Zwischennutzung im Tech Cluster

In Zug entsteht Kunst zwischen Industrie und Baustellen

In dieser Halle beim Tech Cluster Zug soll im Rahmen einer Zwischennutzung Kunst geschaffen werden, wie Iris Weder von der Stadt Zug sagt. (Bild: zvg)

Auf dem V-Zug-Areal bleibt in nächster Zeit kein Stein auf dem anderen. Bis das «Tech Cluster Zug» als neues Industrie-Areal fertiggestellt ist, profitieren inmitten der Baustellen die Zuger Künstlerinnen.

Auf dem historischen Areal der V-Zug-wird geklotzt. Auf dem Gelände, das der Haushaltsgeräte-Hersteller nicht mehr für die Produktion benötigt, entsteht derzeit das «Tech Cluster Zug» (zentralplus berichtete). Ein Stück Stadt, das auf einem Raum Produktion, Forschung, Gewerbe und Wohnen vereinen will. Bis diese Vision etappenweise in die Tat umgesetzt wird, profitieren jedoch noch andere vom Vorhaben.

Während der Bauphase können verschiedene ehemalige Produktionshallen der V-Zug für Zwischennutzungen verwendet werden. Und wie kürzlich bekannt geworden ist, soll eine rund 1'500 Quadratmeter grosse Halle künftig der Kunst und Kultur zur Verfügung stehen (zentralplus berichtete). Beteiligt am Konzept «Kunst im Tech Cluster Zug» sind nebst der Vermieterin Urban Assets Zug AG, einer Tochterfirma der Metall Zug AG, auch die Stadt und der Kanton Zug.

Antwort auf dringend benötigte Kulturräume in Zug

Die Beteiligung kommt nicht von ungefähr, wie eine Anfrage bei der Leiterin der Stadtzuger Abteilung Kultur Iris Weder zeigt. Denn im Rahmen der Ausarbeitung der neuen Kulturstrategie 2022 bis 2032 habe sich der mit Abstand dringendste Handlungsbedarf bei der Beschaffung bezahlbarer Kulturräume gezeigt. Kein neues Problem für die Stadt Zug. «Bereits in der Inventur von 1997 wurde der Mangel an Kulturräumen als Problem erkannt», wie Weder schreibt.

Angesichts der steigenden Boden- und Mietpreise in Zug hat sich dieses Problem seither weiter zugespitzt. Entsprechend hoch auf der Prioritätenliste steht in der Kulturstrategie deshalb die Erschliessung von Kulturräumen. «Als die Abteilung Kultur der Stadt Zug von einer möglichen Zwischennutzung der ‹Halle 11› für Kulturschaffende hörte, nahm sie mit den Verantwortlichen der Urban Asset Zug AG Kontakt auf», schildert sie das Zustandekommen der Zusammenarbeit.

An einem Netzwerkanlass im Rahmen der neuen Kulturstrategie habe schliesslich die Urban Assets Zug AG, die Stadt, Vertreter des Kantons Zug, der Zuger Kunstgesellschaft und des Vereins Atelier63 das Projekt ausgearbeitet.

Kunstgesellschaft will grössere Werke ihrer Sammlung zeigen

Letztere beiden Vereine sind beim Projekt indes als fixe Bestandteile eingeplant. Der grösste Teil der Halle, rund 800 bis 1'000 Quadratmeter, soll der Zuger Kunstgesellschaft zur Verfügung stehen. Denn das Kunsthaus Zug an der Dorfstrasse platzt aus allen Nähten. Wegen seiner geringen Fläche können Sammlungspräsentationen und Wechselausstellungen nicht gleichzeitig durchgeführt werden. Auch besteht kein Lager für Museumsmobiliar.

Die Fläche in der Halle 11 soll so zum einen als Lager für sperriges Museumsmaterial wie Sockel und Vitrinen dienen, zum anderen als Schaudepot. Wie im Konzept steht, sollen vor allem plastische Werke und Installationen gezeigt werden. Mithilfe mobiler Wände könnten jedoch auch Zeichnungen und Gemälde präsentiert werden, sofern restauratorisch vertretbar.

Das Kunsthaus Zug platzt aus allen Nähten – die Zwischennutzung soll Abhilfe schaffen. (Bild: Jorit Aust Photography)

Auch möglich seien Anlässe und Diskussionsrunden. Gemäss Konzept soll das Schaudepot an gewissen Tagen für das Publikum auch kostenlos zugänglich sein. Da hierfür jedoch das Kunsthaus-Personal vorgesehen ist, kann dies nur fallweise stattfinden, damit sich der Aufwand in Grenzen hält.

Plattform für Vereine, Proberaum oder Bistro?

Ein kleiner Teil der Halle (rund 200 bis 400 Quadratmeter) ist zudem fix für den Verein Atelier63 vorgesehen. Atelier63 ist ein Zusammenschluss interdisziplinärer Künstlerinnen aus Zug, die derzeit ein Gemeinschaftsatelier in der kantonseigenen Shedhalle an der Hofstrasse 15 in Zug betreiben (zentralplus berichtete). Mit der Sanierung des Areals Hofstrasse muss der Verein sein Atelier jedoch voraussichtlich bis Frühjahr 2024 räumen. Im Tech Cluster Zug soll er eine neue, temporäre Heimat finden.

Die restlichen rund 200 bis 400 Quadratmeter sollen weiteren Kunst- und Kulturschaffenden zur Verfügung stehen. Gemäss Konzept stehen dafür viele Möglichkeiten offen – vom bespielbaren Aktionsraum über Workshops bis zum Bistro. Wie diese Fläche genutzt wird, soll jedoch die künftige Trägerschaft bestimmen.

Und diese wird derzeit noch gesucht. Die Trägerschaft ist offizielle Mieterin der Halle und soll die verschiedenen Nutzergruppen untereinander koordinieren. Zudem ist sie fürs Konzept verantwortlich und muss die Halle eigenwirtschaftlich betreiben. «Interessenten für eine Trägerschaft sind bereits vorhanden», wie Weder schreibt. Um jedoch eine faire und chancen-gerechte Vergabe zu ermöglichen, habe sich die Stadt in Absprache mit ihren Partnern für eine öffentliche Ausschreibung entschieden.

Stadt und Kanton steuern rund 215'000 Franken bei

Die künftige Trägerschaft muss dabei einige Anforderungen erfüllen, beispielsweise dürfen künftige Nutzerinnen nicht renditeorientiert sein und müssen ökonomisch robust sein. Zudem sind eine Verankerung in der Region und eine Nähe zu Kunstinstitutionen ein Plus. Das angestrebte Nutzungskonzept muss zudem die Bedürfnisse der Kunstgesellschaft und des Ateliers63 berücksichtigen.

Dafür übernimmt die öffentliche Hand einen Grossteil der Infrastrukturkosten. Die jährliche Miete plus ein Zuschlag für baulich notwendige Investitionen beläuft sich auf rund 215'000 Franken. 80'000 Franken davon will die Stadt Zug, 135'000 Franken der Kanton Zug übernehmen. Diese Unterstützungsbeiträge müssen jedoch noch vom Grossen Gemeinderat respektive dem Regierungsrat gesprochen werden. Kanton und Stadt erhoffen sich dadurch eine Belebung sowohl des Industrie-Areals als auch der Kulturlandschaft Zug.

Läuft alles nach Plan, soll im Juli die Finanzierung geklärt sein, sodass im August bis Oktober die Baubewilligung vorliegt und der Umbau gestartet werden kann. Voraussichtlich im November oder Dezember 2023 soll die Halle dann für die Kunstschaffenden öffnen.

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