Zigarettenstummel und Dosen

Güsel an Bahnhöfen: Das sagt die Gemeinde Emmen

Einladend wäre anders: die Fussgängertreppe am Bahnhof Emmenbrücke Gersag. (Bild: mik)

Eine Grube voll mit Güsel, herumliegende Dosen oder ganze Säcke: An den Bahnhöfen von Emmen herrscht ein Güselproblem. Der Gemeinde ist die Situation bekannt – doch sie kann sie nicht komplett lösen.

Zugegeben, Bahnhöfe sind nicht dafür bekannt, zum Verweilen einzuladen oder besonders hübsch auszusehen. Doch es gibt Bahnhöfe, die zumindest ganz okay sind. Und andere, wo man bereits nach wenigen Minuten mehrmals die Nase rümpfen muss. Beispiel für Letztere sind diejenigen der Gemeinde Emmen, wie Nutzer einer regionalen Facebook-Gruppe kritisierten.

Just bei der Fussgängertreppe zum Gleis 2 bilde sich regelmässig eine Grube voll mit Güsel: Zigarettenstummel, leere Energy- und Bierdosen, zerknautschte Zigarettenschachteln und sonstiger unidentifizierbarer Unrat (zentralplus berichtete). Wie ein zentralplus-Leser anfügt, zeige sich am Hauptbahnhof von Emmenbrücke ein ähnliches Bild. Jeden Morgen fände man da McDonalds-Müll, Pop-Corn-Schachteln sowie leere Dosen und Flaschen.

Gegenüber zentralplus betonte SBB-Mediensprecher Martin Meier, die Bundesbahnen reinigten die Bahnhöfe dreimal in der Woche. Auch die besagte Güsel-Grube werde periodisch gereinigt. Jedoch sei das Gebäude neben der Grube nicht im Besitz der SBB, spielt Meier den Ball dessen Besitzer zu. Zudem machten «gesellschaftliche Entwicklungen» auf vor SBB-Boden nicht halt.

Eigentümerin neben Grube möchte Situation verbessern

Der Besitzerin, die Solothurner Immobilienfirma Espace Real Estate AG, sei das Abfallproblem rund um den Bahnhof Gersag bekannt. «Unser Grundstück grenzt direkt an das Bahnperron und ist somit dem erheblichen Littering im öffentlichen Raum ausgesetzt», schreibt die Kommunikationsverantwortliche Michèle Gisler auf Anfrage. «Solche öffentlichen Räume sind leider oft Opfer der gesellschaftlichen Entwicklungen und damit auch des Litterings.»

Die Immobilienfirma bespreche die Abfallentsorgung regelmässig mit den verantwortlichen Stellen und leite, wenn nötig, Massnahmen ein. «Leider reichen diese Massnahmen vor Ort aufgrund des zunehmenden Litterings nicht aus», räumt sie ein. Espace sei jedoch überzeugt, dass mit einer verstärkten Zusammenarbeit und besserer Koordination die Situation verbessert werden könne. Sie verspricht: «Wir werden deshalb weiterhin versuchen, das Litteringproblem wirksam und nachhaltig zu bekämpfen und die Sauberkeit vor Ort zu verbessern.»

Abfall in Emmen immer wieder Thema

Zwar seien für die Reinigung der Emmer Bahnhöfe die SBB zuständig, wie Bau- und Umweltdirektor Andreas Ross (Mitte) auf Anfrage schreibt. Tatsächlich sei Littering in Emmen jedoch ein wiederkehrendes Thema. Er verweist dabei beispielsweise auf ein Postulat vom Februar 2021. In diesem forderte der parteiunabhängige Einwohnerrat Paul Jäger Massnahmen gegen die zunehmende Verschmutzung.

Gemäss Roos ist die Ausgangslage immer noch dieselbe wie damals: Das urbane Emmen biete viele öffentliche Räume wie Spielplätze, Schul- und Sportanlagen. Wo die Bevölkerung wachse, nehme auch der Druck auf diese öffentlichen Räume zu – und mit ihm Begleiterscheinungen wie Littering, Sachbeschädigungen, Vandalismus und Ruhestörungen.

Gemeinde könne fehlenden Anstand nicht beeinflussen

Emmen versuche dem mit verschiedenen Sensibilisierungs- und Anti-Littering-Kampagnen, Patrouillen, Partizipationsprojekten, Videoüberwachung und vermehrten «Abfalltouren» entgegenzuwirken. Doch der Gemeinde sind Grenzen gesetzt, wie sie im Postulat damals aufzeigte.

Beispielsweise mehr Patrouillen aufzubieten, die Güsel-Sünder rigoros mit Bussen bestrafen sollen, scheiterte unter anderem an den personellen Ressourcen der Polizei. Zudem könnten Patrouillen Bussen nur verteilen, wenn die Täterinnen in flagranti erwischt würden. Doch während diese präsent seien, verhielten sich Personen meist ordnungsgemäss. Wie viele Bussen Polizisten wegen Litterings verteilen, ist nicht bekannt, da die Polizei keine Statistiken zu «einzelnen Ordnungsbussentatbeständen» veröffentlicht (zentralplus berichtete).

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Nicht zuletzt benötigten mehr Massnahmen auch mehr finanzielle Mittel. Zwar verzeichnete Emmen in den letzten Jahren schwarze Zahlen – doch sitzt sie noch immer auf einem Schuldenberg von rund 180 Millionen Franken (zentralplus berichtete). Abschliessend schreibt Roos: «Es ist jedoch auch klar festzuhalten, dass die grundlegendsten Voraussetzungen zu Gunsten von Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum wie Anstand, Respekt, Achtsamkeit vor fremdem Eigentum nicht abschliessend durch die Gemeinde Emmen bzw. deren Mitarbeitenden beeinflussbar sind.»

Verwendete Quellen
  • Beitrag in der Facebook-Gruppe «Du besch vo Ämmebrogg wenn …»
  • Schriftlicher Austausch mit SBB-Mediensprecher Martin Meier
  • Grundbuchplan des Kantons Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Michèle Gisler, Kommunikationsverantwortliche Espace Real Estate AG
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Roos (Mitte), Emmer Bau- und Umweltdirektor
  • Postulat von Paul Jäger, vom Februar 2021
  • Medienarchiv zentralplus
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