Aktion in Luzern gegen den «Black Friday»

Grosis und Grosspapis kämpfen gegen Konsumwahn

Die Klima-Grosseltern wollen «weniger». (Bild: Nicole Philipp)

An diesem Freitag ist «Black Friday». Die Klima-Grosseltern wollen einen Gegenpol zum übermässigen Konsum setzen – und verteilen selbstgebackene Guetzli in der Stadt Luzern.

In der Hertensteinstrasse – der Einkaufsmeile in Luzern – treffen Luzernerinnen am Freitag nicht nur auf Angebotsschilder und Rabatte. Auch die Klima-Grosseltern werden da sein. Zusammen mit dem Berner Sänger Dr. Chopf planen sie eine Aktion, wie sie in einer Mitteilung schreiben.

Die Klima-Grosseltern demonstrieren seit nun drei Jahren in Luzern. Für sie ist klar: Die CO₂-Kurve muss auf null heruntergebracht werden, sonst sei bald Feierabend (zentralplus berichtete). Im Herbst letzten Jahres haben sie in einer Nachtaktion Stoffplakate an Luzerner Brücken aufgehängt. Auf diesen standen Sprüche wie «ÖV ist geil, Umwelt bleibt heil» (zentralplus berichtete). Die Polizei war davon nicht sehr begeistert.

Grosseltern sorgen sich um die Zukunft

«Das geht so nicht weiter», sagt Max Keller, einer der Initianten, gegenüber zentralplus. «Wir können nicht länger so sehr auf die Kosten der Umwelt leben.» Der Grossvater macht sich Sorgen. Er ist beunruhigt um die Zukunft seiner Kinder und um jene seiner Grosskinder. Mit diesen Bedenken ist Keller nicht allein. Darum werden die Klima-Grosseltern aktiv.

Das Ziel der Aktion vom Freitag: Die Aktivisten wollen einen Gegenpol zum «Black Friday» setzen, der mittlerweile auch im Schweizer Detailhandel jeweils am Freitag nach dem US-amerikanischen Feiertag Thanksgiving regelrechte Rabattschlachte hervorruft. «Uns geht es nicht darum, etwas zu verbieten oder jemanden anzugreifen», erläutert Keller. Sie würden die Leute zum Nachdenken anregen wollen und aufzeigen, wie ein lustvolles Leben mit weniger Konsum aussehen könnte. Das Backen von Guetzli stehe dafür sinnbildlich: sich Zeit nehmen, vielleicht mit anderen Menschen, zur Ruhe kommen, geniessen. Die Guetzli für die Aktion backen die Klima-Grosseltern selbst.

Dem besten Angebot hinterherzurennen, mache nicht glücklich

Das Motto lautet: «Weniger ist mehr.» Durch das viele Arbeiten, dem Hinterherrennen vom besten Angebot und dem «Immer-mehr-Wollen» gehe Lebensqualität verloren. Was im Leben wirklich zähle, sei, Zeit füreinander zu haben, sagt Keller.

Etwa ein Dutzend Grosseltern werden am Freitag an der Aktion teilnehmen. Der Berner Sänger Dr. Chopf, der Mann im Eisbärenkostüm im Bild, begleitet die Klima-Grosseltern bei der Aktion. «Er vertritt unsere Lebensweise», sagt Keller. Einer seiner Songs greift genau das Thema auf. Weniger Strassen bauen, weniger die Natur «versoue», weniger einander misstrauen und weniger «dryschlaa u houe», das wünscht sich der Berner in seinem Song «Weniger».

Max Keller (links) und weitere Grosseltern verteilen am Freitag selbstgebackene Guetzli. (Bild: Nicole Philipp)

Dr. Chopf befindet sich aktuell auf seiner «Wie wenig ist genug»-Tour. 100 Tage fährt er mit dem Fahrrad durch die Schweiz und will herausfinden, was es für ein gutes Leben braucht. Konsum ist es seiner Meinung nach schon mal nicht. «Konsum macht uns vielleicht kurzzeitig glücklich, hält uns aber langfristig gefangen in einer Geschichte des Mangels», lässt er sich in einer Mitteilung der Klima-Grosseltern zitieren.

Auch in den letzten Jahren gab es in Luzern Protestaktionen gegen den «Black Friday». Unbekannte haben vor einem Jahr an der Hertensteinstrasse mit Kreide Botschaften wie «tauschen statt kaufen» auf den Boden gekritzelt (zentralplus berichtete). Im Jahr 2019 spendeten sieben Luzerner Läden 10 Prozent ihres Tagesumsatzes an gemeinnützige Organisationen anstatt Rabatte anzubieten (zentralplus berichtete).

