Grosis beim Wohnungstausch unterstützen? Stadtrat winkt ab
Ältere Zuger wohnen oft in Wohnungen, die für ihre Bedürfnisse zu gross sind. Der Stadtrat sieht aber keine Möglichkeit, sie bei einem Wohnungstausch zu unterstützen. Er fordert stattdessen mehr Flexibilität und Kreativität.
Viele ältere Menschen in Zug befinden sich in zu grossen Wohnungen. Da die Kinder ausgezogen sind oder der Partner verstorben ist, wird häufig nicht mehr die gesamte Wohnfläche gebraucht. Doch ein Umzug in eine kleinere Wohnung gestaltet sich häufig als schwierig und lohnt sich finanziell nicht.
So beschreibt die Mitte-Fraktion des Zuger Gemeinderats die Situation von älteren Menschen in Zug (zentralplus berichtete). In einem Vorstoss vom November befragen die Gemeinderäte den Stadtrat zu neuen Wohnformen, um den Bedürfnissen von älteren Menschen gerecht zu werden.
3000 bis 5300 Franken Miete weniger als üblich
Ältere Menschen seien bei der Wohnungssuche benachteiligt, meint nun der Stadtrat. Oft würden betagte Personen eine Wohnung aufgrund ihres Alters nicht erhalten oder sie finden keine altersgerechte Alternative. Der Wohnungsmarkt funktioniere ausserdem sehr schnell und häufig nur noch digital.
Der Stadtrat ist sich zudem bewusst, dass der Wechsel in eine kleinere Wohnung häufig teuer wird. Bestandsmieter zahlen in Wohnquartieren oder in Gemeinden, die an urbane Zentren grenzen, im Schnitt 16 Prozent weniger als Neumieterinnen. An guter Lage oder im Zentrum beträgt dieser «Verweilbonus» sogar rund 26 Prozent. Das mache durchschnittlich 3000 oder 5300 Franken weniger Miete als üblich. Und auch abgesehen davon werden die Mieten in den nächsten Jahren voraussichtlich noch weiter steigen, schreibt der Stadtrat.
Stadt Zug könne nicht ins Eigentumsrecht eingreifen
Als mögliche Massnahme schlägt die Mitte das Konzept des Wohnungstauschs vor. So könnten beispielsweise eine junge Familie in einer zu kleinen und ein verwitweter Rentner in einer zu grossen Wohnung ihre Heime tauschen. Doch der Stadtrat ist nicht begeistert von dieser Lösung. Das Kriterium der Wohnungsgrösse beschreibe die Wohnbedürfnisse älterer Menschen ungenügend. Ein Wohnungstausch sei nur zielführend, wenn der Ersatz altersgerecht sei.
Der Stadtrat sieht darüber hinaus auch keine Möglichkeit, um den Wohnungstausch zu fördern. Er habe keine rechtliche Grundlage, um solche Anreize einzuführen. Zudem scheint ihm der Wohnungstausch kein geeignetes Mittel gegen die Preisspirale zu sein. Ein Wohnungstausch bedeute in erster Linie einen Mieterwechsel. Und dieser beinhalte für private Vermieterinnen nun einmal die Möglichkeit einer Anpassung des Mietpreises. Auch wenn sich zwei Mietparteien also auf einen Tausch geeinigt hätten, hätten sie keinen rechtlichen Anspruch auf die bestehenden Konditionen.
Ins Eigentumsrecht könne der Stadtrat nicht eingreifen, für ihn stünden deshalb andere Lösungen im Vordergrund. «Aus der Sicht des Stadtrats ist eine grössere Flexibilität und Kreativität für zusätzliche Wohnformen und -modellen von allen Beteiligten, also von den Mietern und den Vermieterinnen, gefragt», schreibt er in der Antwort.
Es brauche ein besseres Wohnungsangebot
Die Interpellanten wollten vom Stadtrat weiter wissen, wie er Generationenwohnungen unterstützen könnte. Der Stadtrat verweist auf die geplanten Liegenschaften an der Zugerbergstrasse 6 bis 10. Dort sind unter anderem Clusterwohnungen geplant. Dabei handelt es sich um eine Wohnform zwischen einer Wohngemeinschaft und einer Kleinwohnung. Jeder hat ein eigenes Zimmer mit Bad und allenfalls Küche. Gewohnt und gespielt wird in gemeinschaftlichen Räumen (zentralplus berichtete).
Die Stadt sei weiterhin bereit, Grundstücke und Liegenschaften zu erwerben und darauf neue Wohnformen zu ermöglichen. Altersgerechte Wohneinheiten sollen dabei mitgedacht werden. Kurz: Um ältere Menschen den Umzug in kleinere Wohnungen zu ermöglichen, müsse vor allem das Angebot besser werden. Der Stadtrat sieht dabei mehr kleinere Wohneinheiten oder flexible Wohnmodelle als einzige Lösung.