«Sorgen-Karussell» der Gastro dreht schneller

Jetzt wird dein Restaurantbesuch in Luzern teurer

Thomas Tellenbach von «Gastro Luzern» sorgt sich um die Branche. (Bild: Unsplash / Louis Hansel / zvg)

Nach Corona rasselt die Gastronomie in die nächste Krise. Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise zwingen Restaurants und Hotels dazu, die Preise zu erhöhen. In Luzern liegen die Nerven in einigen Betrieben blank.

Von einer Misere in die nächste. Zwei Jahre lang hat die Corona-Pandemie die Gastronomie-Branche durchgeschüttelt. Einschränkende Massnahmen des Bundes, Lockdowns, Ansteckungsängste der Gäste. Keine leichte Zeit für Beizen, Bars und Hotels.

Mit dem Krieg in der Ukraine kommt nun der nächste Hammer. Energieknappheit und Rohstoffmangel verursachen in der hiesigen Gastro- und Hotelbranche grosse Probleme. So sagt Thomas Tellenbach vom Verband Gastro Luzern auf Anfrage: «Die Herausforderungen werden immer komplexer und das Sorgen-Karussell dreht immer schneller. Kaum ist eine Herausforderung geschafft, kommt die nächste auf die Gastronomie und Hotellerie zu.» Das schlägt auf die Moral. «In einigen Betrieben liegen die Nerven blank.»

Gastro-Preise ziehen im nächsten Quartal an

Viele Betriebe in der Branche nagen noch immer an der finanziellen Situation, versuchen, ihre in der Pandemie aufgebrauchten Reserven wieder reinzuholen. Dass nun alles teurer wird, erschwert die Lage zusätzlich. Schweizweit sehen sich Gastro- und Hotelbetriebe deshalb zu einem drastischen Schritt gezwungen.

Eine Umfrage der «KOF - Konjunkturforschungsstelle» der ETH Zürich zeigt: 63,8 Prozent der befragten 4'500 Betriebe müssen im nächsten Quartal ihre Preise erhöhen. Der Grund: Waren-, Energie- und Personalkosten steigen.

Die Preiserhöhung sei eine Notwendigkeit. So sagt auch Thomas Tellenbach: «Mir ist kein Gastronom bekannt, der aus lauter Gewinnlust die Preise erhöht.» Und weiter: «Die meisten kämpfen sich durch die Zeit und hoffen auf eine Besserung im Energiesegment.»

Auch die Hotellerie ist von den Entwicklungen betroffen. Gemäss dem Bericht werden die Zimmerpreise voraussichtlich in fast jedem zweiten Hotelbetrieb (47 Prozent der befragten Betriebe) erhöht.

Ob die Gäste mitmachen, ist unklar

Von den Erhöhungen ist so ziemlich das ganze Angebot betroffen. Von der Pizza bis zum Schnitzel und dem Espresso. Maurus Ebneter, Präsident des Basler Wirteverbands, schätzt, dass sich die Preise um fünf bis zehn Prozent erhöhen werden. Ob das die Kundschaft akzeptiert? Ebneter ist optimistisch. «Das ist noch durchsetzbar, die Leute sehen ja, dass rundherum alles teurer wird», wird er in der «Aargauer Zeitung» zitiert.

Etwas kritischer sieht man die Situation in Luzern: «Die Frage ist, ob unsere Kunden, die den Gürtel aufgrund von diversen Preisanpassungen enger schnallen müssen, dies verkraften oder goutieren», sagt Tellenbach. Letztlich wird es die Zeit zeigen.

Bleiben die Preise oben?

Wie werden sich die Preise in der Gastronomie und Hotellerie künftig entwickeln? Bleiben sie oben oder besteht eine Möglichkeit, dass sie in absehbarer Zeit wieder sinken? «Preisanpassungen nach oben müssen aufgrund der höheren Grundkosten durchgeführt werden», so Tellenbach. «Sollten sie sich wieder in gleichem Ausmass nach unten bewegen, könnte es sein, dass dies an die Kunden weitergegeben wird.»

Was gemäss Tellenbach nicht sinken wird, sind die gestiegenen Lohnkosten. Denn der Dachverband «GastroSuisse» veröffentlichte im Juni einen Aktionsplan, mit dem gegen den Fachkräftemangel vorgegangen werden soll. Einer der Punkte: «zeitgemässe Lohn- und Arbeitsmodelle» (zentralplus berichtete). Denn sowohl Lohn als auch die Arbeitszeiten sind oft genannte Kritikpunkte in der Branche und auch mit ein Grund, warum Leute abwandern – oder sich erst gar nicht für die Gastronomie-Branche entscheiden.

Die Leute gehen wieder ins Restaurant

Aktuell geben die Leute wieder vermehrt Geld aus für Restaurants und Hotelübernachtungen. Das Bedürfnis, nach der Corona-Pause wieder auszugehen, stieg in den vergangenen Monaten stark an. So verzeichneten Betriebe in der Schweiz im vergangenen Jahr sehr erfreuliche Zahlen, wie eine Grafik des «KOF»-Berichts zeigt.

