Zuger Künstler wechseln Werkstatt

Kreativ im Schmuckladen: «Tandem» geht in zweite Runde

Setzen sich für Zuger Kultur und Läden ein: Iris Weder (links) und Regula Kaiser. (Bild: mfl)

Töpfern im Dekoladen oder im Restaurant am Comedy-Programm schreiben: Mit dem Projekt «Tandem» macht die Stadt Zug Künstler öffentlich sichtbar. Nun steht die zweite Runde in den Startlöchern – mit Änderungen.

Wer im Juni einen Kirsch von Heiner's Destillate kaufen wollte, dürfte nicht schlecht gestaunt haben. Denn inmitten der Flaschen mit Obstbränden schnitzte Holzbildhauer Daniel Züsli. Er war einer der Teilnehmer des Pilotprojekts «Tandem». In diesem brachte die Stadt Zug Detailhandel, Künstler und die breite Öffentlichkeit in der Zuger Innenstadt zusammen (zentralplus berichtete).

Die Idee: Ladeninhaber stellen Künstlerinnen freie Ladenflächen für ihre Arbeit zur Verfügung. Im Gegenzug profitieren die Geschäfte von interessierter Laufkundschaft, die den Künstlern beim Schaffen über die Schultern schaut. Dabei erhielten die Tandems finanzielle Unterstützung der Stadt Zug, des Kantons Zug sowie der «Ernst Göhner Stiftung», der «Beisheim Stiftung» und der «Landis & Gyr Stiftung». Zehn verschiedene Projekte kamen so zusammen (zentralplus berichtete).

Tandems arbeiten auch nach Projektende zusammen weiter

Die Stadtzuger Kulturchefin Iris Weder zieht auf Anfrage ein sehr positives Fazit: «Wir beurteilen das Pilotprojekt als grossen Erfolg. Mit dem ‹Tandem› konnte ein attraktives Fördergefäss geschaffen und die erhofften Wirkungen und Ziele weitgehend erreicht werden.» Sie streicht insbesondere die Vernetzung hervor, die bereits nachhaltig wirke: Acht der zehn Tandems überlegen sich, unabhängig des Projekts erneut zusammenzuspannen. Beispielsweise für einen Imagefilm, einen regelmässigen Comedy-Abend oder gar für eine künftige Ausstellung im Betrieb.

Ein Künstler habe zurückgemeldet, das Projekt habe ihm gezeigt, dass künstlerischer Erfolg oft ein Miteinander sei. «Die zahlreichen weiterführenden Aufträge zeugen davon, dass wir mit dem ‹Tandem› dieses Bewusstsein auf beiden Seiten fördern und auf Seite des Detailhandels den Impuls setzten konnten, aktiv vom lokalen kreativen Fundus Gebrauch zu machen», sagt Weder. Denn auch für die Detailhändler habe sich das Projekt gelohnt: Gemäss den Künstlern lockten die Tandems im Schnitt über 200 Personen in die Geschäfte. Zudem hätten fast alle der Besucher in einer Befragung angegeben, wegen des «Tandems» zum ersten Mal das Lokal besucht zu haben.

Publikum wie Künstler schätzten Austausch

Einzelne Besucher seien gar bis zu fünfmal zurückgekommen, um den Fortschritt der Arbeit zu verfolgen. «Das Bedürfnis der Öffentlichkeit, dem künstlerischen Prozess beizuwohnen, und sich wiederholt mit den Kulturschaffenden auszutauschen, hat unsere Erwartungen übertroffen», erklärt Weder. Das Publikum schätzte dabei vor allem die Breite der Projekte und den direkten Austausch mit den Künstlern.

Den gelungenen Austausch mit dem Publikum hätten auch die Künstler im Nachgang des Projekts hervorgehoben. Ebenso hätten sie die hohe Sichtbarkeit und das Tandem als «Inspirations- und Experimentierraum» geschätzt. Bei all dem Lob verwundert es kaum, dass die Stadt Zug nach dem Pilotprojekt nun eine zweite Runde anhängen will, wie sie kürzlich mitteilte.

Mehr Vorlaufzeit gewünscht

Für die zweite Ausgabe plant die Stadt Zug wieder mit acht bis zehn Tandems. Die diesjährigen Teams sind bei der Bewerbung jedoch ausgeschlossen, sie können frühestens 2025 erneut teilnehmen. An Interesse mangle es aber nicht, sagt Weder. Bereits hätten sich verschiedenste Interessenten seitens Kultur und Detailhandel gemeldet. Wer es ist, will die Stadtzuger Kulturchefin aber noch nicht verraten.

Auch die finanzielle Unterstützung bleibt gleich: Die Stadt Zug beteilige sich erneut mit 75'000 Franken. Hinzu kämen die Arbeitsleistung für Konzeptionierung der Ausschreibung, die ganze Projektorganisation, die Kommunikation sowie die ausführliche Auswertung des Projektes.

Trotzdem bleibt nicht alles gleich. Vor allem den zeitlichen Vorlauf passt die Stadt Zug an: «Mit der Ausschreibung sind wir diesmal fast zwei Monate früher dran. Dies erlaubt uns, das Speeddating noch im November und nicht erst im Januar durchzuführen, die Jurierung vorzuziehen und die Informationskampagne früher zu starten.» Das hätten sich auch die Künstler gewünscht. Zudem hätten sie geführte Rundgänge sowie Vernissagen und Finissagen in den Geschäften vorgeschlagen, was die Stadt nun dementsprechend geplant habe.

Man darf also gespannt sein, ob im nächsten Juni bei Zuger Bäckern eine Malerin plötzlich ihren Pinsel schwingt oder im Café nebenan Lieder fürs nächste Konzert komponiert werden.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Stadt Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Iris Weder, Leiterin Abteilung Kultur der Stadt Zug
  • Projektwebsite zu «Tandem»
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