35 Millionen jährlich für Wohnungen

Wegen Wohnungsnot: Kanton Zug soll Bauland aufkaufen

Die Wohnungssuche gestaltet sich für viele Zuger schwer. Die ALG um Co-Präsident Luzian Franzini will darum einen Fonds zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum schaffen. (Bild: Symbolbild: ida/zvg)

Hohe Mieten und nur wenige freie Wohnungen: Der prekäre Zustand des Zuger Wohnungsmarkt ist bekannt. Die Alternative–Die Grünen wollen das Problem mit einer Genfer Lösung bekämpfen.

Wer im Kanton Zug eine bezahlbare Wohnung sucht, braucht nebst einer Prise schwarzem Humor vor allem viel Geduld (zentralplus berichtete). Von den gut 60'000 Zuger Wohnungen standen gemäss einer Zählung des Bundes 2022 nur rund 200 frei. Mit einer Leerwohnungsziffer von 0,33 hat der Kanton die wenigsten leeren Wohnungen in der gesamten Schweiz. So weit, so bekannt. Weniger bekannt ist dem Kanton hingegen, wie er das Problem lösen will.

Einen Lösungsvorschlag bringen nun die Zuger Alternative–die Grünen: Sie beauftragen die Regierung mittels Motion, einen kantonalen Fonds für den Landkauf zu schaffen. Mit diesem soll der Kanton Land und Liegenschaften kaufen, die er nach dem Prinzip der Kostenmiete zur Verfügung stellt. Sprich: Der Mietzins ist nur so hoch, wie die Kosten der Wohnung für den Vermieter effektiv sind. Den Fonds soll die Regierung mit 35 Millionen Franken jährlich äufnen – bis der Anteil bezahlbarer Wohnungen in Zug 20 Prozent erreiche.

10 Prozent des Jahresgewinns für Wohnungen

35 Millionen jährlich für Wohnungen – eine hohe Summe. Für die ALG jedoch gerechtfertigt, wie Co-Präsident Luzian Franzini auf Anfrage schreibt. Die ALG hat sich dabei am Kanton Genf orientiert. Er kennt einen solchen Fonds seit 2007 und speist die gleiche Summe ein. «Es ist zudem circa zehn Prozent des Zuger Jahresgewinnes, was angesichts des Ausmasses des Problems angemessen erscheint», wie Franzini mit Blick auf die Rekordgewinne des Kantons ergänzt.

«Die Wohnraumproblematik brennt der Bevölkerung unter den Nägeln.»

Luzian Franzini, ALG-Co-Präsident

Der Handlungsbedarf für die ALG sei gegeben: «Wir haben die höchsten Mietpreise und den tiefsten Leerwohnungsbestand, also kaum freie Wohnungen.» Weiter hätten zwischen 2011 und 2021 gut 36'000 Zuger den Kanton in Richtung eines anderen Kantons verlassen. «Ein nicht unerheblicher Teil davon wurde aufgrund der hohen Mietpreise vertrieben», vermutet Franzini. Auch würden die bestehenden Wohnungen immer teurer, insbesondere für Familien. So sind gemäss Zuger Sozialbericht die Mietpreise für 4- bis 5-Zimmer-Wohnungen zwischen 2010 und 2020 um gut 8 Prozent gestiegen.

Wohnraumförderungsgesetz reiche nicht

Die ALG kommt deshalb zum Schluss: Das bestehende Wohnraumförderungsgesetz WFG reiche zur Bekämpfung der Wohnungsnot nicht aus. «Obwohl anlässlich der Abstimmung zur Wohnrauminitiative im Jahr 2017 versprochen wurde, dass mit dem WFG wirksam bezahlbarer Wohnraum gefördert werden könne, wird heute nur ein Bruchteil des Wohnraums mit Mittel des Gesetzes gefördert.» Gemäss dem Sozialbericht des Kantons liegt der Anteil bei rund drei Prozent.

