Echte Herausforderung für Sportchef Reto Kläy

Corona-Playoff auf dem Transfermarkt: Droht Zug ein Qualitätsverlust?

EVZ-Sportchef Reto Kläy bezeichnet sich selbst als Mann der Kontinuität – darauf will er beim Zusammenstellen des Kaders für 2021/22 setzen. (Bild: EVZ)

Traditionell im Herbst unterschreiben die besten Spieler im Schweizer Eishockey ihre neuen Verträge. Im Zuger Kader läuft die Hälfte aller Arbeitspapiere aus. Im normalen Leben bedeutet das Gestaltungsfreiraum für EVZ-Sportchef Reto Kläy – aber es ist ein Problem in Zeiten von Corona.

Finanziell muss der EVZ den Gürtel enger schnallen. Ein Grossteil des zu erwartenden Defizits, das CEO Patrick Lengwiler für die am Donnerstag beginnende Saison auf gut vier Millionen Franken veranschlagt hat (zentralplus berichtete), wird wohl mit dem Eigenkapital aufgefangen werden müssen.

Mit einem Lohnverzicht zwischen 7,5 und 25 Prozent haben alle Angestellten des EV Zug ein starkes Signal ausgesendet, ihren Arbeitgeber in stürmischen Zeiten nicht im Stich zu lassen (zentralplus berichtete).

Das wichtigste Detail in der offiziellen Medienmitteilung wurde aber nicht erwähnt: Die Spieler, darunter ein paar Hochlohnempfänger, sind mit einem Lohnverzicht von maximal 15 Prozent dabei – und das bis Ende diesen Jahres.

Wie weiter mit 13 EVZ-Spielern?

Bis zu diesem Zeitpunkt sollte absehbar sein, wer von den sechs Verteidigern (Santeri Alatalo, Raphael Diaz, Nico Gross, Livio Stadler, Dario Wüthrich und Jesse Zgraggen) und den sieben Stürmern (Yannick-Lennart Albrecht, Carl Klingberg, Livio Langenegger, Sven Leuenberger, Sven Senteler, Erik Thorell und Yannick Zehnder) für eine weitere Zusammenarbeit mit dem EV Zug infrage kommt. Auf verlorenem Posten stünde bereits, wer sich einem Lohnverzicht verweigert hätte.

«Ich gehe davon aus, dass wir beim Spielerbudget Abstriche machen müssen.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Schliesslich ist der Verein, der sich in den nächsten Jahren den Gewinn des zweiten Meistertitels nach 1998 auf die Fahne geschrieben hat, einer der attraktivsten Arbeitgeber in der Liga. Allerdings könnte dessen Spielerbudget wegen der anhaltenden Coronakrise kleiner ausfallen als in den vorangegangen Jahren. «Ich gehe davon aus, dass wir Abstriche machen müssen. Aber das geht unseren Konkurrenten kaum anders», sagt EVZ-Sportchef Reto Kläy.

Grosses Interesse an EVZ-Trio

Wie sieht sein Schlachtplan also aus in einer Zeit, in der beim EVZ noch immer ein Einstellungsstopp herrscht? Kläy sagt, dass eine gute Kommunikation zwischen Klub und Spieler zentral sei und es von beiden Seiten Geduld brauche.

Bei den wichtigsten Protagonisten mit einem auslaufenden Vertrag hat Kläy, der im Ruf steht, gerne auf Kontinuität zu setzen, bereits klar Schiff gemacht:

  • Die Zusammenarbeit mit Trainer Dan Tangnes wird verlängert (zentralplus berichtete), sobald man sich über eine Lohnerhöhung einig geworden ist. Der 41-jährige Norweger hatte 2018 als Übungsleiter nicht das Renommée, um bei den Lohnverhandlungen in der Business Class einzusteigen.
  • Raphael Diaz ist seit seiner Rückkehr aus Nordamerika 2016 der Posterboy des EV Zug. Der frühere NHL-Verteidiger ist der Captain des Titelanwärters und Reto Kläy sagt über den 34-Jährigen: «Er ist das EVZ-Gesicht und ein Leader, der nach wie vor auf Topniveau agiert.»
  • Auch Santeri Alatalo weiss, dass ihn Zug gerne behalten möchte. Der 30-jährige Verteidiger, seit 2013 beim EVZ, hält es wie ein Qualitätswein: je älter, umso besser. In den letzten beiden Saisons machte er in der Qualifikation jeweils über 20 Punkte – und vor allem verpasste Alatalo nicht ein Meisterschaftsspiel.

Bei ein paar anderen Spielern wird Kläy abwarten, wie sie performen werden. Von Yannick Zehnder, Livio Stadler, Sven Leuenberger, Livio Langenegger und dem Schweden Erik Thorell erhofft er sich, dass sie eine tragendere Rolle übernehmen können als letzte Saison (zentralplus berichtete). Das Gleiche trifft auch auf Jérôme Bachofner zu. Der Stürmer besitzt allerdings noch einen gültigen Vertrag bis 2022.

Winterschlaf liegt nicht drin

Ein Agent sagt, dass Spieler mit auslaufenden Verträgen durchaus Verständnis dafür hätten, dass es mit konkreten Verhandlungen später losgehe als vor Ausbruch der Corona-Krise. Er sagt aber auch, dass «es gefährlich für Zugs Personalplanung werden könnte, falls Kläy in einen Winterschlaf fallen sollte».

Denn dem Vernehmen nach sollen Lausanne und Lugano im Playoff auf dem Transfermarkt ein forsches Tempo anschlagen – gerade Lausanne gilt neben den ZSC Lions als ein ernstzunehmender Titelkonkurrent für die Zuger. Nicht nur in dieser, sondern auch in den nächsten Spielzeiten.

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