Ohne Zucker und Süssstoffe

Luzerner Jungunternehmer setzt auf japanischen Energy-Drink

Niklas Jung bringt im November ein Erfrischungsgetränk auf den Markt. (Bild: cbu)

Seine Produkte sollen das Gegenstück zu gängigen Energy-Drinks werden. Der Luzerner Niklas Jung setzt mit seinem Luzerner Start-up auf Grüntee – und den «Flow».

Energy-Drinks, Cola, Eistees, Mate, Mineral mit oder ohne Geschmack – Erfrischungsgetränke gibt es in der Schweiz in allen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen. Naja, in fast allen, wenn es nach dem Luzerner Jungunternehmer Niklas Jung geht.

Der 32-Jährige befindet derzeit sich in den letzten Zügen eines Projekts, das er im vergangenen halben Jahr aus dem Nichts aufgebaut hat. «Kaisu» heisst sein Start-up, das in wenigen Wochen eigene Erfrischungsgetränke auf Grünteebasis auf den Markt bringt. Der Idee liegt ein Besuch in Japan zugrunde.

Von Japan in die Schweiz

Während in Japan zahlreiche Verkaufsautomaten, Bars und Restaurants ungesüsste Teegetränke anbieten, sind diese hierzulande nicht bekannt, meint Jung. «Warum gibt es kaum Erfrischungsgetränke ohne Zucker oder Süssstoffe?», fragte er sich, als er, zurück in der Schweiz, vor dem Getränkeregal stand. Mit «Kaisu» will er beides nun ändern.

Das Alleinstellungsmerkmal seiner kohlensäurehaltigen Getränke liegt in den Zutaten. Insbesondere am Genmaicha – einer traditionellen japanischen Teemischung aus Grüntee und geröstetem Reis. Sie bildet die Grundlage für die verschiedenen Varianten, die Niklas Jung im Alleingang und in der heimischen Küche herausgetüftelt hat. Bis er mit seinem eigenen Getränk zufrieden war, brauchte es zahlreiche Versuche. «Ich habe mich durch etwa 30 japanische Teefarmen und 150 verschiedene Grünteevarianten probiert, bevor ich die Passende gefunden habe.» Die Teeblätter importiert er direkt aus Japan.

Nach Rückmeldungen von Freunden und Bekannten entschied er sich für drei Geschmacksrichtungen: Eine, die an das japanischen Original angelehnt ist, eine mit Ingwer und eine mit Yuzu, einer japanischen Zitrusfrucht. Mit den finalen Rezepturen ging er auf die Suche nach einem Produzenten, der ihm bei der Produktion hilft.

Keine leichte Aufgabe. «Ich habe zahlreiche Absagen bekommen», sagt Jung. Probleme waren unter anderem der Wunsch von Jung, dass der Grüntee frisch und im Cold-Brew-Verfahren aufgegossen werden sollte. Und auch die relativ kleine Menge, die er fürs Erste produzieren wollte. Fündig wurde er schliesslich bei einer Brauerei im Kanton Bern. Hergestellt werden die Getränke somit gänzlich in der Schweiz. Produziert hat er 300 Liter pro Sorte, insgesamt 2500 Dosen warten nun darauf, unter die Leute zu kommen.

Niklas Jung geht mit dem «Flow»

Um ein modernes Getränk effizient vermarkten zu können, braucht es auch eine entsprechende Botschaft. Niklas Jung setzt neben den natürlichen Zutaten und dem Veganlabel auch auf den «Flow». Jung, der selbst Zenmeditation praktiziert, erklärt, dass damit ein Zustand der Entspannung und Konzentration gemeint ist. «Kaisu» soll langanhaltende Energie liefern, ohne Herzrasen oder Koffeinabstürze zu verursachen, wie das teilweise bei anderen Energy-Drinks der Fall sei. Grüntee gilt mit seinem Koffeingehalt als natürlicher Muntermacher, das im Tee enthaltene L-Theanin hilft bei der Entspannung. Es sei natürlich aber kein Wundermittel zur sofortigen Tiefenentspannung, stellt der Luzerner Unternehmer klar.

Um die Markttauglichkeit seiner Idee zu testen, hat Niklas Jung eine ungewöhnliche Taktik angewendet. Er hat seine Getränkedosen designt, auf mehreren Plattformen beworben und über einen eigens dafür entwickelten Onlineshop verkauft – noch bevor auch nur eine einzige Getränkedose produziert war. Dann hat er die Bestellungen storniert, die Kunden über sein Projekt informiert und Gutscheine verschickt. Für Unmut habe das bei den Kunden nicht gesorgt, erklärt Jung. Im Gegenteil habe es das Interesse gesteigert und ihn in seiner Idee bestärkt.

Farbenpracht aus Alu: So sehen die Kaisu-Dosen aus. (Bild: zvg / Kaisu)

«Kaisu» ist nicht das einzige junge Unternehmen aus Luzern, das auf trendige Getränke setzt. So stellen beispielsweise «Loris» und «El Tony» seit Jahren Mate her und haben sich in der Vergangenheit fix in der Schweizer Getränkelandschaft etabliert (zentralplus berichtete). Diese Grösse wünscht sich auch «Kaisu» für die Zukunft. Die Ambitionen sind durchaus da. «Ich will einen neuen, natürlichen Massstab erreichen für Erfrischungsgetränke – ohne Zucker oder Süssstoff», sagt Niklas Jung.

Schweizer Gastronomie und Detailhandel im Blick

Derzeit ist «Kaisu» eine Einmann-AG mit Sitz an der Pilatusstrasse, wie Jung erklärt. Von der Konzeption bis zum Vertrieb, Marketing und Buchhaltung erledigt er alles selber. «Ich bin es mir gewohnt, mehrgleisig unterwegs zu sein», sagt er. Denn «Kaisu» ist nicht die erste Firma, die der umtriebige Unternehmer ins Leben gerufen hat. Bevor ihn der Reiz eines eigenen Erfrischungsgetränk vereinnahmte, war er Vollzeit für eine Videomarketingagentur tätig, die er vor rund elf Jahren gründete. Diesem Unternehmen bleibt Niklas Jung zwar noch als Inhaber und VR-Präsident treu, er legt seinen Fokus nun aber vollumfänglich auf sein neustes Start-up.

In Zukunft soll ihn ein Team unterstützen. Vor allem, wenn das Getränk richtig einschlägt, wie Niklas Jung hofft. Erst einmal steht aber der Verkaufsstart bevor. Läuft alles nach Plan, stehen ab Mitte November die ersten Exemplare über den Onlineshop zum Verkauf.

Später plant er, die Getränke auch in den Detailhandel und in die Gastronomie zu bringen. Derzeit führt Jung Gespräche mit verschiedenen interessierten Parteien. Einige davon sind von nationaler Grösse. Da noch nichts spruchreif ist, bleiben entsprechende Namen vorerst noch ungenannt.

Und was, wenn die Idee scheitert? «Ein Risiko ist bei einem Start-up natürlich immer vorhanden», sagt der Jungunternehmer. Aber aufgeben steht für ihn nicht zur Debatte. «Wenn's nicht klappt, geht es zurück ans Reissbrett. Die Rezeptur anpassen oder gänzlich neue Getränke entwickeln – Ideen habe ich genug.» Findet «Kaisu» aber seine Fangemeinde, wird die Qual der Wahl vor dem Getränkeregal wohl noch grösser.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Niklas Jung
  • Website «Kaisu»
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