Zuger Jungbürgerfeier

Stadtrat will Ausländer einladen – aber nicht alle

Wen lädt die Stadt Zug künftig an ihre Jungbürgerfeier ein? Das könnte sich bald ändern. (Bild: Symbolbild: Gemeinde Hünenberg)

Der Zuger Stadtrat setzt sich dafür ein, dass auch Ausländerinnen an der Jungbürgerfeier teilnehmen dürfen. Doch müssen diese bestimmte Kriterien erfüllen.

Jede dritte Stadtzugerin hat keinen Schweizer Pass. Darum wird ein Drittel fehlen, wenn die Stadt Zug zur nächsten Jungbürgerfeier einlädt. Denn von den Zugern, die 2024 volljährig werden, sind nur die Schweizer zur Teilnahme berechtigt.

Einige Politikerinnen des Grossen Gemeinderats (GGR) stört das. Anfang Januar forderten Julia Küng (ALG), Delia Meier (ALG), Nina Koller (GLP) und Jérôme Peter (SP) in einem Vorstoss die Öffnung der Gästeliste für Ausländer. Auch mit dem Ziel, die Integration der (noch) nicht eingebürgerten Zugerinnen zu fördern (zentralplus berichtete).

Nachdem der GGR den Vorschlag trotz Widerstands der SVP durchgewunken hat, nimmt nun der Zuger Stadtrat Stellung – und ist angetan von der Idee.

Ausländerinnen gehören dazu …

Die Stadt Zug sei eine weltoffene Stadt mit einer multikulturellen Bevölkerungsstruktur, schreibt der Stadtrat in seiner Antwort. Menschen aus 124 Nationen lebten in Zug. Dass ein Drittel der Zugerinnen keinen Schweizer Pass habe, solle sich auch an der Jungbürgerfeier widerspiegeln.

«Personen, die hier geboren und aufgewachsen sind, die Schule besucht und eine Lehre absolviert haben, sind genauso Teil unserer Gesellschaft wie diejenigen mit Schweizer Pass», argumentiert der Stadtrat weiter, «denn sie sind vollkommen integriert und gehören dazu.» Die Jungbürgerfeier sei eine gute Gelegenheit, dies zu signalisieren.

… aber nicht alle

Darum solle der «Kreis der Eingeladenen» ausgeweitet werden – auf Jugendliche mit «Aufenthalt B» oder «Niederlassung C». Sie hätten ihren Wohnsitz und Lebensmittelpunkt in Zug, leisteten täglich ihren Beitrag und trügen zur Entwicklung der Stadt Zug bei.

Dass auch der Stadtrat findet, Zugerinnen ohne Schweizer Pass sollten an der Jungbürgerfeier teilnehmen, dürften Küng, Meier, Koller und Peter begrüssen. Doch damit werden immer noch Personen ohne Aufenthalt B und Niederlassung C ausgeschlossen.

Julia Küng will mehr

Obwohl der Stadtrat weiterhin nicht gedenkt, alle Ausländer einzuladen, zeigt sich Julia Küng (ALG) auf Anfrage zufrieden: «Wir unterstützen den Vorschlag des Stadtrates und sehen ihn als kleinen – aber dennoch konkret spürbaren – Schritt in Richtung Integration.» Denn dass sowohl der GGR als auch der Stadtrat ihr Anliegen unterstützten, sei nicht selbstverständlich. So sei ein vergleichbarer Vorstoss 2017 noch abgelehnt worden.

Julia Küng setzt sich für die politische Partizipation von Ausländern ein. (Bild: ALG)

Küng stellt aber klar, dass sie sich mit der Einladung von Ausländerinnen an die Jungbürgerfeier nicht zufriedengeben will. So setze sie sich etwa für die nationale Demokratieinitiative ein, die ein Bürgerrecht für Ausländer vorsieht, die seit fünf Jahren in der Schweiz leben und Deutsch oder eine andere Landessprache sprechen. Doch damit nicht genug: «Das langfristige Ziel ist es, dass alle Menschen, die in der Schweiz zu Hause sind, politisch teilhaben dürfen.»

100 zusätzliche Einladungen

Ende März befasst sich der GGR erneut mit der Zuger Jungbürgerfeier – und der Exklusivität dieser Veranstaltung. Ginge es nach dem Stadtrat, würden 100 zusätzliche Einladungen versandt. Gleichzeitig blieben eine Handvoll Ausländerinnen, die zur ständigen Wohnbevölkerung Zugs gehören, ausgeschlossen. Dies bestätigt die Fachstelle Statistik des Kantons Zug.

Dass der Stadtrat sich für mehr Einladungen ausspricht, hängt auch mit der rückläufigen Teilnehmerzahl zusammen. Im Schnitt etwas mehr als 170 Einladungen hat die Stadt Zug in den vergangenen Jahren an Jungbürger versandt. Diese nahmen 2023 aber nur gerade 50 Zugerinnen an.

Jungbürgerfeier ist kein «place to be»

Es entspreche einem landesweiten Trend, dass Jungbürgerfeiern immer schlechter besucht würden, so verortet der Zuger Stadtrat das Problem der rückläufigen Teilnehmerzahl. Allenfalls feiert es sich auch ausgelassener, wenn es nicht der Staat ist, der die Party organisiert.

Die Jungbürgerfeier als «place to be» zu bezeichnen, käme den Jungen und den Junggebliebenen auf der Redaktion von zentralplus jedenfalls nicht in den Sinn. Positiv hervorgehoben wird von einigen aber immerhin der «Klassentreffen-Charakter» – und die kostenlose Verpflegung.

Wie fandest du deine Jungbürgerfeier? Schreibs in die Kommentare.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Julia Küng, Zuger Gemeinderätin (ALG)
  • Schriftlicher Austausch mit Johannes Besch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachstelle für Statistik des Kantons Zug
  • Motion von Julia Küng (ALG), Delia Meier (ALG), Nina Koller (GLP) und Jérôme Peter (SP) im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug
  • Antwort auf die Motion vom Zuger Stadtrat
  • Traktandenliste der nächsten Sitzung im GGR der Stadt Zug vom 26. März 2024
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