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Restaurant-Test

Vienna Lounge Unterägeri: eine geballte Ladung Österreich

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Österreichisch
  • Ambiente Modern
Mit der Vienna Lounge in Unterägeri gibt es im Kanton Zug seit Kurzem das dritte österreichische Lokal. (Bild: hch)

Sehr viel Österreich auf dem Teller gibt es seit anfangs Jahr in Unterägeri. Mit der Vienna Lounge hat im Kanton Zug schon das dritte Lokal eröffnet, das sich ganz der Küche unseres östlichen Nachbars widmet. Und dabei keine halben Sachen macht, wie unser Testbesuch im Restaurant zeigte.

Die österreichische Küche scheint besonders im Kanton Zug auf grosse Begeisterung zu stossen. War der Kaiser Franz in der Vorstadt ab dem Jahr 2000 unangefochtener Platzhirsch, kam erst das Landhaus Steirereck in Cham dazu und nun Ende letzten Jahres in Unterägeri die Vienna Lounge. «Wir haben letztes Jahr am 6. Dezember eröffnet, in der schwierigsten Zeit», sagte Vienna-Gastgeber Marcel Kunz während unseres Besuchs im Restaurant. Seither spüre man einen Aufwärtstrend.

Authentizität in der Küche

Diese Zuger Vorliebe mag etwas erstaunen, denn selbst Österreicher konstatieren immer wieder, dass das Essen im 1918 an Italien verloren gegangenen Südtirol um Längen besser schmeckt. Gelobt wird dafür die Gastfreundschaft. Und hier widerlegt die Vienna Lounge alle Klischees. Denn auch wenn der Service ganz ohne Wiener Schmäh auskommt, fällt uns an diesem Abend immer wieder die ausgesprochen freundliche und aufmerksame Bedienung auf. Zudem sorgt der Salzburger Johannes Niedermayer in der Küche für Authentizität.

Und wie schlägt man sich auf dem Teller? Zum Apéro gibt es ein offenes Bier, das ebenfalls aus Österreich stammt (Brauerei Gösser) und erfreulicherweise für einmal tatsächlich eiskalt serviert wird. Das schon bald gebrachte Amuse-Bouche – ein Kabis-Rüebli-Salat mit schön kross gebratenem Speck – passt ideal zum herben Bier.

Opulenter Sommersalat

Zur Vorspeise bestelle ich einen Sommersalat; ein mit gedörrten Aprikosen, gerösteten Kernen und Sprossen garnierter Blattsalat mit Gurken, Radieschen, Tomaten und Chicorée. Der Salat ist reichhaltig, das Hausdressing eine eher etwas schwere Balsamicosauce. Das macht es insgesamt vielfältig, um nicht zu sagen überladen. Meiner Begleitung wurde auf Wunsch ein kleinerer Menüsalat serviert, der so nicht auf der Karte aufgeführt ist und ähnlich üppig ausfiel.

Bei den Hauptgängen fehlt eigentlich nur der Tafelspitz, davon abgesehen sind die österreichischen Klassiker alle vertreten. Wir entscheiden uns für ein Wiener Schnitzel und Wiener Kalbsgulasch. Das Schnitzel kommt gut ausgebacken, innen butterzart und mit einer knusprigen, gut gewürzten Panade – perfekt gelungen und mit einem schönen Nussaroma.

Neben den beiden Schnitzeln – mir reicht die kleine Portion – findet sich auf dem Teller die «Wiener Garnitur», bestehend aus Sardelle, Kaper und Zitrone. Das ist brutal authentisch, man möchte jedoch nicht wissen, wie viele Sardellen den Weg zurück in die Küche antreten.

Etwas weniger wäre mehr

Viel Freude bereiten auch die Preiselbeeren. Dass diese hausgemacht sind, ist an der angenehmen Säure zu spüren. Und vor allem fehlt diese breiige Süsse, die vielen Fertigprodukten einen so dumpfen Geschmack verpasst, dass man sich besser gleich aus dem Konfiglas bedienen würde. Ebenfalls authentisch ist die Stärke-Beilage, der Erdäpfel-Gurkensalat.

