch langweilig gewesen.

Es wird also Zeit, Stufe 2 des Veganuary zu zünden und den Synapsenfriedhof im Hinblick auf Rezepte neu zu beleben. Glücklicherweise habe ich im Vorfeld genug Rezeptideen eingeholt, um mich kreativ auszutoben. Gestartet hab ich am Dienstag allerdings mit einem einfachen Klassiker.

What the Vozz … arella

Als Fan italienischer Teigfrisbees habe ich mich voller Vorfreude ans Werk gemacht. Pizza Verdure stand auf meinem Plan. Den Teig mache ich jeweils selbst, Tomatensauce ist auch keine Hexerei und passendes Gemüse hatte ich ebenfalls im Kühlschrank. Zu ersetzen gab es lediglich den Mozzarella. Also bin ich losgezottelt, um ein Alternativprodukt zu kaufen.

Dieses lässt sich unter verschiedenen – teils etwas fragwürdigen – Namen finden. Wie etwa «Vozzarella». Oder «Mozzavella». Oder einfach «Pflanzliche Alternative zu Reibkäse». Mit dem Produkt meiner Wahl gings wieder nach Hause, wo ich die Pizza zusammengebaut und in den Ofen geschoben habe. Nach zwei knusprig-heissen Stücken stellte ich erfreut fest: Zum Glück lässt sich dieser «Käse» leicht wieder von der Pizza abschaben. War gar nicht mein Fall. In der Tendenz geschmacksbefreit, kein Schmelz und unsympathische Farbe.

Schmeckt noch schlimmer als sie aussieht. (Bild: cbu)

Alles Käse

Auch sonst werde ich mit veganem Käse nicht warm. Ich habe ein klassisches Brotznacht mit Ruchbrot und Konfitüre um eine vegane Trockenwurst (angenehm würzig, hat mir gut geschmeckt!) und einen Camembert auf Basis von fermentierten Nüssen ergänzt. Mit diesen Käsealternativen halte ich es wie mit Fussballspielen: Kann man sich geben, muss man aber nicht. Ich halte mich in beiden Fällen an Letzteres.

Da bleibe ich lieber bei Ebly-Gerichten mit frischem Gemüse, Risottovariationen oder asiatischen Speisen inklusive Sushi (logischerweise ohne Fisch, dafür mit Gurke, Pepperoni oder Rüebli). Das ist zwar alles einiges aufwendiger, dafür machts auch mehr Spass. Beim Kochen und spätestens auch nachher auf dem Teller.

Fazit zu Woche 2

Woche 2 war geprägt von viel eigener Küchenarbeit, gedämpfter Experimentierfreude mit Fertigprodukten und der Suche nach dem perfekten Joghurtersatz. Noch fällt es mir bisweilen schwer, des Abends vorzukochen (zumal ich Aufgewärmtes in der Mikrowelle in etwa so gern esse wie ein «fermentiertes Sojaprodukt mit Aprikosengeschmack»). Die Rezepte für nächste Woche sind bereit und auch das Konto konnte diese Woche etwas aufatmen. Selbst am Herd stehen führt nicht nur zu besseren Ergebnissen – es ist auch eine ganze Ecke günstiger.

Vegane Entdeckung der Woche: Richtig lecker fand ich veganes Tatar. Oder, wie die es auf der Verpackung äusserst unsexy heisst: Ackerbohnenzubereitung. Dazu getoastetes Brot, Essiggürkchen und, voila: ein feines, leichtes Znacht.

Veganer Abtörner der Woche: Elegant abschabbarer Pizza«käse»

Kleiner Nachtrag: Ich falle vom Glauben ab. Joghurts werden doch nicht zu meinem Waterloo! Es gibt sie! Die Schmackhaften. Die Geniessbaren. Mein neuer Stern am Himmel: ein Himbeerjoghurt auf Mandelbasis.

Verwendete Quellen
  • Selbstversuch
  • Zutatenliste zahlreicher veganer Produkte
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Sepp Caumen
    Sepp Caumen, 16.01.2024, 20:44 Uhr

    Ich schliesse mich der Meinung von LD an: Sich Vegan zu ernähren bedeutet sich neue Koch- und Essgewohnheiten anzueignen. Das geht natürlich nicht über Nacht und ist ein spannender Prozess – jedenfalls für Menschen die offen sind für Neues und nicht in alten Gewohnheiten und Meinungen erstarren. Die Welt ist nicht mehr was sie vor 100 Jahren war. Warum uns trotzdem noch gleich ernähren wie unsere Urgrosseltern? Die Bratwurst durch Tofuwurst und Käse mit alternativem Ekelzeugs zu ersetzen – das ist nicht die feine Art, und definitiv kein Freudenjuchzer für den Gaumen. Zudem erscheinen mir diese Ersatzprodukte ziemlich tot und auf keinen Fall nachhaltig. Statt also veganes Fondue zu essen, lieber das Fondue komplett streichen und sich auf eine gustatorische Entdeckungsreise begeben: Welche geniale Vielfalt es an Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Früchte, Nüsse, Samen, Kräuter und Gewürzen gibt – und wie man sie meisterhaft zu einem Jubel für die Sinne zubereitet. In diesem Sinne: Viel Spass beim Erforschen und guten Appetit!

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  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 14.01.2024, 14:58 Uhr

    Nebst sicher gesundem Gemüse und Getreide tönen einige Vegiprodukte irgendwie nach energieintensivem Industriefood 🤢, den sich nur finanziell besser situierte, verwöhnte Westeuropäer-/innen leisten können.

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  • Profilfoto von LD
    LD, 14.01.2024, 13:44 Uhr

    Alle was tierische Produkte imitiert, ist Lug und schmeckt nicht. Vegan essen bedeutet anders zu kochen. Punkt.

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