Elektroautos, E-Scooter, E-Bikes und sogar selbstfahrende Autos – alles soll im Parkhaus des Zuger Tech-Clusters untergebracht werden können. Doch entwickelt sich die Mobilität tatsächlich so, wie von den Planern vorhergesehen?
Ein Parkhaus kommt in der Regel nicht in den Genuss, als «Leuchtturmprojekt» gehandelt zu werden. Der Mobility Hub in der Zuger Industriestrasse ist die Ausnahme dieser Regel.
Das Parkhaus soll eine der wichtigsten Verkehrsdrehscheiben in der Stadt Zug sein und ist ein zentrales Puzzlestück des Zuger Tech-Clusters. Die Arbeiten am futuristischen Parkhaus befinden sich nun im Endspurt – bereits kommenden Mai soll der Hub in Betrieb genommen werden. Was aber steckt hinter der Fassade dieses Parkhauses, das alles andere als typisch sein will?
V-Zug will wachsen
Der Mobility Hub – sowie das gesamte Tech-Cluster-Projekt – geht auf die Initiative der V-Zug zurück. Das Traditionsunternehmen war in verschiedenen Gebäuden auf einem weitläufigen Areal verteilt. Räumlich soll das Unternehmen schrittweise verdichtet werden. Auf den freiwerdenden Flächen sollen Industrieunternehmen, Start-ups und kleinere Dienstleistungs- und Gewerbefirmen angesiedelt werden. Weiter sollen auch Wohnungen auf dem Areal entstehen. Dieses neue Quartier soll sich vor allem durch seine Nachhaltigkeit und Innovation auszeichnen.
Heute arbeiten rund 1’000 Personen auf dem Areal, schätzungsweise wird sich die Zahl der Menschen, die dort arbeiten, in den kommenden Jahrzehnten verdreifachen. Mehr Menschen bedeuten auch mehr Verkehr. Um dieser Tatsache zu begegnen, werden rund 30 Millionen Franken in den Bau eines Parkhauses investiert.
Tor zur Stadt
Das Parkhaus trägt den offiziellen Namen «Mobility Hub Zug Nord». Für Leute, die von Baar her kommen, soll das Gebäude so etwas wie das Tor zur Stadt darstellen. Die Lage ist diesbezüglich ideal, schliesslich liegt das Gebäude an der Industriestrasse 61 direkt an der Tangente Zug/Baar, die vergangenes Jahr eröffnet wurde (zentralplus berichtete).
Für ein Parkhaus besitzt es denn auch ein paar markante Eye-Catcher. In erster Linie dürfte dies die bereits fertiggestellte Fussgängerbrücke sein. Die geschwungene Brücke führt über die Industriestrasse direkt aufs Areal des Tech-Clusters.
Im Erdgeschoss des Mobility Hubs wird zudem lokales Gewerbe angesiedelt, um das Areal zu beleben. Konkret sind dies das Werkzeug- und Eisenwarengeschäft SFS/Handwerk Stadt und das Chamer Gastrounternehmen Lekkeray. Letzteres ist insbesondere für seine Mezze-Angebote bekannt (zentralplus berichtete).
Bereit für selbstfahrende Autos
Hinter der Holzlamellen-Fassade des Parkhauses befindet sich jedoch das, was dieses Parkhaus eigentlich ausmachen soll. 586 Parkplätze stehen darin zur Verfügung. In einem ersten Schritt sollen 42 davon mit E-Ladestationen ausgerüstet sein. Alle Parkplätze sind jedoch so gefertigt, dass sie mit Ladestationen nachgerüstet werden können.
Weiter sind die Parkplätze so ausgelegt, dass künftig selbstparkierende oder gar selbstfahrende Autos das Parkhaus nutzen könnten. «Die Stockwerke sind stützenfrei konstruiert, was automatisiertes Parkieren wesentlich vereinfacht», erklärt Projektleiter Martin Linggi. «Zudem können so mehr Fahrzeuge auf weniger Fläche parkiert werden, was unserem Anspruch an minimalen Ressourcenverbrauch Rechnung trägt.»
