Eine besondere Wohnbaugenossenschaft darf auf einem Grundstück der Stadt Zug ihre Vision verwirklichen. An der Zugerbergstrasse leben Menschen bald in Clustern.
An der Zugerbergstrasse 6 bis 10 liegt ein pittoreskes Grundstück mit einem weissen Haus und roten Fensterläden. Dahinter erstreckt sich ein weitläufiger Garten, gleich nebenan ragt ein Stadtturm in die Höhe. Das Grundstück misst rund 1500 Quadratmeter und gehört der Stadt Zug.
Diesen Mai hat die Stadt entschieden, dass an dem Ort preisgünstiger Wohnraum entstehen soll. Fünf Genossenschaften sind ihrer Ausschreibung gefolgt. Eine konnte sich durchsetzen. Wie die Stadt am Freitag mitteilt, erhält die Wohnbaugenossenschaft «W’Alter» das Baurecht.
Wohnbaugenossenschaft darf endlich loslegen
«W’Alter» ist eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft, die 2014 in Zug gegründet wurde. Sie plant gemeinschaftliches Wohnen für alle Schichten und Generationen. Nach rund zehn Jahren erhält sie nun das erste Mal die Möglichkeit, ihre Vision umzusetzen. «Wir sind sehr erleichtert, dass es endlich geklappt hat und wir starten können», sagt Susanne Giger zu zentralplus.
Die Zuger Buchhändlerin, die Ende Jahr ihre Buchhandlung gegenüber der Kirche St. Oswald schliessen wird, ist Präsidentin und Mitgründerin der Genossenschaft (zentralplus berichtete). Mit «W’Alter» setzen Susanne Giger und die rund 40 Genossenschaftler auf ein alternatives Wohnkonzept. Neben Kleinwohnungen sind sogenannte Clusterwohnungen geplant. Das neuartige Konzept gibt es bereits in Basel und Zürich.
Clusterwohnung – eine alternative Wohnform überzeugt
Die Clusterwohnung ist ein Mix zwischen einer Wohngemeinschaft und einer Kleinwohnung. Jeder hat sein eigenes Zimmer mit Bad und eventuell Küche. Gewohnt und gespielt wird in gemeinschaftlichen Räumen (zentralplus berichtete). Zudem will die Genossenschaft Durchmischung fördern. Jung mit Alt, grosses Budget mit kleinem Budget. Die Stadt Zug konnte «W’Alter» mit der Idee überzeugen.
Stadtrat Urs Raschle erklärt, warum die Genossenschaft den Zuschlag erhalten hat: «Die Nachfrage nach gemeinschaftlichen und generationenübergreifenden Wohnmodellen steigt.» Diese Wohnmodelle seien platzsparender und würden helfen, dass sich Menschen zu Hause fühlen. Alte Personen zum Beispiel könnten so länger in ihrem sozialen Umfeld leben.
Doch solch ein Wohnmodell passt nicht zu jedem. «Man muss überzeugt sein, so gemeinschaftlich leben zu wollen, wie wir es planen», sagt Susanne Giger. Auf dem neuen Grundstück an der Zugerbergstrasse sei je nach Konzept Wohnraum für insgesamt 15 bis 25 Personen denkbar. Etwa 7 bis 10 von ihnen sollten in einer Clusterwohnung leben. Alle künftigen Bewohner sollten bei der Planung ausserdem mitreden können.
Die Liegenschaft ist ein guter Startpunkt
Doch wegen der Lage des Geländes muss die Genossenschaft einiges beachten. Denn am Rande der Altstadt gelten die Vorgaben der Ortsbildschutzzone. Das weisse Gebäude mit dem Ziegeldach muss daher erhalten bleiben.
Noch vor einem Jahr hiess es vonseiten «W’Alter», man wolle kein bestehendes Gebäude mit konventionellen Grundrissen übernehmen. Doch was tun, wenn keine anderen Liegenschaften frei sind? Und die Pläne der Genossenschaft, beim Steinlager-Areal Wohnraum zu schaffen, von der Stadt auf die lange Bank geschoben worden sind (zentralplus berichtete).
Wie es scheint, hat die Genossenschaft jetzt Nägel mit Köpfen gemacht. Denn sie hat rund ein Jahrzehnt ohne Erfolg nach einem Ort für ihre Vision gesucht. «Die Wohnsituation in Zug ist sehr angespannt. Wenn das Areal grösser wäre, wäre es noch besser. Aber zum Starten ist der Ort gut, und wir sind sehr zufrieden», sagt Susanne Giger.
So geht es für «W’Alter» weiter
Finanziert wird das Ganze von den rund 40 Genossenschaftlern, die je mit 40’000 Franken einsteigen. Darauf aufbauend will «W’Alter» eine Hypothek aufnehmen. Susanne Giger sagt, in dem Einzelbeitrag seien grosse Reserven eingerechnet. «Wenn wir mit dem Projekt günstiger sind, umso besser.» Zudem rechnet sie damit, dass die Mitgliederzahl noch steigen wird.
Per Solifonds ist ausserdem eine Umverteilung zwischen Mitgliedern mit wenig Geld und Vermögenden vorgesehen. Ein Genossenschaftsanteil kostet 3000 Franken.
Nachdem «W’Alter» den Zuschlag erhalten hat, geht die Arbeit jetzt richtig los. Von April bis September 2024 folgt ein Studienverfahren. Mitte des Jahres muss der Grosse Gemeinderat zudem den Baurechtsvertrag genehmigen. Voraussichtlich im Frühjahr 2026 werden die Bauarbeiten starten, rund zwei Jahre später sollen sie abgeschlossen sein.
- Medienmitteilung der Stadt Zug
- Telefonat mit Susanne Giger, Präsidentin und Mitgründerin der Genossenschaft
- zentralplus-Medienarchiv
- Website von «W’Alter»