Für die Zuger Grünen klar ungenügend. Mit ihrer Motion haben sie deshalb einen Diskussionsvorschlag lanciert, wie das Wohnraumförderungsgesetz angepasst werden könnte. Die Massnahmen seien zwar sehr spezifisch angeführt, doch die ALG zeige sich offen für Verbesserungsvorschläge, wie Franzini betont. «Es braucht einfach endlich wirksame Massnahmen.»

Stadtzuger Initiative zeige Dringlichkeit

Franzini ist zuversichtlich, dass der Zuger Kantonsrat von der Regierung eine Stellungnahme zu diesem Thema einholen möchte und darum den Vorstoss überreicht. «Die Wohnraumproblematik brennt der Bevölkerung unter den Nägeln.» Dafür spricht auch ein kürzlicher Abstimmungserfolg in Zug, wo die SP-Initiative «2000 Wohnungen» entgegen der Empfehlungen der bürgerlichen Parteien und des Stadtrats angenommen worden ist (zentralplus berichtete).

Eine Inspiration für die ALG? Jein. Zwar zeige die Initiative, dass die aktuelle Wohnsituation der Bevölkerung Sorgen bereitet. Die Grünen hätten den Vorstoss aber unabhängig vom SP-Erfolg lanciert. Für Franzini zeigt der Abstimmungserfolg in Zug aber die Dringlichkeit von Massnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot: «Wenn nicht bald gehandelt wird, werden auch in anderen Gemeinden solche Vorstösse lanciert werden und auch durchkommen.»

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


11 Kommentare
  • Profilfoto von Weinhalde Fan
    Weinhalde Fan, 25.08.2023, 19:52 Uhr

    Ach, die Grünen fordern in Zug Wohnungen und in Kriens verhindern die Grünen die Überbauung Weinhalde.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 24.08.2023, 11:45 Uhr

    Wie der Kanton heute seine Bürger im Stich lässt, ist ein Armutszeugnis sondergleichen. Wer heute im Jahr 100’000 Fr. verdient, wird als Rentner noch etwa 4000.- im Monat haben (stand gestern in der NZZ). Meine eigentlich günstige Wohnung im Kt. Zug kostet heute 2200.-. Diese werde ich mir nicht nicht mehr leisten können, eine andere findet man in Zug nicht.
    Trotz gutem Einkommen bleibt mir nichts anderes, als wegzuziehen, schon heute wohnt jeder dritte AHV Rentner im Ausland. Und Zug schreibt jedes Jahr 100 Millionen Reingewinn, weiss nicht wohin mit dem Geld und tut nichts für seine Bürger. Unglaublich sowas!!!

    👍2Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Franz
      Franz, 24.08.2023, 12:45 Uhr

      Wie kommt die NZZ auf diese 4000 Fr.? Wer 100’000 verdient, erhält mit Sicherheit die max. AHV-Rente, also 2450 für Einzelpersonen. Dazu kommen bei diesem Einkommen mind. 500’000 (höchst wahrscheinlich viel mehr) als PK-Guthaben, daraus ergibt sich eine Rente von mind. 2500 (bei 6% Umwandlungssatz). Insgesamt also ca. 5000 Fr. im Monat. Ohne freiwilliges Sparen in 3. Säule z.B.
      Es gibt Rentner, die es wirklich trifft und treffen wird. Aber nicht solche wie im Beispiel der NZZ.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
      • Profilfoto von Alois Iten
        Alois Iten, 24.08.2023, 13:11 Uhr

        Stimmt nicht. Franz. Selbst wenn Sie ihr ganzes Leben 100’000 Bruttoeinkommen gehabt hätten (was sehr hoch ist) und keine Beitragslücken, erhalten Sie als Lediger nicht die Maximalrente, sondern nur eine AHV-Rente von CHF 2’313.- Können Sie einfach selber berechnen.

        Auch 6% Umwandlungssatz sind heute unrealistisch. Die NZZ rechnet mit 5%, damit erhalten Sie bei 500’000.- Kapital noch 25’000 Franken. Wenn Sie da die Steuern abziehen, sind Sie sogar deutlich unter 4000.- Sagen Sie mir, wie Sie damit im Kanton Zug anständig leben wollen?

        👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
        • Profilfoto von Franz
          Franz, 24.08.2023, 16:07 Uhr

          @Alois Iten. Danke. Mit 4000 Fr. ist es nicht nur im Kt. ZG schwierig oder unmöglich. Die Altersvorsorge basiert aber auf dem 3-Säulen-Prinzip, nicht nur auf AHV und beruflicher Vorsorge. Sollte es trotz individuellen Ersparnissen nicht (mehr) reichen, besteht gesetzlicher Anspruch auf Ergänzungsleistungen.

          👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
          • Profilfoto von Alois Iten
            Alois Iten, 24.08.2023, 16:34 Uhr

            Die Grenze für den gesetzlichen Anspruch auf Ergänzungsleistungen liegt im Kanton Zug bei 37’440 Fr. inkl. KK und Miete. Das sind 3120 Fr. im Monat. Wie will man da leben?

            Sie sehen: Selbst mit einem guten Einkommen bleibt dem Zuger Mittelstand nichts anderes übrig als weg zu ziehen. Eine Schande für die Schweiz. Und dies, obwohl in der Verfassung steht, dass die Renten aus AHV und Pensionskasse zusammen die Fortsetzung des gewohnten Lebensstandards ermöglichen sollen. Aber in Zug will man ja nur Reiche anziehen.

            👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
          • Profilfoto von Ruedi
            Ruedi, 24.08.2023, 17:40 Uhr

            Toll und schon mal überlegt wer die EL finanziert? Mir wäre es lieber, die Rentner könnten ein finanziell eigenständiges Leben führen. Die PK wurde dafür eingeführt, aber ich sehe nur Zwangssparen und Reduktion des Umwandlungssatzes. Gar nichts postives

            👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
    • Profilfoto von Wartin Merber
      Wartin Merber, 24.08.2023, 20:05 Uhr

      Denken Sie ja nicht, dass der Kanton Zug Sie hier jemals unterstützen wird. Die Partei mit dem C setzt sich ausschliesslich für Vergünstigungen von Familien ein, die Bürgerlichen denken eh nur an Steuern senken und die Linke will Gratis-Tampons, Menstruationsferien, weibliche Symbole auf Ampeln und bessere Leistungen und Bleiberecht für Migranten. Mittelstand, und dann allenfalls noch kinderlos? Pfui, der soll für obiges zahlen.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Steuerberater
      Steuerberater, 24.08.2023, 21:59 Uhr

      Ihnen bleibt eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Pensionskassen-Kapital auszahlen lassen und aufbrauchen. Wenn nichts mehr da ist, EL beziehen. Nicht optimal, aber die Politiker wollen es nicht anders. Oder aber Sie wandern aus, so wie das schon viele Zuger taten. Erinnert ein wenig an Italien vor 100 Jahren…

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Black Pearl
    Black Pearl, 24.08.2023, 07:58 Uhr

    Ein grosses Problem in Zug sind diese Neuzuzüger/Relocation Services. Die grasen die freien Unterkünfte ab und beliefern damit ihre Klientel, vor allem die Arbeitgeberfirmen. Dadurch kommen junge Einheimische kaum an freie Wohnungen ran. Freie Wohnungen werden dann im selben Zirkel weitervermietet. Das gab es früher nicht und das ist meines Erachtens das Hauptproblem in Zug.

    👍2Gefällt mir👏2Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von anneli1
      anneli1, 24.08.2023, 11:35 Uhr

      Der Kanton hat so eine Wirtschaftslage für sich selbst geschafft. Es gibt’s direkte Demokratie in der Schweiz. Die Neuzuzüger haben nicht dieses System gewählt. Das haben die Zuger Politikern seit lange so eingerichtet.
      Man sollte das Problem nicht bei den Leuten suchen, die einfach die Gelegenheiten nutzen, es sollten die Regeln geändert werden, die das erlauben (meiner Meinung nach).
      Das ist eine Symptombekämpfung und die Vermittler sind ziemlich oft genug Eidgenossen, die dran ganz gut verdienen.

      👍1Gefällt mir👏1Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon