Musikpädagoge erforscht Meeresschnecken-Gehäuse

Darum faszinieren diesen Zuger exotische Instrumente

Der Ton von Meeresschnecken-Gehäusen fasziniert Martial In-Albon aus Unterägeri. (Bild: Caroline Mohnke)

Der Musiker Martial In-Albon aus Unterägeri hat eine aussergewöhnliche Leidenschaft. Er spielt Blasinstrumente aus dem Gehäuse von Meeresschnecken und forscht an archaischen Klängen.

Auf dem Wegweiser zu den Ateliers steht «Strichplatz». «Da drüben ist erst abends richtig was los», sagt Martial In-Albon und lacht. Der 36-jährige Zuger ist Musikpädagoge. Sein Atelier befindet sich unmittelbar neben dem Strichplatz in Zürich-Altstetten. Aber das sei kein Grund zur Beunruhigung, denn das Nebeneinanderleben sei friedlich.

Eine Birke ziert den Eingangsbereich seines Ateliers. Wer eintritt, sieht sofort verschiedene Instrumente im Raum: Trompeten, ein Klavier, Schlagzeug und Gitarren. In einem Regal liegen Meeresschnecken-Trompeten in verschiedenen Grössen und Strukturen.

Das älteste Blasinstrument seiner Art

In-Albon hält eines dieser Gehäuse in den Händen und sinniert: «Michael Flury, ein begnadeter Posaunist, hat mir vor einigen Jahren eine Meeresschnecken-Trompete in die Hand gelegt. Die Mikrotonalität dieser Naturtrompeten faszinieren mich.» Der in Unterägeri aufgewachsene Musikpädagoge forscht an den Klängen dieser Instrumente wie auch an den archaischen Klängen des Alphorns.

Diese Instrumente setzt er als performative Mittel ein und schafft damit Verbindungen zu anderen Kunstformen, welche auch ausserhalb des musikalischen Kontexts liegen. In-Albon kommt wegen des vielfältigen Tons der Meeresschnecken ins Schwärmen: «Es gibt unzählige Zwischentöne. Je nach Handstellung oder Lippenbewegung kann man die Tonhöhen minimal verändern.»

Er fügt an: «Das ist vor allem dann spannend, wenn zwei oder mehrere Muschelhörner gleichzeitig gespielt werden. So kann man im mikrotonalen Bereich Interferenzen erzeugen, was wir als Flirren oder Flattern wahrnehmen.» Forscher vermuten, dass das Gehäuse einer Meeresschnecke das älteste Blasinstrument seiner Art ist. Je nach Kultur galten sie als heilige und magische Objekte und wurden für Rituale verwendet. Aber auch als Ruf- oder Signalgeräte.

Musikalische Kindheit

Die ganze Familie von In-Albon wuchs musikalisch auf, im Elternhaus wurde viel gesungen. Martials Vater, ein Primarlehrer, spielte oft Gitarre, seine Mutter Klavier. «Anfangs der Primarschule habe ich ein bisschen getrommelt», sagt In-Albon. Die Musikschule habe ihm ein Übungsböckli zur Verfügung gestellt und er habe experimentieren können. Eines Tages entdeckte er die Trompete seines Bruders. «Ich habe von Anfang an einen Ton herausgebracht», erzählt er lachend.

Sein Weg führte ihn schliesslich an die Hochschule Luzern, wo er Jazz studierte und 2015 seinen Master in Musikpädagogik absolvierte. Dabei erinnert sich In-Albon gerne an sein Zwischenjahr zurück: Davon war er zwei Monate in Los Angeles und in Malibu, besuchte viele Jam-Sessions und sammelte Erfahrungen.

Körperliche Symptome ignoriert

In-Albon spielte an Festivals in Städten wie London, St. Petersburg oder Skopie mit Nik Bärtschs Ronin Rhythm Clan zusammen. «Ich übte täglich mehrere Stunden am Instrument, spielte in zahlreichen Projekten und Produktionen, unterrichtete und verfolgte meine eigenen, musikalischen Visionen mit meiner Band ‹Martial Art›.»

Da sei das Debutalbum «SAGA» entstanden, das 2018 veröffentlicht wurde. Doch seine ambitionierten und hohen Ziele hätten Ermüdungszustände mit sich gebracht. «Ich habe die körperlichen Symptome ignoriert, bis der Leidensdruck zu gross wurde», blickt er zurück. Nebst Physiotherapie brachten verschiedene alternative Therapieformen Linderung.

Heute geniesst es der Zuger, den Klang von Meeresschnecken-Gehäusen zu erforschen. Dabei hallt der Ton nach dem Besuch von zentralplus weiter über das Atelier in Zürich-Altstetten hinaus.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Martial In-Albon
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