In das Gebäude integriert ist zudem eine Ausleihstation für E-Bikes und E-Trotties. Die E-Trotties werden voraussichtlich vom Anbieter Tier stammen, der in der Stadt Zug bereits vertreten ist (zentralplus berichtete). Für den Veloverleih wird gemäss Linggi derweil noch ein Anbieter gesucht. Das Parkhaus ist zudem an zwei Buslinien angebunden. So soll das Parkhaus zu der Verkehrsdrehscheibe für den Norden der Stadt Zug werden.
Entspricht Hub noch dem Trend?
Der Mobility Hub soll für die Mobilität der Zukunft gerüstet sein. Doch das Bild der Zukunft ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich unschärfer geworden als in der Vergangenheit. Die Pandemie hat insbesondere das Thema Homeoffice und den damit verbundenen möglichen Rückgang des Pendelverkehrs in die öffentliche Diskussion gerückt (zentralplus berichtete).
Ist der Mobility Hub also tatsächlich noch zukunftstauglich? Ja, sagt Projektleiter Martin Linggi. «Natürlich wird nicht von der ersten Minute an alles besetzt sein. Tatsache ist aber, dass der Mobility Hub vor allem auch andere Parkplätze auf dem Areal ersetzt. Alleine die V-Zug braucht schon heute rund 420 Parkplätze. Selbst wenn sich das Verkehrsaufkommen weniger stark entwickelt, wird ein solcher Mobility Hub eine Notwendigkeit.»
Eröffnungsfeier im Juni
Aktuell laufen die Arbeiten für den Innenausbau des Mobility Hubs. Demnächst werden auch die Aussenarbeiten rund um das Gebäude aufgenommen, erklärt Projektleiter Linggi: «Dazu gehören etwa die gemeinsame Zufahrt zum Göbli-Geschäftshaus oder die Begrünung rund um das Gebäude.»
Bis Ende Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Am 2. Juni wird das Eröffnungsfest für den Mobility Hub Zug Nord stattfinden, wie die Tech-Cluster Zug AG mitteilt.
Auf Nordtor folgt Südtor
Die verschiedenen Tech-Cluster-Projekte stehen alle in gewisser Abhängigkeit zueinander. Insgesamt bestehen acht Baufelder. Während sich die Arbeiten am Mobility Hub bereits im Endspurt befinden, nehmen die Arbeiten zum Neubau «Zephyr Ost» erst richtig Fahrt auf. Das Gebäude soll der V-Zug ab 2024 als neues Produktions- und Montagegebäude dienen.
Das nächste Baufeld, welches angegangen wird, ist das sogenannte Südtor. Dort soll ein kombiniertes Produktions- und Bürogebäude für das Medizintechnik-Unternehmen SHL Medical AG realisiert werden. «Damit es mit diesem Projekt vorwärtsgehen kann, muss die ‹Handwerk Stadt›, die dort aktuell im Provisorium angesiedelt ist, in den Mobility Hub umziehen», erklärt Linggi die Zusammenhänge.
- Telefongespräch mit Projektleiter Martin Linggi
- Publikation «Neues vom Tech-Cluster Zug»
- Webseite Tech-Cluster Zug
- Bebauungsplan Technologiecluster Zug (Stadt Zug)
- Medienmitteilung Metal Zug zur SHL Medical
- Verkehrsperspektiven 2050 des Bundes
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Marco, 17.01.2022, 18:10 Uhr Was mich bei Parkhäusern desöftern stört ist, dass höhere Fahrzeuge dort keine Sektion haben wo sie parken können. Dies können höhere Handwerkerautos sein, kleine Hochdachcamper, usw.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterWerner Schaeppi, 14.01.2022, 17:19 Uhr Zukunft entsteht, indem man sie macht. Ich denke es braucht zwischendurch auch einmal den Mut, auf eine Entwicklung zu setzen, auch wenn es keine Garantien gibt, dass sie erfolgreich ist.
Werner Schaeppi
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