Wahlen 2023 – Klimawandel

Neue AKW oder 1000 Windräder – das fordern die Luzerner Kandidaten

Welche Klimaschutzmassnahmen braucht es? Das hat zentralplus Luzerner Nationalratskandidaten gefragt. (Bild: Adobe Stock)

Der Klimawandel ist die grösste Sorge der Schweizer Bevölkerung. Deshalb wollte zentralplus für den zweiten Teil der Wahlserie von Luzerner Nationalratskandidaten wissen, wie sie das Problem angehen würden.

Einige Spitzenkandidaten der Luzerner Nationalratswahlen argumentieren, die Schweiz sei für 0,1 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstosses verantwortlich. Andere finden, es brauche im Land 16-mal mehr Fotovoltaikanlagen. Das Thema polarisiert – und es sorgt für Sorgenfalten bei Schweizern, ist es doch das Thema, das im Sorgenbarometer der Credit Suisse zuoberst steht.

Deshalb hat zentralplus im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober die Luzerner Spitzenkandidaten für den Nationalrat gefragt, was ihrer Meinung nach die zielführendsten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels sind (den ersten Teil der Wahlserie findest du hier).

Die Antworten der FDP-Kandidaten

Peter Schilliger (64, bisher): «Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg. Neue Technologien sind Verboten vorzuziehen, da sie zahlreiche Lösungen in verschiedenen Bereichen bieten. Neubauprojekte von Siedlungen mit Anergienetzen bis hin zur beinahen Energie-Autarkie dienen als Beispiele.»

Jacqueline Theiler (42, neu): «Erneuerbare Energien mit finanziellen Anreizen statt Verboten auszubauen, fördert die Akzeptanz. Wasserkraft ist mit über 50 Prozent die wichtigste Energiequelle, weshalb die Bewilligungsverfahren vereinfacht und massiv beschleunigt werden müssen. Rahmenbedingungen für Innovationen müssen wir verbessern, um neue Technologien voranzutreiben – zum Beispiel Speicherkapazitäten für Solaranlagen und Wasserstoff.»

Die Antworten der SVP-Kandidaten

Franz Grüter (60, bisher): «Die Schweiz ist für 0,1 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstosses verantwortlich. An oberster Stelle steht eine sichere, unabhängige und bezahlbare Energieversorgung. Also keine Technologieverbote. Wir brauchen neue Kernkraftwerke, die verlässlich CO₂-freien Strom produzieren.»

Dieter Haller (49, neu): «Im weltweit stark steigenden Bevölkerungswachstum liegt die Hauptursache des von Menschen gemachten Klimawandels. Innert 50 Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt, von vier Milliarden auf acht Milliarden Menschen. Mit Forschung, Innovation und neuen Technologien können wir der Welt helfen, die Emissionen zu senken, so wie dies bereits in der Schweiz unter anderem durch Dekarbonisierung umgesetzt wird.»

Vroni Thalmann-Bieri (54, neu): «Klimaschutz betreibt man durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen und der Verpflichtung zur Kreislaufwirtschaft. Der Anteil erneuerbarer Energien ist konsequent auszubauen, aber nicht mit Verboten, sondern mit Anreizen und Eigenverantwortung. Zur Sicherung der Energieversorgung ist das Verbot von AKW zu überdenken.»

Der Klimawandel hat auch einen Einfluss auf den Winter in der Schweiz. (Bild: (c) Rigi Bahnen AG)

Die Antworten der SP-Kandidaten

Pia Engler (50, neu): «Konsequente Förderung von erneuerbaren Energien, konsequente Förderung und Vorwärtstreiben von energetischen Gebäudesanierungen sowie die Reduktion des Energieverbrauchs.»

David Roth (38, neu): «Wir müssen unseren Verkehr elektrifizieren, die Gebäude isolieren und unsere Energieproduktion auf nachhaltige Energie umstellen. Konkret braucht es 16-mal mehr Fotovoltaikfläche, 20 Prozent mehr Energie aus Wasserkraftwerken und 1000 Windräder. Es braucht die Unterstützung der Bevölkerung durch die Klimafonds-Initiative, denn wenn die Menschen morgen die Energie nicht mehr bezahlen können, werden sie sich nicht um die Klimalage im Jahr 2050 kümmern.»

Die Antworten der Mitte-Kandidaten

Leo Müller (65, bisher): «Die Schweiz hat das Pariser-Klimaabkommen unterzeichnet, dieses Jahr haben die Stimmberechtigten Ja gesagt zum Klimaschutzgesetz. Als Nächstes wird das CO₂-Gesetz revidiert. Damit sind wir auf dem richtigen Weg, ein pragmatischer Weg, wie wir es uns in der Schweiz gewohnt sind.»

Priska Wismer-Felder (53, bisher): «Die Dekarbonisierung und die damit verbundene Reduktion der Treibhausgase ist der grösste und wichtigste Hebel. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die konsequente Einführung von Energieeffizienzmassnahmen sind unabdingbare Voraussetzungen für diesen Wandel. Wissenschaft wie Wirtschaft kennen die notwendigen Techniken und Möglichkeiten, die Politik muss die Rahmenbedingungen und Anreize so setzen, dass sich diese entwickeln, etablieren und umsetzen lassen.»

Adrian Nussbaum (45, neu): «Es braucht keine Klimakleber, sondern Lösungspolitiker: In erster Linie müssen wir rasch die Schweizer Stromproduktion ausbauen – mit einem Netzausbau, einer Vereinfachung der Bewilligungsverfahren, einem Abbau der Bürokratie und so weiter. Wir alle müssen einen Beitrag leisten.»

