«El Tony Mate» aus Ebikon

Wie ein Getränk aus Luzern die Schweiz erobert

Saskia von Moos und Flo Würgler haben mit ihrem «El Tony» alle Hände voll zu tun. (Bild: zvg)

Mate statt Red Bull. Das Erfrischungsgetränk aus Südamerika wird hierzulande immer beliebter. Einer der grössten Produzenten stammt aus Luzern. Wir haben mit «El Tony» aus Ebikon über Wachstum und argentinische Wurzeln gesprochen.

Bei der Hitze kippen wir uns gerne ein kühles Erfrischungsgetränk hinter die Binde. Wer derzeit bei Luzerner Bade- und Pausenplätzen vorbeischlendert, sieht neben Bier und Cola auch ein anderes Getränk: Mate.

Ob in den Händen von Studenten, auf dem Schreibtisch der Redaktionskollegin oder in den Regalen von diversen Läden – Mate findet sich überall. Vor einigen Jahren noch ein Nischenprodukt, ist das Getränk heute aus Schweizer Bars und Clubs kaum mehr wegzudenken. Eine der bekanntesten Marken? «El Tony Mate», das seinen Ursprung in Luzern hat.

Ein unscheinbares Haus in Ebikon

Vom modernen Lifestyle, mit dem das Mate-Getränk oft verbunden wird, ist beim Firmensitz in Ebikon nichts zu sehen. Zumindest nicht von aussen. Statt einer grossen Fabrik befindet sich die Intelligentfood Schweiz AG, die hinter dem Erfolgsgetränk steht, im Erdgeschoss eines unscheinbaren Wohnblocks in Ebikon. Im Büro selbst, wo wir die beiden Marketingverantwortlichen Saskia von Moos und Flo Würgler treffen, ist hingegen klar erkennbar, wer hier eingemietet ist. Ein grosser Kühlschrank mit Mate-Dosen, Produktposter und Leuchtschriften an den Wänden deuten darauf hin.

Das Luzerner Getränkeunternehmen beschäftigt sich seit rund acht Jahren mit Mate. Die Entwicklung, Logistik, Vermarktung und der Verkauf des Getränks läuft über das Team aus Luzern. Aber was ist Mate überhaupt? Das Getränk wird mit Wasser und kleingeschnittenen Blättern der Matepflanze frisch aufgebrüht. Eigentlich wie Tee. «Genau genommen ist Mate aber kein Tee, weil Mate ein Kraut ist», stellt Saskia von Moos klar.

«El Tony ist eine europäisierte Version des argentinischen Originals.»

Saskia von Moos, Marketingverantwortliche

Der Matestrauch selbst wächst ausschliesslich im Dreiländereck Argentinien, Paraguay und Brasilien, wo das Gebräu auch seit Jahrhunderten angebaut und konsumiert wird. In Europa hat das Getränk erst vor einigen Jahren wirklich Fuss gefasst. Und auch das nur in einer Form, die es so in Argentinien nicht gibt.

«El Tony» ist für den Markt «europäisiert»

So sagt denn auch Saskia von Moos: «‹El Tony› ist eine europäisierte Version des argentinischen Originals. In Südamerika wird das Getränk nämlich heiss getrunken und ohne Kohlensäure.» Bei alteingesessenen Argentiniern würde «El Tony» wohl für ein Nasenrümpfen sorgen. «Aber wir bekamen durchaus schon gutes Feedback aus dem Ursprungsland», sagt von Moos gut gelaunt.

Der Grund für die Abwandlung der Rezeptur liegt auch in der Vermarktung. «Uns ging es darum, hier ein Getränk mit Mehrwert zu schaffen, das den Leuten auf Anhieb gut schmeckt», meint Flo Würgler. Und da Mate viele gesunde Eigenschaften nachgesagt werden, sei man schnell auf das Erfrischungsgetränk gestossen, das ähnlich viel Koffein enthält wie eine Tasse Kaffee.

Die Ersten waren sie nicht mit der Idee. Mate-Produkte gab es schon vor «El Tony» in der Schweiz. Das Luzerner Produkt hat sich allerdings in den vergangenen Jahren stark etabliert und gemäss dem Luzerner Team «eine eigene Getränkekategorie erschaffen».

Mitsurfen auf der Gesundheitswelle

Nicht zuletzt profitiert der Wachmacher vom aktuellen Zeitgeist. Der Trend führt nämlich weg von Zuckerbomben und hin zu gesünderen Alternativen. Das spüren auch hiesige Bars und Restaurants (zentralplus berichtete). Ein Fakt, den Saskia von Moos bestätigen kann. «Das Gesundheitsbewusstsein ist in unserer Generation klar gestiegen.» Dass ihr Produkt so gut ankommt, liegt nicht nur an der hauseigenen Rezeptur.

