Lästiger Lärm: Das bringen die neuen Massnahmen in der Ufschötti
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Um gegen Lärm, Littering und Drogenkonsum vorzugehen, wurden in diesem Sommer neue Massnahmen in der Luzerner Ufschötti umgesetzt. Doch der Erfolg hält sich in Grenzen.
«Alpenquai Rules: Bes keis Arsch»: Diese Worte prangen auf gelben Plakaten, die bei der Luzerner Ufschötti hängen. «Du besch do ned de DJ» und «Du wettsch au ned im Güsel hocke» steht darauf.
An diesem Dienstagabend ist es in der Ufschötti auffällig ruhig. Jungs spielen Volleyball, beim Seezugang sändelen Kids. Weiter hinten riecht es nach Cannabis. Da sitzt ein barfüssiger Mann, der dunkle Rauchwolken in die Luft bläst.
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Diese Massnahmen werden nun in der Ufschötti umgesetzt
Seit diesen Sommerferien hat sich der Wind in der Ufschötti gedreht. Das war nötig, denn in den letzten Jahren hatten sich die Probleme zugespitzt. Zumeist Jugendliche und junge Erwachsene feierten wilde Partys, die den Lärmpegel in die Höhe trieben. Sie konsumierten Drogen, der Güsel sammelte sich an (zentralplus berichtete). Anwohner beschwerten sich, dass der Lärm «geradezu explodiert» sei seit Corona (zentralplus berichtete).
Doch tatenlos zusehen, wie die Situation in der Ufschötti eskaliert, wollten auch die Jungen nicht. So beschlossen Vertreter mehrerer Jungparteien gemeinsam mit dem städtischen Sicherheitsmanager Massnahmen, die seit den Sommerferien umgesetzt werden. Seither ist das Kantiareal Alpenquai für die Jugendlichen abends und an den Wochenenden zugänglich. Auf der Ufschötti selbst betreiben SIP-Mitarbeiter mit dem «Safe Place» eine neue Anlaufstelle. Ein Begleitservice steht Jugendlichen zur Verfügung, welcher sie von der Ufschötti sicher an den Bahnhof bringt. Zudem gibt's eine Social-Media-Kampagne und einen neu erarbeiteten Ufschötti-Kodex (zentralplus berichtete).
Bei Sonne und viel Besuch ist der Lärmpegel hoch
Laut dem städtischen Sicherheitsmanager Christian Wandeler hat sich insbesondere die Littering-Problematik «stark verbessert», wie er auf Anfrage erklärt. Das führt er aber nicht nur auf die neuen Massnahmen zurück. Auch das Wetter habe mitgespielt: Da einige Wochenenden verregnet waren, hätten auch weniger Besucher die Ufschötti aufgesucht.
«Die Situation ist nach wie vor sehr unbefriedigend, insbesondere was den Lärm anbelangt.»
Nick Dubach, Anwohner
«Betreffend Lärmreklamationen bewegen wir uns im Bereich des Sommers 2022», sagt Wandeler weiter. Bereits im vergangenen Sommer habe man eine «starke Abnahme von Lärmreklamationen» im Vergleich zum Vorjahr beobachtet. Doch nicht immer ist es so ruhig wie an diesem Dienstagabend. «Bei schönem Wetter und stark frequentierten Abenden und Nächten ist die Lärmbelastung für die Anwohnerschaft nach wie vor hoch», erklärt Wandeler.
Ufschötti-Anwohner ist alles andere als zufrieden
Diesen Eindruck bestätigt Nick Dubach. Er wohnt seit 30 Jahren am Alpenquai vis-à-vis der Ufschötti und ist Teil der IG Alpenquai. «Die Situation ist nach wie vor sehr unbefriedigend, insbesondere was den Lärm anbelangt.» Er schätze es zwar, dass die Stadt gemeinsam mit den Jungen Massnahmen ergriffen habe. «Diese sind gut gemeint, bewirken jedoch nicht sehr viel.»
