Debatte zum Michelstag

Europa-Park und Arth Goldau ade: Zug will zuhause feiern

Der Europa-Park in Deutschland ist ein beliebtes Ausflugsziel – auch am Michelstag. (Bild: zvg)

Am Michelstag haben Zuger Schulen geschlossen. Doch der Feiertag fristet ein Schattendasein – viele nutzen den Tag für einen Ausflug in die Ferne. Das könnte sich ändern.

«Ich bin enttäuscht und irritiert über die Antwort des Stadtrats», sagte FDP-Gemeinderätin Barbara Gisler, am Dienstag. Im Grossen Gemeinderat wurde an diesem Abend vorerst zum letzten Mal über den Michelstag debattiert. Denn Gisler hatte den Stadtrat mit einem Postulat aufgefordert, den Sinn des Feiertags als arbeits- und schulfreien Tag zu überprüfen (zentralplus berichtete).

Stadtrat will 122 Jahre alten Feiertag behalten

Dass der Stadtrat den Michelstag behalten will, ist schon seit Veröffentlichung seiner Antwort klar (zentralplus berichtete). Am Dienstag legte der Stadtpräsident André Wicki mit einem glühenden Plädoyer nach: «Der Michelstag gehört zu Zug. Wir haben eine Geschichte, eine Tradition. Viel geht heute verloren, so etwas ist wichtiger denn je», sagte er. «Der Gesamtstadtrat will optimieren, aber nicht um jeden Preis».

Der Stadtzuger Feiertag geht zurück auf die Einweihung der St. Michaelskirche im Jahr 1902. Jeweils am 29. September feiert die Stadt Zug seither die Schutzherrschaft ihres Kirchenpatrons, dem Erzengel Michael. Die städtische Verwaltung und die Schulen bleiben an diesem Tag geschlossen, am See findet eine kleine Chilbi statt.

FDP-Gemeinderätin unzufrieden mit der Antwort

Warum also ist Barbara Gisler enttäuscht? Erstens zweifelt sie daran, dass man den wenig gefeierten Michelstag mit dem Zürcher Sechseläuten und Knabenschiessen gleichsetzen kann, wie es der Stadtrat getan hat.

Zweitens findet sie es inkonsequent, dass die Mitarbeiter der Bibliothek und des Ökihofs zwar arbeiten müssen, aber einen Ferientag zur Kompensation kriegen – die Verwaltung am Michelstag aber schliesst.

Die Pfarrkirche St. Michael in Zug. (Bild: Andreas Busslinger)

Drittens sagt sie: «Es wird mit unterschiedlichen Ellen gemessen.» Denn das Feuerwerk beim Zuger Seefest, das vielen Zuger mehr bedeute, habe der Stadtrat ohne Probleme gestrichen (zentralplus berichtete). Der Michelstag, der kaum gefeiert werde, gehöre plötzlich zur «DNA» der Stadt. Einziges Lob erhielt ein Satz des Stadtrats zur Vereinbarkeit von Familie und Arbeit am Michelstag, an dem viele Eltern arbeiten müssen und Kinder freihaben.

«Zug-Day» soll attraktiver und lukrativer werden

Dominique Messmer von der SVP relativierte die Betreuungsproblematik. «Dass tausende Eltern eine Betreuung für den Tag suchen müssen, kann kein Grund für die Abschaffung sein. Sonst müssten wir auch die Ferien auf sechs Wochen kürzen und die freien Nachmittage streichen.»

Das Thema Kinder sprach auch Marilena Amato Mengis (SP) an. Ihres Wissens nach seien viele Zuger Kinder am 29. September im Tierpark Arth Goldau anzutreffen. Die Jugendlichen würden sich aufmachen in Richtung Europa-Park. «Es wäre doch toll, wenn es etwas identitätsstiftendes auch hier in Zug gäbe».

Dafür brach auch Martin Iten von der ALG-CSP-Fraktion eine Lanze. «Der Michelstag fristet ein Mauerblümchen-Dasein. Dabei ist es der Zug-Day». Was wohl möglich wäre, wenn der Michelstag attraktiver und lukrativer werde, fragte er in den Raum. Und sprach die Ratsmitglieder direkt an, dabei mitzuhelfen.

Mitte und GLP sprachen sich ebenfalls positiv aus, den arbeits- und schulfreien Tag zu behalten. Damit ist klar: Auch wenn einige Stadtzuger wohl länger überlegen müssten, wann der Tag gefeiert wird, und vor allem wie, ist sich das Stadtparlament einig. Mit den Worten von Stefan Huber (GLP): «Der Michelstag ist ein Pfeiler unseres sozialen Zusammenhalts, ob nun religiös, patriotisch, oder nicht.»

Verwendete Quellen
  • Livestream der Sitzung des Grossen Gemeinderats
  • zentralplus-Medienarchiv
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