«Wir waren damals zur rechten Zeit am rechten Ort.»

Von Moos gibt zu, dass auch eine Portion Glück dazugehört. «Wir waren damals zur rechten Zeit am rechten Ort.» Und dass das Getränk heute so verbreitet ist, sei kein kurzlebiger Trend, sondern eine stetige Entwicklung. «Wir haben Jahre daran gearbeitet, die Marke zu etablieren. Das war ein schleichender Prozess», erklärt Florian Würgler.

Ein Knackpunkt bei schnell wachsender Nachfrage ist immer die Produktion, die Schritt halten muss, ohne dass man an Qualität einbüsst. Oder sonstige Einschränkungen in Kauf nimmt.

Eine argentinische Farm aus Schweizer Hand

Die hohe Nachfrage sei aber kein Problem, versichern Flo Würgler und Saskia von Moos. Das Mate-Kraut bezieht das Luzerner Unternehmen von einer Farm in Argentinien. Und denen geht das Kraut nicht so schnell aus. «In Argentinien wird mehr Mate als Kaffee getrunken», weiss von Moos und ergänzt: «Die Pindo-Farm beliefert noch weitere Mate-Hersteller in Südamerika.» Und weil das hiesige Mate-Produkt mit denen im Ursprungsland nicht vergleichbar sei, entstehe auch kein Konkurrenzdruck.

Die Pindo-Farm ist in den 1920er -Jahren von Schweizer Auswanderern aus dem Boden gestampft worden. Und sie ist noch heute in Schweizer Hand. Der Luzerner Betrieb hat enge Beziehungen zu der Farm in Misiones – der Farminhaber ist mit dem «El Tony»-Geschäftsführer Karl Schnyder verwandt.

«Mit ‹El Tony› haben wir alle Hände voll zu tun»

Um den CO₂-Verbrauch zu kompensieren, arbeitet die Firma in Ebikon mit Climate Partner zusammen. So unterstützt «El Tony» derzeit ein Windprojekt in Chile. «Alle Projekte werden regelmässig von unabhängigen Organisationen geprüft und sind nach internationalen Standards zertifiziert», versichert Saskia von Moos. Dafür misst die Organisation den CO₂-Verbrauch aller beteiligten Institutionen. Heisst: vom Hauptsitz in Ebikon, von der Farm in Argentinien und der Produktionsstätte im österreichischen Vorarlberg, wo das Getränk aufgegossen und abgefüllt wird.

Der Fokus bleibt bei Mate

Zwar hat die Intelligentfood Schweiz AG nebst «El Tony» mit dem «Monday»-Energydrink und dem «Puerto Mate» noch andere Drinks im Angebot, Ersterer ist aber definitiv der Bestseller. Und obschon die selbsternannten Mate-Experten Ideen für andere Produkte oder gar eine Expansion im Kopf haben, bleibt der Fokus derzeit bei ihrem Steckenpferd in der Schweiz.

Denn obwohl «El Tony» die Spitze der Schweizer Mate-Nahrungskette erreicht zu haben scheint, sei ein Ausruhen auf den Lorbeeren undenkbar. «Mit ‹El Tony› haben wir alle Hände voll zu tun», sagt von Moos.

Verwendete Quellen
  • Besuch vor Ort bei Intelligentfood Schweiz AG, Ebikon
  • Mail-Austausch mit Flo Würgler, Intelligentfood AG
  • Webseite Pindo-Farm
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter Gass
    Hanspeter Gass, 05.07.2023, 07:41 Uhr

    Im Bundesstaat Paraná in Brasilien und in Paraguay trinkt man Terere, was Mate kalt ist, sogar mit Eis.

    Im Bundesstaat Rio Grande do Sul in Brasilien sowie in Uruguay trinkt man Chimarão, dasselbe wie in Argentinien, aber die herva Mate ist zu Pulver verarbeitet, wird aber gleich getrunken.

    Dazu noch, in ganz Brasilien gibts ein populäres Getränk was Mate Leão heisst. Eiskalter Mate, wie Eistee, aus fermentiertem Mate. Vor allem an den Stränden Brasiliens sehr populär.

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  • Profilfoto von Pius
    Pius, 27.07.2022, 00:53 Uhr

    Das einzige Luzerner Mate ist das Loris Mate, El Tony wird in Österreich produziert und wird von Luzern aus vermarktet.

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