FC Luzern
Durch «geheimes» Alpstaeg-Dokument entlarvt

Wie Sacha Wigdorovits mit der nationalen Presse spielt

Bernhard Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits hat derzeit viel mit Journalisten zu tun. (Bild: Adobe Stock/zvg)

Im Hickhack zwischen Bernhard Alpstaeg, dem FCL und seinen Aktionären müssen sich Journalisten regelmässig mit kaum überprüfbaren Behauptungen zufriedengeben. Eine solche widerlegt zentralplus mit der Veröffentlichung eines «geheimen» Dokuments.

Der Kampf um die Macht im FC Luzern mutet von Woche zu Woche absurder an. So werden – ähnlich einer Fernsehsoap – andauernd neue Streitparteien eingeführt. Nebst Bernhard Alpstaeg, zu dessen Lager sein Pressesprecher Sacha Wigdorovits, FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli und Ex-FCL-Präsident Philipp Studhalter gehören, mischt auf der anderen Seite auch FCL-Vizepräsident Josef Bieri mit. Dieser hat aufgerüstet und innerhalb eines Jahres fast 100 neue Aktionäre rekrutiert (zentralplus berichtete).

Um den Plottwist des Monats September war die Stadt Luzern besorgt, die Bernhard Alpstaeg sein Stadion streitig macht (zentralplus berichtete). Und schliesslich machen auch die FCL-Fans mit eigenen Recherchen und Protestaktionen immer wieder auf sich aufmerksam (zentralplus berichtete).

Doch damit nicht genug: Ausgetragen wird der Kampf nicht nur vor laufenden Kameras und Mikrofonen, sondern in bald 20 Fällen auch vor Gericht. Das so entstandene Chaos ist nicht nur Nährboden für wilde Spekulationen und komplexe Gedankenspielereien, sondern auch für das bewusste oder unbewusste Stiften von Verwirrung.

Nur Wortklauberei oder Lüge?

Vor einem halben Jahr etwa, als der FCL noch um den Erhalt der Super-League-Lizenz bangte, weil Stadioneigentümer Alpstaeg ein von der Swiss Football League (SFL) gefordertes Dokument nicht unterschreiben wollte, dehnte Sacha Wigdorovits den Begriff der Wahrheit auf kecke Art und Weise aus. Nachdem Alpstaeg damit gedroht hatte, den Stadion-Nutzungsvertrag mit dem FCL aufzuheben, behauptete Wigdorovits: «Das ist frei erfunden.»

Ausschnitt aus dem Schreiben Bernhard Alpstaegs an die Swiss Football League. (Bild: jdi)

Als zentralplus tags darauf Wigdorovits mit einem Schreiben Alpstaegs konfrontierte, das ebendiese Drohung beinhaltete, erklärte dieser: Mit dem Schreiben habe sich sein Auftraggeber an die SFL und nicht an den FCL gewandt (zentralplus berichtete).

Wigdorovits beherrscht auch das Kontern

Der FC Luzern erhielt schliesslich die Super-League-Lizenz erstinstanzlich und spielt am nächsten Sonntag gegen Yverdon-Sport in der Swissporarena, wo sich Alpstaeg vor Kurzem nach langer Absenz wieder einmal in seiner Loge zeigte (zentralplus berichtete). Zwei Tage nach Alpstaegs Stadionbesuch löste die Stadt Luzern den Heimfall des Stadions aus (zentralplus berichtete).

Doch den weitaus grösseren Schock dürfte er am vergangenen Dienstag erlitten haben, als Josef Bieri und seine befreundeten Mitaktionäre verkündeten, ihn ein für alle Mal aus dem Aktionariat werfen zu wollen. Die Basis für den juristischen Kniff: Ein gemäss Bieri wieder gültig gewordener Aktionärsbindungsvertrag (ABV), der den Ausschluss sich unzumutbar verhaltender Mitaktionäre ermöglicht (zentralplus berichtete).

Wie Alpstaeg diese Nachricht aufgenommen hat, ist unklar. Nicht in Schockstarre verfallen ist, wenig überraschend, sein Pressesprecher Sacha Wigdorovits. Als «abstrus» und «rechtlich haltlos» bezeichnete er das Vorgehen von Bieri und Co. (zentralplus berichtete) – und erklärte gegenüber regionalen und nationalen Medien, unter anderem der «Luzerner Zeitung», die Aktienverkäufe Bieris ganz generell für unzulässig.