Auch beim Erdäpfelsalat zeigte sich die Begeisterung der Küche für eher schwere Dressings, persönlich hätte ich mir den Salat feiner geschnitten und leichter angerichtet gewünscht. Versteckt wurde er wiederum unter einer Haube von Sprossen, garniert mit Tomaten und Radieschen, dazu kam ein deutlich wahrnehmbares Senfaroma. Vielleicht könnte man in der österreichischen Küche den Fokus tatsächlich etwas auf das Südtirol richten und sich auf ganz wenige, ausgesuchte Zutaten beschränken.

Viel Austria auch beim Dessert in der Vienna Lounge

Umfangreich und klassisch ausgerichtet ist auch die Dessertkarte in der Vienna Lounge. Von Kaiserschmarrn über Apfelstrudel, Topfenknödel oder Heidelbeerdatschi wird in Unterägeri die ganze Palette von Sissis Lieblingen angeboten, auch Linzer- und Sachertorten wären auf der Liste. Wir begnügen uns stattdessen mit einem Kaffee, der – wie könnte es anders sein – von Julius Meinl stammt. Und noch einmal etwas Sehnsucht nach dem Südtirol aufkommen lässt.

Preis-/Leistung
Das normale Wiener Schnitzel wird für 44.50, die kleinere Portion für 33.50 Franken angeboten, das Kalbsgulasch mit Spätzli für 38 Franken. Neben den Klassikern führt das Lokal eine Karte mit Schmankerln, etwa österreichischen Gerichten wie Leberkas, Bauerntost oder Herrengröschtl, wie man sie aus Tiroler Alphütten kennt. Der Wirt hat sichtlich eine Begeisterung für österreichische Weine, auch im Offenausschank sind höherwertige Gewächse ab 9 Franken / Deziliter auf der Karte. Mittagsmenüs mit Suppe oder Salat zwischen 18.50 und 24.90 Franken.
*** von *****

Ambiente
Viel Holz, hohe Räume und eine Wurzelkommode mit Ahnengalerie in der Ecke: Man fragt sich, ist die Einrichtung nun modern oder rustikal? Jedenfalls kein Kitsch und das ist gut so. Etwas schwierig ist der Zugang zu den Toiletten, zu welchem man sich halb hinter dem Buffet durchquetschen muss. Ein kleiner Aussenbereich an der Hauptstrasse mit kaum übersehbarer Werbung des Kaffeelieferanten, der an diesem Abend aber geschlossen hat.
*** von *****

Service
Auf den «gneedigen Herrrn» kann man hier verzichten, denn Freundlichkeit geht nicht nur in Österreich, sondern auch in der Schweiz. Der Gastgeber fragt wiederholt nach, das Personal ist aufmerksam. Das Essen kommt zügig auf den Tisch.
***** von *****

Online-Faktor:
Auf der Startseite der Vienna Lounge in Unterägeri empfangen als Erstes die Mitarbeitenden, ebenso werden alle individuell vorgestellt – eine sehr wertschätzende Art. Die Menu- und die Weinkarte sind vorhanden, ebenso die Beschreibung von Anfahrtsweg und Parkmöglichkeiten. Reservationen sind nur via E-Mail oder telefonisch möglich. Zahlreiche Impressionen aus dem Lokal illustrieren die Website wie auch Bilder des Gastgebers auf österreichischen Weingütern.
*** von *****

DIe Rechnung gibt's zuletzt.
Die Rechnung gibt's zuletzt. (Bild: hch)


Vienna Lounge Unterägeri

Adresse:
Seestrasse 11
6314 Unterägeri

Telefon:
041 530 22 02

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag 11 bis 14 und 17 bis 23 Uhr, Freitag bis 23.30 Uhr
Samstag 10 bis 23.30 Uhr.
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Martha s.
    Martha s., 11.07.2022, 11:29 Uhr

    Es ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Kaiser Franz war nur bis 20. Nov. 1916 der Platzhirsch. Einen Tag später starb er in Wien.

    👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Franz Berlusconi
      Franz Berlusconi, 11.07.2022, 11:42 Uhr

      Kann ich so bestätigen.

      👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von menbruendler
      menbruendler, 11.07.2022, 11:45 Uhr

      Ich glaube er meint Kaiser Franz und nicht Kaiser Franz?

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 11.07.2022, 12:04 Uhr

      Kaiser Franz führt in Zug ein Lokal: https://www.zentralplus.ch/blog/eatn-drink/zum-kaiser-franz-im-roessl/

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