Ausser beim Abfall. Früher an den Wochenenden habe sich der Abfall regelrecht angehäuft. «Jetzt wird der Abfall viel besser entsorgt, es stehen ja mittlerweile auch mehr Abfalleimer und -stationen bereit», so Dubach.
Beim Lärm spricht der Anwohner von einer Verlagerung. Die Anlaufstelle Safe Place sorge zwar dafür, dass es im hinteren Teil der Ufschötti ruhiger zu und hergehe. Das Problem sei jedoch, dass an den Wochenenden nun das benachbarte Kantiareal zugänglich ist. «Auf dem Hin- und Rückweg laufen die Jugendlichen nahe an unseren Häusern vorbei – viele von ihnen sprechen nicht in einer normalen Lautstärke miteinander, sondern schreien oder spielen laute Musik ab.»
Neuer Pop-up-Park als Drogenumschlagplatz
Dubach und andere Anwohner forderten bereits früher griffigere Massnahmen. Mit einer Petition der IG Alpenquai, welche über 100 Anwohner unterschrieben, pochten sie auf die gesetzliche Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr. Die Polizei solle entsprechend Präsenz zeigen und dafür sorgen, dass die Nachtruhe nicht gebrochen wird. Laut Dubach zeige die Polizei zwar eine erhöhte Präsenz in der Ufschötti, eingreifen würde sie jedoch nur selten. «Oder die Jugendlichen drehen die Musik leiser, wenn sie einen Streifenwagen sehen und drehen die Musik wieder auf, sobald die Polizisten verschwunden sind.»
Gerade in der Nacht würde er sich ein stärkeres Eingreifen wünschen. «Denn diejenigen Gruppen, die Musik abspielen und für Lärm sorgen, kommen gegen Mitternacht und bleiben bis 3 Uhr, 4 Uhr morgens.» Dubach spricht zudem den Pop-up-Park Werft an, der letzten Herbst eröffnet wurde (zentralplus berichtete). Der Platz sei gut versteckt, was laut Dubach dazu führen würde, dass an jenem Ort Drogen gedealt und auch konsumiert werden. Es sei schon mehrmals zu Rangeleien gekommen.
Begleitservice wurde bis anhin nicht genutzt
Positive Worte haben alle Beteiligten für den Safe Space. Laut den Angaben vom städtischen Sicherheitsmanager wird dieser rege genutzt. Rund 60 Jugendliche würden diesen an einem Abend aufsuchen und das Angebot auch schätzen. Wandeler: «Zudem hat die Präsenz der Anlaufstelle und ihrer Mitarbeitenden auch eine beruhigende Wirkung.»
Valentin Humbel ist Präsident der Luzerner Juso. Auch er zieht ein erstes positives Zwischenfazit, ein Bild habe er sich selbst an einem Abend beim Safe Place vor Ort verschafft. «Für mich war überraschend, wie offen viele Jugendliche von selbst beim Safe Place den Austausch suchten.»
Der Begleitservice wurde bis anhin noch nicht aktiv genutzt. Die Idee dahinter: Wer sich unsicher fühlt, wird von der Ufschötti zurück an den Bahnhof begleitet. Angeboten wird der Service von den Luzerner Jungparteien. «Die Idee vom Begleitservice wird geschätzt», sagt Humbel dazu. Dass dieser bis jetzt noch nicht genutzt wurde, führt er auf eine wohl grosse Hemmschwelle zurück.
Bis Ende Jahr werden nun die Massnahmen ausgewertet. Gemeinsam mit den Jungparteien und anderen Beteiligten wie den Anwohnerinnen soll dann entschieden werden, welche Ideen im Jahr 2024 weitergeführt werden.
Humbel sagt dazu: «Uns ist bewusst: Diese Massnahmen sind nicht abschliessend.» Aber sie seien ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
- Schriftlicher Austausch mit Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern
- Telefonat mit Nick Dubach, Anwohner und Mitglied der IG Alpenquai
- Schriftlicher Austausch mit Valentin Humbel, Präsident der Luzerner Juso
- Augenschein vor Ort
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