Standort in Luzern ist profitabel – bald

Krisengeschäft Lieferdienst? Stash passt Lieferpreise an

Preiserhöhungen beim Schnell-Lieferdienst Stash machen stutzig. (Bild: Stash)

Während der Pandemie haben Lieferdienste wie Stash geboomt. Auch in der Stadt Luzern. Mehrere Preiserhöhungen beim Expressdienst werfen jedoch Fragen zur Rentabilität auf.

Das Konzept ist simpel und effektiv: Gemütlich vom Sofa aus den Einkauf erledigen, auf den «Bestellen»-Knopf drücken und zehn Minuten später klingelt es schon an der Wohnungstüre. So das Versprechen des Lieferdiensts Stash. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich startete 2021 mit grossen Ambitionen und dem Clou, die bestellte Ware umweltschonend und im Eiltempo mit dem Velo auszuliefern. Seit Dezember 2021 bedient Stash auch die Stadt Luzern (zentralplus berichtete).

Mit dem Geschäft in Luzern ist die Firmenleitung «sehr zufrieden», wie Mitgründer Benno Burkhardt gegenüber zentralplus schreibt. Luzernerinnen bestellen mit Vorliebe lokale Marken, wie Produkte vom Ueli-Hof, Tony Mate (zentralplus berichtete) oder ansässige Biermarken.

Zweite Preiserhöhung in einem Jahr

Kunden von Stash dürften aber eine E-Mail vom Montag, 11. September, mit Stirnrunzeln aufgenommen haben. «Wir passen unsere Liefergebühren an», lautet die Betreffzeile. Darin wird die «Good News» aufgeführt, dass die Liefergebühren bei Vorbestellungen – beispielsweise am Tag davor – von 4.90 auf 3.90 Franken gesenkt wird.

Die «Not So Good News»: Bei den Spontanbestellungen, die innert Minuten beim Kunden ankommen – also beim Hauptverkaufsargument des Unternehmens –, erhöht Stash die Liefergebühren von 4.90 auf 5.90 Franken. Preiserhöhungen sind in den vergangenen Monaten per se keine Seltenheit (zentralplus berichtete). Bei Stash ist es jedoch bereits die zweite Erhöhung seit Jahresbeginn. Im Februar hob das Unternehmen die Liefergebühren für Spontanbestellungen schon um einen Franken an.

«Schnelle Lieferungen sind teurer und kosten mehr», erklärt Benno Burkhardt, Mitbegründer von Stash, auf Anfrage. Darum habe man die Preise an den Kostenstrukturen ausgerichtet. Heisst konkret: Die Lieferkosten für Spontanbestellungen wurden erhöht, jene für planbare Lieferungen gesenkt und solche für Bestellungen ab 75 Franken Warenwert gänzlich gestrichen.

Stash ist nicht profitabel – aber bald

Dass Stash noch keine schwarzen Zahlen schreibt, daraus macht das Unternehmen kein Geheimnis. Gemäss Burkhardt befindet Stash sich jedoch aufgrund verschiedener «Massnahmen zur Effizienzsteigerung» und Kostenoptimierungen – zu denen auch die jüngste Preisanpassung zählt – «an der Schwelle zur Profitabilität». Beim operativen Geschäft werde diese noch im September oder Oktober erreicht. Die gesamte Firma soll ab 2025 rentabel sein.

«Aktuell ist es unser primäres Ziel, die Profitabilität zu erreichen.»

Benno Burkhardt, Mitgründer Stash

Dafür müssen aber Expansionspläne vorerst hinten anstehen. Kurz nach der Lancierung von Stash erfreute sich der Blitzlieferdienst grosser Beliebtheit. Die Aussicht, an einem Abend mit Freunden noch kurz ein Sixpack Bier oder einen Stapel Tiefkühlpizza zu ordern und nicht stundenlang darauf warten zu müssen, sorgte für viel Interesse. Fast so schnell wie die Velokuriere aka «Stash Riders» lieferten, strebte das Unternehmen auch weitere Standorte an.

Expansionskurs vorerst eingestellt

Nach Luzern öffnete Stash Standorte in Basel und Genf, weitere Städte wie Bern, Lausanne und Winterthur sollten folgen. Das Unternehmen radelte mit grossen Ambitionen voran – musste dann aber die Bremse ziehen. Nach knapp sechs Monaten stellte Stash den Betrieb in Basel und Genf ein. Expansionspläne ins Ausland legte Stash ebenso auf Eis. «Die Auslandexpansion spielt keine Rolle mehr; stattdessen interessieren uns Zürcher Agglo-Gebiete wie Schlieren oder Seebach stärker», sagte CEO Simon Koch im Juni 2022 gegenüber der «Handelszeitung».

Daran hält das Unternehmen ein Jahr später nach wie vor fest. «Aktuell ist es unser primäres Ziel, die Profitabilität zu erreichen. Sobald dieses Ziel erreicht ist, wird auch wieder in Wachstum investiert werden», schreibt Benno Burkhardt. Wie Burkhardt gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagte, gibt es Zusagen von bestehenden und neuen Investoren für die kommenden Monate. Die Finanzierung bis Ende Jahr sei gesichert.

Stash ist mit dem gegenwärtigen Kurs nicht alleine. Auch internationale Quick-Commerce-Anbieter wie Flink oder Getir (ehemals Gorillas), die beispielsweise in Deutschland auf eine schnelle Expansion hofften, mussten ihre Strategie anpassen und setzen ihren Fokus vorerst auf Profitabilität.

Verwendete Quellen
  • E-Mail von «Stash»
  • Schriftlicher Austausch mit Benno Burkhardt
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Artikel in der «Handelszeitung»
  • Website «Stash»
  • Artikel im «Businessinsider»
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