Nach den beiden Corona-Jahren hat's die Schweizerinnen wieder in Scharen in die Restaurants gezogen.
Nach den beiden Corona-Jahren hat es die Schweizerinnen wieder in Scharen in die Restaurants gezogen. (Bild: Kof-Bericht / Gastro Suisse)

Das ist für die Restaurants und Hotels auch ein dringend nötiger Segen, denn in den Vorjahren brachen die Zahlen massiv ein. Zu diesem Schluss kam das Bundesamt für Statistik (BFS), das in seiner jüngsten Erhebung die Zahlen des Corona-Jahrs 2020 ausgewertet hat. Schweizweit gaben Herr und Frau Schweizer für Restaurant-Besuche und Hotel-Aufenthalte im Vergleich zu 2019 rund 38 Prozent weniger aus. Das sind 343 Franken pro Monat.

Die Grafik des BFS zeigt, wie stark die Ausgaben der Schweizer Bevölkerung für die Gastronomie im 2020 abgenommen haben. (Bild: Bundesamt für Statistik)

Ein gastronomischer Teufelskreis

Der aktuelle Andrang auf Restaurants bringt aber auch eine zusätzliche Herausforderung mit sich. Gastro Luzern freut sich zwar über den Andrang in den Restaurants. «Das ist wunderschön und spricht von hohem Vertrauen in unsere Branche.» Aber dadurch wird auch der Personalmangel direkt spürbar.

«Das Interesse an Weiterbildungskursen war noch nie so hoch wie im Moment.»

Thomas Tellenbach, Gastro Luzern

Immerhin ist hier Besserung in Sicht. Zumindest stellenweise. Thomas Tellenbach, der auch als Betriebsleiter des Aus- und Weiterbildungszentrums «G'art» an der St.-Karli-Strasse in Luzern tätig ist, sagt: «Das Interesse an Weiterbildungskursen war noch nie so hoch wie im Moment. Unsere Kurse sind praktisch alle ausgebucht.» Das hänge mit der Bildungsoffensive des Landesgesamtarbeitsvertrags zusammen, der die Kurskosten für Kurse mit Zertifikatsprüfungen übernimmt.

Neue Gastro-Berufe sind begehrt

Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge in der Branche sei im Vergleich mit anderen Jahren nur leicht gesunken. Der Nachwuchs ist also grundsätzlich interessiert – was zentralplus im Gespräch mit mehreren Jugendlichen in Luzerner Betrieben bestätigt wurde (zentralplus berichtete).

Besonders begehrt ist der 2017 geschaffene Beruf Hotelkommunikationsfachfrau EFZ. Dafür seien die «alten und angestammten Berufe» in der Gastronomie rückläufig. Letztlich ist Tellenbach zuversichtlich, «dass es unsere Branche auch Ende des Jahrhunderts noch geben wird. Einfach in einer etwas moderneren Form.»

Verwendete Quellen
  • Umfrage der KOF - Konjunkturforschungsstelle
  • Schriftlicher Austausch mit Thomas Tellenbach, Gastro Luzern
  • Erhebung Bundesamt für Statistik
  • Artikel in der «Aargauer Zeitung»
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6 Kommentare
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    KAS, 14.12.2022, 06:32 Uhr

    Service in Restaurants ist seit Jahrzehnten inbegriffen und trotzdem wird auch offiziell vom Wirteverband wieder ein Tip erwartet. Ich kaufe lieber Bio- und andere Luxus-Lebensmittel sowie teuren Wein ein und geniesse es Zuhause statt im Restaurant Nichtbio-Lebensmittel und einfachen aber überteuerten Wein zu trinken. Ich erkenne oft auf der Weinkarte die Weine, die ich im Weinkeller habe und sehe den Marge-Faktor 3 bis 4! Zudem musste ich im Restaurant oft zu lange warten, bis endlich bezahlt werden kann.

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    Kasimir Pfyffer, 28.11.2022, 07:31 Uhr

    Grauenhaft, dieses Leid. Wo können wir spenden?

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    psychomodo, 26.11.2022, 18:00 Uhr

    Die Gastrononie und die Linken kennen nur ein Wort «Jammern was das Zeug hält»

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    Armando, 26.11.2022, 13:01 Uhr

    Ein Grund mehr, die Restaurant-Besuche (in der Schweiz) drastisch einzuschränken. Preise hier sind doppelt oder sogar dreimal so teuer wie in Italien, Österreich oder Deutschland. Die Schweizer Gastronomie kann mir gestohlen bleiben, die Hotels mit ihren horrenden Preisen ebenfalls. Ich gebe mein Geld dort aus, wo noch einen echten Gegenwert bekomme.

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      Daniel Steiner, 26.11.2022, 14:12 Uhr

      Dann kannst du ja nach Italien Deutschland oder Österreich auswandern und zu deren Löhnen arbeiten. Mal sehen wie lange es geht bis du dich über die Gastro- und Hotel Preise aufregst…

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      Hedi, 26.11.2022, 16:31 Uhr

      Ist dein Lohn und deine Miete auch gleich wie in Österreich oder Italien?

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