Müllhalde Bahnhof Gersag? So verteidigen sich die SBB
Am Bahnhof Emmenbrücke Gersag bietet sich Pendlerinnen regelmässig ein unappetitlicher Anblick: Eine Grube, vollgestopft mit Güsel. Putzen die SBB den Abschnitt überhaupt? Die Bundesbahnen verteidigen sich.
In Emmenbrücke sind Pendler besser beraten, den Blick nicht zu weit von ihrem Handy abwandern zu lassen. Wer beim Bahnhof Emmenbrücke Gersag die Fussgängertreppe zum Gleis 2 hinaufsteigt, wird sonst mit einem ekligen Anblick konfrontiert: Eine Grube, voll mit Zigarettenstummeln, leeren Energy- und Bierdosen, zerknautschten Zigarettenschachteln und sonstigem unidentifizierbaren Güsel.
Einen Umstand, der den Emmerinnen sauer aufstösst. So hat kürzlich ein Nutzer einer regionalen Facebook-Gruppe ein entsprechendes Bild hochgeladen. Es sei eine «Schweinerei». Am Bahnhof werde «nie geputzt» oder «aufgeräumt», regt er sich auf. Das Problem bestehe bereits seit Jahren, fügt er hinzu.
Mit seiner Beobachtung steht er nicht allein: «Darüber rege ich mich auch jedes Mal auf! Beste Visitenkarte für Emmenbrücke!», pflichtet ihm eine andere Nutzerin bei. Weitere Nutzer böten sogar Hand für einen Putztrupp, um den Bahnhof auf Vordermann zu bringen.
SBB verteidigen sich
Mit den Bildern und der Kritik konfrontiert, schreibt SBB-Mediensprecher Martin Meier allgemein zurück: «Bahnhöfe und Haltestellen gehören zum öffentlichen Raum. Gesellschaftliche Entwicklungen und mögliche damit einhergehende Probleme machen folglich auch nicht Halt vor SBB-Boden.» Tatsächlich kämpfen Luzerner Agglomerationsgemeinden immer mehr mit Littering-Problemen (zentralplus berichtete). Besonders während Corona hat sich die Thematik verschärft, weshalb Emmen dazumal bereits eine Anti-Littering-Kampagne gestartet hatte (zentralplus berichtete).
Dem Vorwurf, die SBB putzten den Bahnhof nie, widerspricht Meier: «In Emmenbrücke Gersag ist ein Team dreimal wöchentlich für die Unterhaltsreinigung vor Ort zuständig.» Dabei leere das Team «unter anderem» die Recyclingstationen und reinige die Treppen und Bänke.
Grube wird «periodisch gereinigt»
Die besagte Grube auf dem Foto werde «ebenfalls periodisch gereinigt» – wie oft, lassen die SBB offen. Jedoch lassen sie durchscheinen, dass sie sie nicht gänzlich dafür zuständig fühlen. So hält Mediensprecher Meier fest: «Das Gebäude, das sich neben der Grube befindet, ist nicht im Besitz der SBB.» Das Gebäude an der Rüeggisingerstrasse 29 gehört einer Solothurner Immobilienfirma.
Die SBB betonen jedoch, dass ihnen das Thema Littering wichtig sei. So führen sie verschiedene Präventiv- und Sensibilisierungsmassnahmen zum Thema durch, beispielsweise während der «nationalen Clean-up-Days». Ob Sensibilisierung die Situation am Bahnhof Emmenbrücke Gersag verbessert, muss sich zeigen.
Die rechtliche Situation scheint die unbekannten Abfallsünderinnen jedenfalls nicht davon abzuhalten. Bei Littering drohen im Kanton Luzern Bussen. Gemäss Bussenverordnung droht bereits beim Wegwerfen von kleineren Gegenständen wie Zigarettenstummel, Kaugummis oder Getränkedosen eine Busse von 40 Franken. Bei Hundekot oder dem Inhalt eines Aschenbechers verdoppelt sich die Busse bereits auf 80 Franken. Güselsündern im grossen Stil – ab Abfallmengen von 60 bis 110 Litern – drohen gar 300 Franken.
- Beitrag in der Facebook-Gruppe «Du besch vo Ämmebrogg wenn …»
- Schriftlicher Austausch mit SBB-Mediensprecher Martin Meier
- Bussenverordnung des Kantons Luzern
- Grundbuchplan des Kantons Luzern