Gesicht des Teams praktisch unverändert

EVZ hat meisterliche Qualität – aber auch die mentale Stabilität?

Sage mir, wie oft Goalie Leonardo Genoni (links) und Topskorer Grégory Hofmann lachen können, und ich sage dir, ob der EVZ Meister wird. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Zug gegen die ZSC Lions – das Meisterrennen kennt in dieser Saison zwei klare Favoriten. Der zentralplus-Check zeigt: Der EVZ ist in keinem Mannschaftsteil besser geworden. Aber er hat ein eingespieltes Team, individuelle Klasse und einen erfahrenen Spielerkern.

Am Freitagabend steigt der EV Zug bei den Rapperswil-Jona Lakers in die Corona-Meisterschaft ein. Die sportliche Führung hat vor dem Hintergrund eines zu erwartenden Millionendefizits alles dafür getan, das Team bestmöglich in den Kampf um den zweiten Meistertitel nach 1998 zu schicken (zentralplus berichtete).

Unumstösslich ist: Der EV Zug hat den Trainer, den Goalie, die Verteidigung und den Sturm, um die Meisterschaft gewinnen zu können. Die entscheidende Frage auf diesem Weg ist: Schaffen es die Protagonisten auch im Kopf, dem riesigen Erfolgsdruck Stand zu halten?

zentralplus hat die ausschlaggebenden Faktoren der EVZ-Ausgabe 2020/21 eingeschätzt und maximal sechs Pucks als Bestnote vergeben:

Goalie

Bei einem fünffachen Meister (dreimal mit Davos, zweimal mit Bern) und WM-Silbermedaillengewinner ist es müssig, darüber zu diskutieren, ob Leonardo Genoni auch den EVZ zum Titel hexen kann. Der 33-Jährige weiss wie kein Zweiter, was es dafür braucht. Im Verlauf der letzten Qualifikation hat er sein Spiel immer besser auf das Abwehrverhalten seiner Vorderleute adaptieren können. Ohne überragenden Genoni wird der EVZ nicht Meister werden können.

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Verteidigung

Johann Morant, Thomas Thiry und Miro Zryd weg – na und? Die Hinterbänkler in der EVZ-Abwehr wurden durch Claudio Cadonau und die Talente Nico Gross sowie Dario Wüthrich gleichwertig ersetzt. Die Leistungsträger in der Abwehr sind ohnehin Captain Raphael Diaz, Santeri Alatalo und Dominik Schlumpf. Obwohl die Qualität der Zuger Abwehr während einer langen Saison schnell zur Zielscheibe von Kritik wird, liess der EVZ in der letzten Qualifikation hinter Servette (116) am zweitwenigsten Gegentore (124) zu. Sechs der neun Verteidiger besitzen einen auslaufenden Vertrag – und dieser Umstand macht in aller Regel Beine (zentralplus berichtete).

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Sturm

Der Zuger NHL-Spieler Calvin Thürkauf hat den zurückgetretenen Oldie Fabian Schnyder ersetzt und der Kanadier Ryan McLeod, der billigste Ausländer seit Gründung des EVZ, den NHL-erprobten Schweden Oscar Lindberg. Thürkauf ist mit seinem physischen Spiel gewiss eine Verstärkung, McLeod hingegen wird Lindberg nicht das Wasser reichen können. Allerdings ist der 21-jährige Leihspieler von Edmonton vor dem Hintergrund des Zuger Einstellungsstopps die bessere Lösung als gar kein vierter Ausländer. Die offensive Feuerkraft der Zuger hängt ohnehin in erster Linie von Grégory Hofmann, Jan Kovar und Lino Martschini ab. Und vielleicht bringt der Fakt, dass sieben der 14 Stürmer einen auslaufenden Vertrag haben, noch mehr Energie und Gier aufs Eis.

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Ausländer

Der Tscheche Jan Kovar ist ein Magier, ohne dass er dabei seine defensiven Pflichten vernachlässigt. Und der Schwede Carl Klingberg ist ein Vorkämpfer auf dem Eis und ein Leader in der Garderobe. Fragezeichen stehen hingegen hinter Erik Thorell und Ryan McLeod. Thorell galt in der letzten Saison als Toptransfer, aber die damit verbundene Erwartungshaltung hat er – auch wegen Verletzungen – nicht erfüllen können. McLeod ist in seiner Entwicklung noch nicht so weit, eine tragende Rolle im Offensivspiel übernehmen zu können. Performen die beiden nicht, kann Sportchef Reto Kläy auf dem Transfermarkt nachbessern. Die Preise für ausländische Spieler sind am Purzeln.

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Trainer

Zweimal Platz 2 in der Qualifikation, der Cupsieg 2018 und der Playoff-Final im gleichen Jahr – das ist die Bilanz eines Trainers, der vor seinem Engagement in Zug als zu leicht gewogen wurde. Aber der 41-jährige Norweger Dan Tangnes hat dem EVZ ein neues, attraktives Spielsystem eingeimpft und steht kurz vor einer Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages. Allerdings hat der Charismatiker noch kein Team zum Gewinn einer Meisterschaft führen können. Unter maximalem Druck muss Tangnes seine Meisterprüfung ablegen.

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Erfolgsgen

Was braucht es, um Meister zu werden? Dazu könnten in der EVZ-Garderobe Leonardo Genoni (dreimal mit Davos, zweimal mit Bern) und Jan Kovar (einmal in Tschechien, zweimal in der Kontinental Hockey League) Vorträge halten, bis ihnen wohl kein Teamkollege mehr zuhören würde. Aber auch Claudio Cadonau (ZSC Lions 2008), Jérome Bachofner (ZSC Lions 2018), Grégory Hofmann (Davos 2015), Dario Simion (Davos 2015), Sven Senteler (ZSC Lions 2014) und Erik Thorell (Färjestad 2011) waren schon mal bei einem Gipfelsturm dabei – aber keiner in einer tragenden Rolle.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Markus Zopfi
    Markus Zopfi, 02.10.2020, 17:14 Uhr

    Soweit, so gut Herr Ineichen. Sie vergeben 34 von 40 Punkten, wenn ich das richtig gezählt habe. Und jetzt, wird man damit Meister oder nicht? Diese Frage haben Sie nicht beantwortet.

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    • Profilfoto von Andreas Ineichen
      Andreas Ineichen, 03.10.2020, 11:26 Uhr

      Guten Tag, Herr Zopfi, besten Dank für Ihre Rückmeldung! Ich denke schon, dass ich klar Stellung zur Ausgangslage bezogen habe. Im ersten Satz steht, dass es mit Zug und den ZSC Lions zwei klare Favoriten auf den Meistertitel gebe. Und vor der Punkteverteilung steht dieser Satz: Unumstösslich ist: Der EV Zug hat den Trainer, den Goalie, die Verteidigung und den Sturm, um die Meisterschaft gewinnen zu können. Aber ich bin kein Hellseher, um ohne Wenn und Aber sagen zu können, ob das in sieben Monaten auch wirklich reicht zum Titelgewinn.

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