Zuger Feiertag

Wird der Michelstag abgeschafft? Das sagt Zug zur Idee

Die Pfarrkirche St. Michael in Zug ist wie der Feiertag dem Erzengel Michael gewidmet. (Bild: Andreas Busslinger)

Die FDP will den Michelstag als arbeits- und schulfreien Tag in der Stadt Zug aufheben. Die Idee stösst beim Stadtrat auf wenig Anklang. Er argumentiert unter anderem mit dem Fachkräftemangel.

Was St. Leodegar für die Luzerner und der Martinstag für die Schwyzer, ist der Michelstag für die Zuger: Jeweils am 29. September feiert die Stadt Zug die Schutzherrschaft ihres Kirchenpatrons, dem Erzengel Michael. Die städtische Verwaltung, die Schulen und die Bibliothek Zug bleiben an diesem Tag geschlossen, am See findet eine kleine Chilbi statt. Ein offizieller Feiertag ist er in Zug seit 1902 – damals wurde die neue St.-Michaelskirche in Zug eingeweiht.

Doch mit dem Michelstag als Feiertag soll bald Schluss sein. Zumindest, wenn es nach dem Willen der Stadtzuger FDP geht. Sie forderte vergangenen Sommer in einem Postulat, dass der Stadtrat überprüfe, ob es den arbeits- und schulfreien Tag noch brauche (zentralplus berichtete).

CSP: Michaelstag prägt die Stadt

Als Grund für die Abschaffung gab FDP-Gemeinderätin Barbara Gisler an: Selbst die Kirchgemeinde St.-Michael feiere den Kirchenpatron jeweils am Sonntag vor dem Feiertag. Zudem: «So wie er aktuell gelebt wird, ist dem Erzengel Michael nicht gedient und zu wenig Ehre erwiesen.»

Gisler hielt während der Debatte im Grossen Gemeinderat im vergangenen September allerdings auch fest, dass sie die Bedeutung des Tages selbst nicht infrage stelle. Es gehe ihr auch nicht darum, den Schülern oder den Verwaltungsangestellten einen freien Tag wegzunehmen. Sie wolle lediglich, dass der Stadtrat sich in Kombination mit dem neuen Personalgesetz Gedanken mache, ob der Tag in der heutigen Form noch Sinn ergebe.

Die SP unterstützte das Anliegen. Der Michelstag bedeute, dass jedes Jahr Tausende Eltern eine Betreuung ihrer schulpflichtigen Kinder organisieren oder selbst freinehmen müssten. SP-Gemeinderätin Marilena Amato Mengis sprach sich aber nicht für eine Streichung des freien Tages aus, sondern die Stadt solle eine Lösung für das städtische Personal und die Eltern aufzeigen.

Die CSP und die Mitte sprachen sich im September dagegen aus: «Der Michaelstag ist ein sehr alter Tag. Er hat die Stadt Zug immer schon geprägt, und er ist grundsätzlich älter als die Stadt Zug», argumentierte CSP-Gemeinderat Martin Iten während der Debatte. Die Stadt sei seit ihren Anfangszeiten mit dem Erzengel Michael verbunden. Mitte-Gemeinderätin Mariann Hegglin erklärte: «Wir gönnen den schul- und arbeitsfreien Michaelstag den Kindern und Lehrpersonen sowie dem städtischen Personal, das davon profitieren darf.»

Stadtrat befürchtet Bruch mit der Vergangenheit

Nun hat der Zuger Stadtrat das Postulat behandelt. Er stellt sich gegen das Ansinnen der FDP. Städtische Feiertage seien eng mit der Geschichte und der Kultur einer Stadt verbunden, schreibt die Stadtregierung. «Sie verkörpern Traditionen, Bräuche oder Werte, welche von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie sind fest im Kalender einer Stadt verankert. Das Abschaffen eines solchen Feiertags würde die Identität und den Zusammenhalt der Stadtgemeinschaft beeinflussen.» Viele Städte würden ihre städtischen Feiertage zugunsten des Erhalts von Traditionen beibehalten.

«Das Fehlen eines städtischen Feiertags könnte zu einem Verlust dieser sozialen und gemeinschaftlichen Aktivitäten führen oder gar als Bruch mit der Vergangenheit und den Werten der Stadtgemeinschaft wahrgenommen werden.»

Zuger Stadtrat

Der Stadtrat verweist auf Cham mit dem «Chomermärt» und Baar mit dem Chilbimontag. Städtische Feiertage seien eine willkommene Pause vom Alltag. Sie würden es der Bevölkerung ermöglichen, sich zu erholen, Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen oder kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Die Stadtregierung befürchtet: «Das Fehlen eines städtischen Feiertags könnte zu einem Verlust dieser sozialen und gemeinschaftlichen Aktivitäten führen oder gar als Bruch mit der Vergangenheit und den Werten der Stadtgemeinschaft wahrgenommen werden.» Es könnte gar ein Stück der Zuger «DNA» verloren gehen, schreibt die Exekutive.

Bibliothek, Ökihof und Sportanlagen sollen geöffnet sein

Sie führt noch ein anderes Argument ins Feld: den Fachkräftemangel. Heutzutage sei die sogenannte Arbeitgeberattraktivität essenziell. «Der St.-Michaelstag bedeutet für die städtischen Angestellten einen zusätzlichen freien Tag, was zur Arbeitgeberattraktivität beiträgt.»

Trotzdem zeigt sich der Stadtrat für gewisse Änderungen offen. Zwar sollen die Verwaltung und die Schulen weiterhin geschlossen bleiben. Jedoch plant er, die Bibliothek, den Ökihof und die Sportanlagen zu öffnen, wenn der Michelstag auf einen Wochentag fällt. Die städtischen Angestellten, die an diesem Tag arbeiten müssten, sollten ihn künftig kompensieren können. Die Personalverordnung werde entsprechend angepasst. Zudem prüft das Bildungsdepartement, wie die schulergänzende Betreuung auch am 29. September sichergestellt werden kann.

Das Geschäft geht nun zurück in den Grossen Gemeinderat.

Verwendete Quellen
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