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Restaurant-Test

Schiff Unterägeri: Knoblauch, Berge von Knoblauch

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Schweizerisch
  • Ambiente Traditionell
Unter Testbesuch führte uns diesmal nach Unterägeri ins Restaurant / Pizzeria Schiff. (Bild: hch)

Die Idylle täuscht nicht: Am Ufer des Ägerisees gelegen, geht es im Restaurant Schiff in Unterägeri gemütlich zu und her. Unseren Testbesuch haben wir nicht so schnell vergessen. Neben einem Mistkratzerli mit einer Portion Knoblauch, die selbst Graf Dracula in die Flucht geschlagen hätte, hinterliess auch der Hackbraten einen bleibenden Eindruck.

Das Restaurant Schiff in Unterägeri, das eine nicht alltägliche Kombination aus gepflegtem Speiserestaurant und Pizzeria bietet, stand schon länger auf unserer Testliste. Da war ein schöner und warmer Sommerabend auf der Terrasse optimal geeignet, den Gehalt der postiven Empfehlungen, die uns immer wieder erreichten, zu prüfen.

Der Einstieg erfolgt mit etwas Tomatenbutter, die zusammen mit einem sehr guten Brot gereicht wird. Danach folgt die Vorspeise, ein Mango-Avocado-Salat (13 Franken), der fast ganz von Sprossen bedeckt ist. Bei den verwendeten Mangos konnte sich die Küche offenbar nicht ganz für die Richtung entscheiden. Neben grünen Früchten, wie man sie in der asiatischen Küche gerne in einen Salat schnipselt, fanden auch einige sehr süsse Stücke den Weg in den Teller. Zusammen mit der Avocado und scharfen roten Zwiebeln ergab sich so eine eher überraschende Kombination.

Variantenreich auch bei den Mistkratzerli

Nicht weniger als 16 Mistkratzerli – oder Stubenküken, wie es im Hochdeutschen heissen würde – stehen auf der Spezialitätenkarte. Bis Ende August gibt es die Junghühner klassisch grilliert oder gebacken, nach Kentucky Style mit Süssmais, Tomaten und Speck, nach spanischer, italienischer, portugiesischer, indischer, chinesischer und auch Tessiner Art.

Wer die Wahl hat ... macht es sich einfach und entscheidet sich für den Favoriten der Küche. In diesem Fall ist es ein Honig-Basilikum-Knoblauch-Poulet, das etwas verschämt in einer Alufolie serviert wird (38 Franken). Ist die Folie erst einmal geöffnet und das Geheimnis gelüftet, zeigt sich ein halber Vogel auf einem Knoblauchbett.

Knoblauch, Berge von Knoblauch, die sonst nur auf einem ungarischen Lángos zu finden sind, wie der Liedermacher Ludwig Hirsch mal so treffend besang. Aber das wäre eher ein Thema für das österreichische Restaurant nebenan, bei dem wir auch schon zu Besuch sein durften.

Knoblauch hinterlässt kaum Wirkung

Zurück also zum Poulet. Dieses schmeckt unaufdringlich süss, entgegen meinen Erwartungen hinterlässt auch der Knoblauch nur ein kaum wahrnehmbares Aroma. Für ein Mistkratzerli hätte ich mir das Fleisch etwas saftiger gewünscht, und knusprig ist das Ding aufgrund des Garens im Alumantel auch nicht. Insgesamt durchaus eine interessante Erfahrung wert; die klassischen Zubereitungsarten grilliert oder gebacken sind aber doch kaum zu schlagen.

Knusprig geht es dafür bei den Pommes frites zu. Und dies bis zum glücklichen Ende, da sie ebenso wie das ganze Poulet in zwei Gängen serviert werden. Nun erklärt sich auch das viele Besteck rund um den Teller. Die schmalen Kartoffelstängel sind zwar nur selbst gekauft, wie der Service einräumt, werden von der Schiffscrew aber mit einer eigenen, sehr überzeugenden Würzmischung versehen.

«Bester Hackbraten seit langer Zeit»

In einem Gang serviert wurde hingegen der Hackbraten meiner Begleitung zu 35 Franken. Obwohl der Teller nicht eben klein ausfiel, reichte der Platz nicht aus, das Gemüse optisch ansprechend zu drappieren. Immerhin waren es je nach Zählweise fünf bis acht Sorten, die auf einem separaten Teller gereicht wurden – da geht niemand hungrig nach Hause.

Das Lob gebührte jedoch dem Fleisch. «Sehr, sehr gut, sowohl das Fleisch als auch die Sauce. Das ist seit vielen Jahren der beste Hackbraten», lautete das kurze Fazit von vis-à-vis. Neben den vier Tranchen, die teilweise von Champignons und Speckwürfeli bedeckt waren, wartete eine perfekt gebratene Rösti auf den Verzehr – und der erfolgte bis auf den letzten Krümel.

