«Will nicht Hunderte Leute im Regen stehen lassen»

Auftritt im Ausland: Marco Rima ist am Wahlsonntag gar nicht da

Marco Rima kandidiert als Parteiloser für den Ständerat. (Bild: Marco Rima)

Wenn die Zugerinnen und Zuger am 22. Oktober entscheiden, wen sie nach Bern schicken, wird eine prominente Figur fehlen: Ständeratskandidat Marco Rima verbringt den Wahlsonntag im deutschen Rosenheim, wo er an einer Satireveranstaltung auftritt.

In zehn Tagen, am 22. Oktober, wählt die Schweiz ihr neues Parlament. Am Wahlsonntag ab 13.30 Uhr wird sich im Kaufmännischen Bildungszentrum Zug alles versammeln, was in der Zuger Politik Rang und Namen hat. Eine prominente Absenz aber ist jetzt schon klar: Ständeratskandidat Marco Rima wird am 22. Oktober abwesend sein.

Grund ist ein Auftritt im Ausland. Rima tritt an einer Veranstaltung namens «Spitze Zungen, ist Satire noch erlaubt?» im bayrischen Rosenheim auf. Gemäss der Website des Veranstalters werden über 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet.

Rima will im Fall von Wahl ab Montag bereit sein

Für den Auftritt habe er vor rund einem Jahr zugesagt, so Rima gegenüber zentralplus: «Wenn ich mein Wort für etwas gegeben habe, dann halte ich es auch.» Den Entscheid, für das Amt als Ständerat ins Rennen zu gehen, habe der Komiker diesen Frühling gefällt. Dabei sei ihm klar gewesen, dass der 22. Oktober ungünstig liege: «Auf der anderen Seite will ich nicht Hunderte Leute im Regen stehen lassen, wenn ich zu einem Auftritt nicht erscheine, den ich schon lange abgemacht habe.» Den Wahlabend würde er «natürlich lieber im Kreis der Familie in der Schweiz verbringen», aber er habe «nun einmal einer beruflichen Verpflichtung nachzugehen».

«Ich würde mich über die Wahl ins Stöckli sehr freuen, aber natürlich muss ich auch damit rechnen, dass sich die alt-gestandenen Ständeräte durchsetzen könnten.»

Marco Rima

Sollte ihn das Volk am 22. Oktober in den Ständerat wählen, fahre er in der gleichen Nacht zurück, sodass er am Montag für Wähler und Medien zur Verfügung stehen würde. Daher fände er es «nicht so tragisch», wenn er am Tag einer möglichen Wahl abwesend sei. Gleichzeitig führt Rima aus: «Ich würde mich über die Wahl ins Stöckli sehr freuen, aber natürlich muss ich auch damit rechnen, dass sich die alt-gestandenen Ständeräte durchsetzen könnten.»

So oder so habe er am 22. Oktober also Grund, sich zu freuen: entweder über den Einzug ins Bundeshaus oder aber immerhin darüber, dass er «über 1000 Zuschauer im ‹grossen Kanton› glücklich gemacht» habe.

Veranstaltung aus Umfeld von «Friedensweg-Community»

Bis Donnerstagnachmittag waren für den Satireabend in Rosenheim noch rund 350 Tickets zu haben. Als Veranstalter tritt ein Hambacher Kulturförderverein auf, eine Organisation um einen Mann namens Erich Hambach, der in Deutschland im Ruf steht, eine wichtige Rolle in der Esoteriker- und Verschwörungstheoretiker-Szene einzunehmen.

Das Ticketing läuft über die Website der «Friedensweg-Community», einer Bewegung unter dem Dach des Hambacher Kulturvereins, die gemäss Website «ein deutliches Zeichen für den Frieden setzen» will und «keinerlei politische oder religiöse Ziele» verfolgt. Als Teil der Community führt die Website mitunter Daniele Ganser auf, der in der Schweiz als Verschwörungstheoretiker gilt.

Marco Rima kündigte im Juni an, im Kanton Zug als Parteiloser für den Ständerat zu kandidieren. Er sei überzeugt, einen Beitrag leisten zu können, «dass die Debattenkultur und der ergebnisoffene, von gegenseitiger Achtung geprägte und mit Sinn beseelte Diskurs im Bundeshaus wieder Einzug halten», sagte Rima damals in einer Videobotschaft auf Youtube.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Marco Rima
  • Website des Ticketanbieters
  • Website des Kultur- und Kongresszentrums Rosenheim
  • Website der «Friedensweg-Community»
  • Beitrag des Norddeutschen Rundfunks
  • Artikel im «Tagesspiegel»
  • Artikel in der «Süddeutschen Zeitung»
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Martin
    Martin, 13.10.2023, 08:43 Uhr

    Schon irgendwie faszinierend, wie ein solcher Mann sich dermassen ins Abseits dribbeln kann. Seine Auftritte sind fernab von jedem Humor. Einfach nur zum Fremdschämen.

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  • Profilfoto von Luke Vibert
    Luke Vibert, 13.10.2023, 06:12 Uhr

    Marco Rima ist kein Parlamentarier.

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 12.10.2023, 18:30 Uhr

    Sein Auftritt und Kandidatur ist Realsatire. Vielleicht ist es besser im Ausland zu sein, scheint ja nicht wirklich wichtig für ihn zu sein…

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 12.10.2023, 20:13 Uhr

      Er arbeitet. Ein Milizparlamentarier. Wie stellen Sie sich das denn so vor?

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  • Profilfoto von Marc
    Marc, 12.10.2023, 18:16 Uhr

    Die Chance, dass der gewählt wird, ist gottseidank gleich null. Ich staune schon, dass es immer noch Leute gibt die den für Auftritte buchen. Aber hört sich irgendwie nach einem Schwurbleranlass an, also doch nicht so erstaunlich.

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