Heuer planen insgesamt 15 Kleiderläden in Luzern bereits zum fünften Mal die Aktion «Colorful Friday». In diesen Geschäften wollen sie Kundinnen nicht zu «unüberlegten Käufen bewegen», sondern diese über die Zustände in der Modeindustrie aufklären. Deswegen sind die Schaufenster der Läden die gesamte Woche orange bis kupferfarben gestaltet, wie die zuständige Organisation «Fashion Revolution» mitteilt.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung der Klima-Grosseltern
  • Telefonat mit Max Keller, einer der Initianten der Aktion
  • Website von Dr. Chopf
  • Mitteilung Fashion Revolution
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11 Kommentare
  • Profilfoto von Hans
    Hans, 28.11.2023, 16:49 Uhr

    Leben und leben lassen und nicht der Meinung sein dass man andere Leute belehren oder noch erziehen soll.

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    Zeit_Geist, 24.11.2023, 08:29 Uhr

    Ein bisschen „Denkanstoss“ kann heute (und in Zukunft) nicht schaden…

    – meist wird nur Ramsch rausgehauen -> besser prüfen bevor kaufen
    – hat es bei uns immer geheissen: „Kind, wir sind zu arm um billig zu kaufen“ heisst: Qualität vor Quantität, dafür lohnt es sich zu sparen
    – dann doch lieber secondhand Qualität, als „bellige Mischt“ – „Fast Food“, „Fast Fashion“ „Fast Shopping“ ist eben nur fast gespart, der Hunger kommt schnell zurück

    Deswegen spare ich wirklich viel, wenn ich einfach an schwarzen Tagen gar nichts kaufe

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 24.11.2023, 12:07 Uhr

      Ich kaufe meist eine Menge Outdoor- und Funktionsbekleidung, welche ich bewusst unter dem Jahr nicht kaufe und spare so jede Menge Geld.

      Wer Ramsch sucht findet wohl auch nur Ramsch 😉

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      • Profilfoto von Zeit_Geist
        Zeit_Geist, 24.11.2023, 18:41 Uhr

        Ganz bestimmt wird Black Friday nicht als Benefizveranstaltung durchgeführt. Entweder sind es Lockvogelangebote oder es wurde zu viel produziert, was nun an die Käufer gebracht werden muss.
        Und ich gehe davon aus, dass die wenigsten wie Sie und ich bewusst einkaufen.
        Denn – da ich bewusst hochwertige Outdoorbekleidung kaufe, brauche ich diese nicht jährlich zu erneuern.

        Also haben die Klimagrosseltern doch ihre Berechtigung, und um das geht es schliesslich. Um bewussten Konsum.

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        • Profilfoto von Roli Greter
          Roli Greter, 25.11.2023, 08:37 Uhr

          Diese Personen dürfen tun und lassen, was sie wollen. Sie haben diese in Ihrem ersten Kommentar jedoch hat nicht erwähnt, deshalb scheint mir dass es Ihnen nicht ums Thema geht.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 23.11.2023, 19:31 Uhr

    Wo werden diese Kleider produziert? Nicht nur am Black Freday werden China Ware verkauft! Auch Haushaltswaren made in China, made in China, made?…
    Die Leute regen sich wege Internet verkauf von Tamu, Wish und Shein usw auf, woher kommt denn die Ware die von Grossverteiler verkauft werden und 3x mehr verlangen!
    Es ist doch jedermans Selbstentscheidung wo er sich vera…hen lassen will,
    Zudem liegt jedes Konsumverhalten ja auch an vorbildlicher Elterlichen (Groseltern)Erziehung!

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 23.11.2023, 17:53 Uhr

    Diese Klimagrosis und -dädis sind zum Fremdschämen. Als ob es in den Medien nicht schon genug betreutes Denken gäbe. Ich mache mir auch Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und Enkel, aber da gehts um teuren Strom, Strommangel, astronomische KK-Prämien, Wohnungsmangel wegen unkontrollierter Einwanderung, >12-Mio.-Schweiz etc.

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    • Profilfoto von Zeit_Geist
      Zeit_Geist, 24.11.2023, 09:02 Uhr

      Runter mit der Zuwanderung? Finde ich auch, nur…
      – wer bezahlt die AHV
      – wer besetzt die offenen Stellen, nachdem zigtausend Boomers in Pension gehen aber weiterhin Dienstleistungen beziehen?

      – wer billige Ware aus Dispoten-Machthaber- Länder kauft, unterstützt indirekt eine weltweite Fluchtbewegung und diese wird sich durch die Klimaproblematik noch verstärken

      Ursache und Wirkung…
      Setzen wir bei den Ursachen an, wenn es auch weh tut.

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      • Profilfoto von Roli Greter
        Roli Greter, 24.11.2023, 12:09 Uhr

        Es müssten halt wieder mehr junge Menschen eine Berufslehre machen statt 15 Jahre lang an der Uni herauszufinden was man irgendwann mal tun möchte…

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  • Profilfoto von Lucommenter
    Lucommenter, 23.11.2023, 17:27 Uhr

    Nett – aber wenn wir beim Thema sind – Guetzli selber backen ist leider nicht energieeffizient.

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    • Profilfoto von Hanswurst
      Hanswurst, 23.11.2023, 19:47 Uhr

      Mir sind zu Recht besorgte und engagierte Boomer allemal lieber als nörgelnde Doomer.

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