Über 800 Untersuchungen im vergangenen Jahr

Abfall in Luzern falsch entsorgt? Stadt öffnet Säcke und ermittelt

Der Stadt ist es erlaubt, falsch platzierte Abfallsäcke zu öffnen. (Bild: kok)

Jeden Tag wird in Luzern Güsel falsch entsorgt. Die Stadt lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen. Sie sammelt die Säcke ein, öffnet sie und ermittelt, wem sie gehören.

Die schmale, dunkle Schlossergasse gehört nicht zu den Perlen der Luzerner Altstadt. Viel mehr als Hinterausgänge gibt es hier nicht zu bestaunen. Zwischen kahlen Wänden leuchtet nur ein einziges Geschäft: das «Phanat Thai – Take Away».

Betroffen von dem Abfalldrama ist auch das Restaurant «Phanat Thai – Take Away». (Bild: kok)

Trotz seiner versteckten Lage kann sich das Restaurant nicht beklagen. Einheimische wie Touristen nutzen die schattige Schlossergasse im Sommer gern als kurze Abkühlung. Nicht wenigen knurrt dann der Magen. Im Lokal kriegen sie Abhilfe. Doch ein Problem gibt es mit dem Standort.

Beschwerden von mehreren Seiten

Denn auch wenn diesen Mittwoch alles sauber aussieht – das ist nicht immer so. «Die Leute aus den Wohnungen in der Nähe haben ihre Abfallsäcke früher überall hingeschmissen», erzählt Yodsiri, eine Mitarbeiterin von «Phanat Thai».

Yodsiri hat das Abfallproblem vor ihrer Tür schon länger beobachtet. (Bild: kok)

Dabei gäbe es in der Gasse eigentlich eine weiss markierte Zone für die Abfallsäcke. Sie liegt genau gegenüber dem Restaurant. «Viele Leute haben sich nicht an die Vorschriften gehalten. Das war wirklich nicht mehr schön», sagt die Mitarbeiterin.

Die offiziell markierte Abfallsammelstelle liegt direkt gegenüber. (Bild: kok)

Auch die Stadt Luzern kann die Beobachtungen bestätigen.

Stadt Luzern kennt das Problem

Fast täglich seien Abfallsäcke unzeitig bereitgestellt worden, sagt Matthias Bättig vom Luzerner Strasseninspektorat auf Anfrage von zentralplus. Viele von ihnen seien am Schlosserbrunnen in der nahe gelegenen Eisengasse gelandet.

Am Schlosserbrunnen blieb jahrelang der Abfall liegen. (Bild: kok)

Dass sich die Güselsünder nicht an die markierte Zone und die Sammeltage gehalten haben, hatte Folgen. «Es hat zu Reklamationen geführt. Wir hatten Rückmeldungen von Anwohnenden, Passanten, Touristenführerinnen und Geschäftsbesitzenden in der Umgebung, die sich daran gestört haben», sagt Bättig. Also wurde die Stadt aktiv.

Ein Schild soll Güselsünder abschrecken

Im Herbst 2022 hat die Stadt eine Tafel aufgestellt. Darauf zu lesen sind die geltenden Regelungen. Ab 7 Uhr darf an den beiden Sammeltagen Montag und Donnerstag der Abfall innerhalb des weiss markierten Rechtecks abgelegt werden. Doch nicht nur das.

Die Stadt informiert über Rechte und Pflichten. (Bild: kok)

Ebenfalls auf dem Schild zu lesen ist, dass die Stadt Luzern befugt sei, rechtswidrig entsorgten Abfall zu öffnen und zu identifizieren. Beschäftigt die Stadt Luzern wohl Abfalldetektive, wie sie das «SRF» vor einigen Jahren komödiantisch porträtierte?

Es scheint so. «Ein Team von Mitarbeitenden des Werkhofes ist sechs Tage in der Woche unterwegs, um unzulässig bereitgestellten Abfall einzusammeln. Auch an Sonn- und Feiertagen», bestätigt Matthias Bättig.

883 Abfallsäcke wurden vergangenes Jahr in Luzern geöffnet

Die eingesammelten Säcke werden dann im Werkhof des Strasseninspektorats an der Reusseggstrasse untersucht. Allein im vergangenen Jahr öffneten die Experten geschlagene 883 Abfallsäcke, die in der Stadt Luzern nicht korrekt entsorgt wurden.

Dabei müssen die Mitarbeiter der Stadt auf jedes Indiz achten. «Wir suchen nach eindeutigen Hinweisen, welche eine Person identifizieren», erklärt Bättig. Vielleicht alte Briefumschläge mit Namen? Welche Anhaltspunkte die Mitarbeiter genau nutzen, will der Mann vom Strasseninspektorat nicht verraten.

Die Stadt darf falsch platzierte Abfallsäcke öffnen. (Bild: kok)

Doch so viel ist klar: Die Mühen scheinen sich zu lohnen. In 30 bis 40 Prozent der Fälle sei es möglich, die Abfallinhaber zu ermitteln, sagt Matthias Bättig.

Falsch entsorgter Abfall in Luzern wird teuer

Wer erwischt wird, muss zahlen. 150 Franken berechnet die Stadt für den Kontrollaufwand, also den Transport und das Öffnen der Säcke. Hinzu können Entsorgungsgebühren kommen und weitere Aufwendungen. Obendrauf gibt es unter Umständen noch Bussen.

«Jeder muss sich an die Tage und Uhrzeiten halten. Anders geht es nicht.»

Yodsiri vom «Phanat Thai – Take Away»

Die Regelung basiert auf dem sogenannten Abfallreglement. Es befugt, REAL und die Verbandsgemeinden Herkunft, Menge, Art und Behandlung der im Verbandsgebiet anfallenden Abfälle zu kontrollieren.

In der Schlossergasse hat sich die Situation mittlerweile verbessert. Yodsiri vom «Phanat Thai – Take Away» ist sich sicher: «Jeder muss sich an die Tage und Uhrzeiten halten. Anders geht es nicht.»

Verwendete Quellen
  • Augenschein vor Ort
  • Schriftlicher und telefonischer Austausch mit Matthias Bättig, Strasseninspektorat Luzern
  • Gespräch mit Yodsiri vom «Phanat Thai – Take Away»
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
    Markus Rotzbeutel, 21.09.2023, 19:39 Uhr

    Klug. Aber klug wäre auch die Verwendung einer Erfindung namens Abfallkontainer. Vielleicht sogar einer der Unterirdischen Art wie Wir aus schöneren Orten kennen. Denn Menschen sind halt von der Natur aus Faul (siehe: Blechlawinenstau), und manchmal ist mehr doch weniger.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 21.09.2023, 09:55 Uhr

    Bewahrt die Güselpolizei die Säcke immer noch zur Beweissicherung mehrere Jahre auf?

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  • Profilfoto von Baldo
    Baldo, 21.09.2023, 08:30 Uhr

    Habe gehört, dass Wandbilder helfen sollen. 🤭

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  • Profilfoto von Hans
    Hans, 21.09.2023, 06:44 Uhr

    7 Uhr ist ziemlich spät für jemanden der zur Arbeit geht. Man sollte 5 oder 6 Uhr am besagten Tag machen

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