Alpstaeg soll Vorkaufsrecht für Bieris Aktien haben

Konkret liess sich Wigdorovits wie folgt zitieren: «Wenn der ABV tatsächlich noch gültig wäre, dann hätte Bieri jene Aktien, die er im Dezember 2022 und im Mai 2023 verkaufte, zuerst Bernhard Alpstaeg anbieten müssen. Denn im ABV gibt es ein Vorkaufsrecht für bestehende Aktionäre.» Daran habe sich Bieri nicht gehalten, sein Verhalten sei «total widersprüchlich».

«Der Aktionärsbindungsvertrag zwischen den damaligen FCL-Aktionären existiert seit April 2021 nicht mehr.»

Sacha Wigdorovits, Pressesprecher Bernhard Alpstaegs

Doch ein Dokument, das zentralplus vorliegt, beweist nun, dass Alpstaeg Bieri zum Verkauf der sogenannten Triple-S-Aktien, die einst Samih Sawiris, Hans Schmid und Marco Sieber, ab 2021 dann Josef Bieri gehörten, im Januar 2021 autorisierte. Alpstaeg verzichtete also ausdrücklich auf sein Vorkaufsrecht an den Triple-S-Aktien.

Das besagte Schreiben Alpstaegs. (Bild: zvg)

Und während Samih Sawiris und Hans Schmid ihre Aktienverkäufe an Josef Bieri rückabwickeln liessen und darum wieder FCL-Aktionäre sind (zentralplus berichtete), verzichtete Marco Sieber auf ein Comeback. Sodass Bieri Siebers Aktien – und nur diese, wie er gegenüber zentralplus bestätigt – an die knapp 100 neuen Aktionäre verkaufen konnte.

Vier Stunden SMS-Verkehr

Doch warum hat Sacha Wigdorovits gegenüber der Presse all dies verschwiegen, als er Josef Bieri beschuldigte, Aktien verkauft zu haben, für die Bernhard Alpstaeg ein Vorkaufsrecht gehabt hätte? Am Donnerstagmorgen, kurz vor 8 Uhr, meldete sich zentralplus mit dieser Frage per SMS bei Wigdorovits. Mehr als 20 SMS und vier Stunden später konnte zentralplus Wigdorovits schliesslich überzeugen, nicht nur ausweichend, sondern konkret auf die Frage einzugehen und eine schriftliche Stellungnahme abzugeben.

Im Umgang mit Medien geschult: Sacha Wigdorovits, der selber jahrelang Journalist war. (Bild: jdi)

Wigdorovits will die angesprochene Verzichtserklärung seines Auftraggebers nie gesehen haben. «Aber auch wenn es sie je gegeben haben sollte, ist sie heute irrelevant. Denn der Aktionärsbindungsvertrag zwischen den damaligen FCL-Aktionären existiert seit April 2021 nicht mehr.» Tatsächlich haben Bieri und Alpstaeg gemeinsam eine vollständige Aufhebungserklärung des ABV unterzeichnet. Doch anders als Alpstaeg ist Bieri der Meinung, den ABV im November 2022 reaktiviert zu haben. Nachdem er im April 2021 einem Grundlagenirrtum unterlegen sei (zentralplus berichtete).

Zweifelhafte Argumentation

Ohnehin mangelt es der Argumentation Wigdorovits' an Stringenz. Würde der ABV seit April 2021 nicht mehr existieren, könnte sich Alpstaeg im Fall der Aktienverkäufe im Dezember 2022 und im Mai 2023 kaum auf sein dem ABV entspringendes Vorkaufsrecht an den FCL-Aktien berufen. Oder, anders gesagt: Wäre der ABV noch gültig, wäre wohl auch Alpstaegs Verzicht auf das Vorkaufsrecht noch gültig. Wäre der ABV aber ungültig, entfiele wohl auch Alpstaegs Vorkaufsrecht.

Wigdorovits torpediert die «angebliche Vereinbarung» ungeachtet dessen weiter. Die dort «anscheinend genannten» Aktien der Herren Sawiris, Schmid und Sieber gebe es nicht mehr. «Denn diese wurden beim Kapitalschnitt der FCL Holding im Februar 2021 auf null abgeschrieben und vernichtet», schliesst er.

Dass ein Kapitalschnitt vertraglich abgetretene Vorkaufsrechte reaktiviert, darf aber zumindest bezweifelt werden.

Verwendete Quellen
  • Schriftlilcher Austausch mit Sacha Wigdorovits
  • Schriftlicher Austausch mit Josef Bieri
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.


Apple Store IconGoogle Play Store Icon