Das Tiramisu zum Abschluss

Da wird es schwierig, noch Platz für ein Dessert zu finden. Doch wer auf der Karte ein Tiramisu anbietet, hat schnell einmal gewonnen. Das Klassische natürlich, kalorienreduzierte Früchte-, Joghurt- oder Zwiebackvarianten dürfen mir «gebettybossit» bleiben. Die paar Kalorien zusätzlich wurden wir zwar anderntags bei einer Wanderung auf die Bannalp locker wieder los (zentralplus berichtete). Doch irgendwann ist trotz aller guten Vorsätze die Sättigungsgrenze erreicht. Dies war bei dem guten Stück, das weitgehend auf Bisquit verzichtete und wohl aus einem umso grösseren Teil aus Mascarpone bestand, schon vor der Hälfte der Fall.

Bewertung

Preis-/Leistung
**** von *****
Die Karte bietet viele Klassiker aus dem See und vom Feld, auch ein Poulet Casimir, Wiener Schnitzel oder Cordon bleu dürfen nicht fehlen, ausserdem werden zehn Tatarvarianten angeboten. Die Preise entsprechen dem Zuger Finish, Preis-/Leistung ist gut. Bei vielen Gerichten kann auch eine kleinere Variante gewählt werden. Der Hackbraten kostet mit den Beilagen 30/35 Franken, das beliebte Entrecôte «Café Fédéral» mit Kräuterbutter und Strohkartoffeln 43.30 Franken. Die 31 Pizzas mit sehr dünnem Boden stehen für 20.50 bis 30.50 Franken auf der Karte, auch hier können jeweils kleinere Varianten gewählt werden. Ausserdem gibts drei vegetarische/vegane Gerichte.

Mittags werden drei Menüs angeboten, zweimal wöchentlich wird ausserdem ein Seniorenzmittag zu speziellen Konditionen angeboten. Die Weinkarte ist vielfältig und mit einem Fokus auf die Schweiz; offene Weine beginnen ab sehr attraktiven 4.50 Franken/Deziliter, ausserdem werden Qualitätsweine offen ausgeschenkt.

Ambiente
**** von *****
Das Hotel aus dem Jahr 1903 bietet zwar nur wenige Gästezimmer, in den verschiedenen Lokalitäten des Restaurants finden aber bis zu 160 Personen Platz. Die Einrichtung ist zeitlos und mit viel Holz, es wird Wert auf schöne Weisswaren und originelles Geschirr gelegt. Aus der Coronazeit sind noch einzelne Plexiglastrenner vorhanden. Die schöne Terrasse ist auf einem überdachten Wintergarten, die Gartenstühle sind mit bequemen Kissen ausgestattet.

Service
*** von *****
Begrüsst werden wir von Bernadette Gardi, die den Betrieb seit 1981 führt. Seit dem Tod ihres Mannes Thomas 2017 steht Sohn Florian in der Küche. Die Reservation per E-Mail und Bestätigung funktioniert gut. Dabei führt ein falsch notierter Name anfänglich zu etwas Verwirrung, die sich aber schnell legt. Der Service ist freundlich und bemüht, die Wartezeiten sind ansprechend. Beim Wasser werden wir gefragt, ob wir einen halben oder ganzen Liter wünschen, erhalten dann aber zwei Gläser Hahnenwasser – verrechnet wird je ein Glas und eine Flasche. Schön angerichtete Teller und den zweimaligen Service beim Mistkratzerli machen das teilweise wieder wett.

Onlinefaktor
*** von *****
Die Seite mag etwas altbacken anmuten, bietet aber einen reichen Fundus an Informationen und ist weitgehend aktuell gehalten. Wein- und Speisekarten sind ebenso wie ein Lageplan vorhanden, Reservationen lassen sich per Webformular tätigen.

Die Rechnung im Restaurant Schiff Unterägeri.
Die Rechnung im Restaurant Schiff Unterägeri. (Bild: hch)

Schiff Unterägeri

Adresse:
Seestrasse 27
63124 Unterägeri

Telefon:
041 750 35 40

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 07.00–14.00 Uhr sowie 16.30–24.00 Uhr
Sonntag 07.00–23.00 Uhr
Karte
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 10.09.2023, 18:42 Uhr

    Bei 150.- Konsum sind die 1.50 fürs Hahnenwasser unnötig!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Selma
    Selma, 02.08.2023, 15:03 Uhr

    Seit vielen Jahren ein super Restaurant, sehr sympathische Wirtin.
    Gutes Preis /Leistungs Angebot. Leckeres Essen und immer wieder Abwechslungen mit Spezialitäten Wochen.
    Meine ganze Familie liebt das Restaurant Schiff in Unterägeri.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
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