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Der Zuger Komiker Marco Rima will Ständerat werden. Inhaltlich führt er fort, womit er sich während der Pandemie einen Namen gemacht hat. Doch hat er auch eine Chance?
Noch keine 24 Stunden ist das Video alt, in dem Marco Rima seine Kandidatur für den Ständerat bekannt gegeben hat, da haben es schon 15’000 Menschen gesehen. Kein Wunder: Der Zuger Komiker, Schauspieler und Produzent hat allein auf seinem YouTube-Kanal 50’000 Follower. Wird diese Reichweite sein Sprungbrett nach Bundesbern?
«Ich bin überzeugt, dass ich aufgrund meiner Lebenserfahrung und Kreativität, mit Blick auf eine erfolgreiche 40-jährige Karriere als Schauspieler und Produzent und als Menschenfreund und Familienvater einen Beitrag leisten kann, dass die Debattenkultur und der ergebnisoffene, von gegenseitiger Achtung geprägte und mit Sinn beseelte Diskurs im Bundeshaus wieder Einzug halten.»
Marco Rima spricht von der Pandemie, ohne von ihr zu sprechen
Mit diesem Schachtelsatz sagt der Zuger Bühnenkünstler, was er als Ständerat erreichen will. Er werde unabhängig und parteilos antreten und sich dafür einsetzen, dass sich die Politik wieder mehr Zeit für Entscheidungen nimmt – mehr Zeit und dafür weniger übereilte Entscheidungen, Hysterie und Aktionismus.
Rimas Ziele beziehen sich auf seine Erfahrungen während der Corona-Pandemie, auch wenn der Zuger das im Video nicht sagt. Rima hatte sich früh öffentlich gegen die Haltung der Regierung gestellt und auf Facebook seinem Frust freien Lauf gelassen (zentralplus berichtete). Zwischenzeitlich polarisierte der Zuger so sehr, dass seine Familie Drohungen erhielt. Darauf angesprochen, sagte der Künstler gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Dadurch wurde mir auch bewusst, was unsere Politiker durchmachen.»
Von der Politik abgeschreckt scheint ihn diese Erfahrung nicht zu haben. Denn bereits im vergangenen November liess er seine politischen Ambitionen durchblicken (zentralplus berichtete).
Als Kandidat wird er es schwer haben
Nun hat er die Bombe also platzen lassen: Als Ständerat wolle er sich für alle Menschen einsetzen, die sich von der Politik «ausgegrenzt, abgehängt und betrogen fühlen». Hat er mit dieser Botschaft eine Chance, gewählt zu werden? Ruedi Studer, Bundeshausredaktor des «Blicks», zweifelt daran.
Zuger Ständeräte würden seit über 150 Jahren von der FDP und Mitte beziehungsweise deren Vorgängerparteien gestellt. Als parteiloser Kandidat könne Rima zwar Promipunkte abgreifen und vielleicht auch einige Corona-Skeptiker aus der SVP gewinnen, doch ein Sieg sei unwahrscheinlich.
Rima kandidiere – gemäss Studer – für den Ständerat, weil er dort zumindest einen Achtungserfolg erzielen könne. Für das Rennen um einen der drei Nationalratssitze von Zug fehle dem politisch unerfahrenen Komiker schlicht die Wählerbasis. Studer schätzt: Die beiden amtierenden Zuger Ständeräte Matthias Michel (FDP) und Peter Hegglin (Mitte) werden wieder gewählt.
Thomas Werner (SVP) unterstützt Marco Rima
Bei den Eidgenössischen Wahlen im Herbst werden neben Rima, Michel und Hegglin auch Manuela Weichelt (ALG) und Thomas Werner (SVP) antreten (zentralplus berichtete). Gegenüber zentralplus erzählen sie, wie sie zu Marco Rimas Kandidatur stehen und welche Chancen sie ihm zusprechen.
Manuela Weichelt befürwortet Diversität. «Um stille Wahlen zu verhindern und dem Volk wirklich eine Auswahl an potenziellen Ständerätinnen und Ständeräten zu geben, ist es wichtig, dass verschiedenste Personen kandidieren.» Für seine Wahlchancen fällt die ALG-Kandidatin ein gemischtes Urteil. Seine Bekanntheit könnte ihm bei der Majorzwahl sicher helfen, gleichzeitig hätten neue Kandidaten gegenüber bisherigen immer einen Nachteil.
«Das Beste, was dem Kanton Zug passieren kann, ist, wenn Marco Rima und ich für den Kanton Zug in den Ständerat gewählt werden.»
Thomas Werner (SVP)
Wesentlich optimistischer ist der SVP-Kandidat Thomas Werner. «Ich bin sicher, dass ihm seine Bekanntheit hilft, das sieht man schon an den Berichterstattungen in den verschiedenen Medien.» Nachteile gegenüber den erfahrenen Politikern sehe er keine. «Wenn ich unsere aktuelle Vertretung im Ständerat anschaue, kann sich zu viel Erfahrung auch negativ auswirken.»
Der SVP-Politiker hat bereits eine Wunschkombination für die Wahlen im Herbst. «Das Beste, was dem Kanton Zug passieren kann, ist, wenn Marco Rima und ich für den Kanton Zug in den Ständerat gewählt werden.»
Von den übrigen Kandidaten liess sich keine Stellungnahme einholen. Matthias Michel lässt mitteilen, dass er sich dazu nicht äussere und Peter Hegglin war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Auch Marco Rima selbst verzichtet gegenüber zentralplus vorerst auf ein Interview. Sein Management schreibt, dass Rima nach den Sommerferien verfügbar ist.
- Schriftlicher Austausch mit Manuela Weichelt (ALG)
- Schriftlicher Austausch mit Thomas Werner (SVP)
- Schriftlicher Austausch mit Matthias Michel (FDP)
- Schriftlicher Austausch mit dem Management von Marco Rima
- Artikel im «Blick»
- Artikel im «Tages-Anzeiger»
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