Karin Stadelmann (38, neu): «Vom Bund braucht es jetzt ebenso klare Massnahmen zur CO₂-Netto-Null-Strategie bis 2050 wie in der fortschrittlichen Klimastrategie, die wir im Kanton Luzern abgesegnet haben. Investitionen von Privaten und Firmen in Klimatechnologien sind zudem steuerlich zu fördern. Und dann appelliere ich an die Eigenverantwortung von uns: Wenn wir einen Raum verlassen, Licht und Geräte ausstellen.»

Die Antworten der Grünen-Kandidaten

Michael Töngi (56, bisher): «Wir müssen rasch auf erneuerbare Energien umsteigen, eine Solaroffensive auf allen Gebäuden starten und gleichzeitig das grosse Potenzial bei Einsparungen umsetzen. Dazu braucht es den von den Grünen und der SP vorgeschlagenen Klimafonds zur Finanzierung des Ausstiegs aus den fossilen Energien. Die technischen Massnahmen sind längst bekannt, sie müssen jetzt rasch umgesetzt werden.»

Laura Spring (39, neu): «Ich setze mich für einen schnellen Ausbau der Solar- und Windenergie ein. Auf unseren Dächern und Fassaden hat es genug geeignete Flächen, um den gesamten Strombedarf der Schweiz mit Solarenergie zu decken. Es braucht aber auch eine Reduktion unseres Konsums und einen Umbau des Finanzplatzes Schweiz.»

Die Antworten der GLP-Kandidaten

Roland Fischer (58, bisher): «Zum einen muss die Solar- und Windenergie rasch und massiv ausgebaut werden. Im Verkehrsbereich muss die Elektromobilität stark gefördert werden, zum Beispiel durch die flächendeckende Verfügbarkeit von Elektroladestationen. Der mit diesen Massnahmen verbundene hohe Investitionsbedarf soll durch einen Klimafonds oder eine Klimainvestitionsbank finanziert werden, welche neben einem staatlichen Eigenkapital auf den Finanzmärkten privates Kapital mobilisiert.»

Claudia Huser (42, neu): «Mittels Lenkungsmassnahmen erreichen wir eine massgebliche Veränderung im Marktverhalten.»

So sind wir vorgegangen

Der Kanton Luzern hat neun Nationalratssitze zu vergeben. Derzeit hat die Mitte drei davon inne, die SVP zwei und die Grünen, GLP, FDP und SP je einen. Da wir aus praktischen Gründen nicht die Antworten sämtlicher Kandidaten – es sind wie erwähnt 387 Personen – abbilden können, haben wir uns entschieden, uns auf die Spitzenkandidaten zu fokussieren. Dabei haben wir folgendes Prinzip angewandt: Anzahl derzeitige Sitze pro Partei plus eins. So sind wir beispielsweise bei der Mitte von ihren derzeit drei Vertretern ausgegangen, plus ein weiterer Kandidat. Bei der SVP von ihren zwei Sitzen, plus eine Kandidatin und so weiter.

zentralplus hat 15 Personen einen Fragenkatalog zugestellt. Die bisherigen Nationalräte waren dabei gesetzt, hinzu kamen die Kandidaten, die unserer Meinung nach die besten Chancen haben, gewählt zu werden. Sei es aufgrund ihrer Prominenz oder ihrer Wahlergebnisse in früheren Nationalrats- oder Kantonsratswahlen.

Bei der Wiedergabe der Antworten haben die Bisherigen Vorrang, danach kommen die neuen Kandidaten, alle alphabetisch sortiert. Die Angefragten wurden gebeten, sich auf drei Sätze pro Antwort zu beschränken. Wo dies überschritten wurde, haben wir die Antwort gekürzt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit den Kandidaten
  • Sorgenbarometer der Credit Suisse
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3 Kommentare
  • Profilfoto von LD
    LD, 05.10.2023, 17:21 Uhr

    Es wäre zwingend an der Zeit sich daran zu erinnern, was Wissenschaft eigentlich ist: Forschung basierend auf Neugier, methodischen Zweifeln (Falsifikation) und ergebnisoffenen Untersuchungen. Wissenschaft lebt vom Diskurs. Auch eine funktionierende freie Gesellschaft. Diskurs bedeutet discussere = suchen. Tabus gibt es keine, auch keine Propaganda. Dann gäbe es weder den CO2-Wahn noch die Klimaerhitzung (auf Webseite der Grünen!).

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    • Profilfoto von Adrian
      Adrian, 06.10.2023, 18:50 Uhr

      Sie werden es nicht für möglich halten, aber genauso sind die heute existierenden Klimamodelle entstanden, durch Beobachtung der Adsorptionsspektren von Athmosphärengasen und durch Extrapolation auf Simulationen der Erdathmosphäre. Diese Modelle wurden jahrzehntelang (etwa 50 Jahre) durch Rekonstruktion der früheren Klimadaten verifiziert und verbessert, beispielweise durch Eiskernbohrungen oder Analyse des Wachstums von alten Hölzern.
      Leider ist es so wie immer, die Überbringer der schlechten Botschaft (in diesem Fall die Athmosphärenphysiker) sind die Ersten, der erschossen werden. Und ein nicht zu unterschätzender Vorteil hat das Leugnen des meschengemachten Klimawandels auch noch, man darf ruhigen Gewissens so weitermachen, wie bisher.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 05.10.2023, 08:11 Uhr

    Gäbe es zur „Rettung des Klimas“ nur die wissenschaftlich absolut gesicherte Option für mehr Kernkraftwerke, sparsame Dieselmotoren, schwierige, selektive Schulen, attraktive Ausbildungen und Arbeitsplätze für viele Ingenieure und Handwerker und einen Numerus clausus für Geisteswissenschaften, Medien und Kulturwissenschaften, dann gäbe es in unseren Medien keinen Klimawandel und schon gar keine Klimakatastrophe.

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