Rentnerin überlistet Gauner

Nach vereiteltem Telefonbetrug in Zug: Gehilfe verurteilt

Immer wieder werden Rentnerinnen und Rentner im Kanton Zug Opfer von Telefonbetrügern. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Diesen Frühling lässt eine Zuger Rentnerin zwei Kriminelle ins Leere laufen, die sie mit einer bekannten Masche betrügen wollten. Jetzt hat die Zuger Staatsanwaltschaft einen der beiden verurteilt.

Der Polizist heisse Bernet und komme vorbei, um Geld und Schmuck abzuholen.

Diesen Mai arbeiten wieder einmal Betrüger ihre Masche an einer Seniorin im Kanton Zug ab. Die funktioniert so: Am Telefon geben sich Kriminelle als Polizisten aus und tischen ihren älteren Opfern eine Lügengeschichte auf, laut der im Quartier eine Diebesbande ihr Unwesen treibt. Sie weisen die verunsicherten Opfer an, alles Wertvolle im Haus bereitzustellen und einem Polizisten zu übergeben, der in Kürze vor Ort sei und das Geld in Sicherheit bringe.

Nur: Die Gauner sind nicht auf der Strasse, sondern am Telefon. Und ihre Wertsachen übergeben die Opfer nicht einem Polizisten, sondern einem Läufer der meist unbekannten Betrüger.

Betrüger ergaunerten Zehntausende Franken

Immer wieder warnen die Strafverfolgungsbehörden vor dem Trick, der variiert, in den Grundzügen aber derselbe bleibt. Im Juni übergab eine Zuger Seniorin einer Betrügerin 25’000 Franken (zentralplus berichtete), im März hatten zwei ältere Damen zusammen Schmuck und Geld im Wert von 100’000 Franken an Betrüger verloren (zentralplus berichtete).

Und erst vor wenigen Wochen warnte die Polizei vor einer Abwandlung der Masche. Neuerdings teile eine Stimme ab Band mit, dass gerade die Polizei anrufe: «Eine meist englischsprechende Computerstimme erklärt, dass ein Problem besteht und die angerufene Person dringend handeln muss», schrieb die Polizei in einer Medienmitteilung von Mitte Oktober.

Zuger Seniorin durchschaut die Masche

Dann aber gibt es Geschichten wie jene einer Zugerin Ende 70, die den Betrügern auf die Schliche gekommen ist. An einem späten Abend im Mai 2023 ruft eine Frau bei der Seniorin an und gibt sich als Polizistin Weiss aus. Sie fragt die ältere Dame danach aus, wie viel Geld, Gold und Uhren sie im Haus hat. Die Seniorin «vermutete sofort, dass es sich um eine Betrugsmasche handeln könnte», wird die Zuger Staatsanwaltschaft fünf Monate später in einem Strafbefehl festhalten, der seit wenigen Tagen öffentlich ist.

Das vermeintliche Opfer vereinbart einen Termin mit den Betrügern. Und als tags darauf der angekündigte Polizist Bernet – ein 16-Jähriger – bei der Dame erscheint, wartet schon die Polizei. Sie nimmt den Jungen fest, ebenso seinen Fahrer, der den Fake-Polizisten zuvor für 1000 Euro von Deutschland in den Kanton Zug gefahren hatte.

Staatsanwaltschaft verurteilt jetzt den Fahrer

Das ist Gehilfenschaft zum Betrug, weshalb die Zuger Staatsanwaltschaft den Fahrer im kürzlich veröffentlichten Strafbefehl zu einer bedingten Geldstrafe und zu 300 Franken Busse verurteilt. Und gegen den «Jungpolizisten» Bernet hat die Jugendstaatsanwaltschaft ermittelt. In welchem Stadium sich dieses Verfahren befindet, ist unklar. Wie die Medienstelle der Zuger Strafverfolgungsbehörden auf Anfrage mitteilt, haben sie die Untersuchung an die zuständigen Behörden in Deutschland abgegeben: «Somit liegt die Zuständigkeit nicht mehr bei uns», so Sprecher Frank Kleiner.

Immerhin: Für einmal musste die Polizei im Titel ihrer Medienmitteilung nicht schreiben: «Telefonbetrüger erfolgreich» oder «Schockanruf führt zum Ziel». Stattdessen konnte sie titeln: «Rentnerin überlistet falsche Polizisten – zwei Männer verhaftet».

Verwendete Quellen
  • Strafbefehl 1A 2023 853 der Zuger Staatsanwaltschaft
  • Medienmitteilungen der Zuger Strafverfolgungsbehörden (hier, hier und hier)
  • Medienarchiv von zentralplus
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Dolfino
    Dolfino, 18.12.2023, 09:19 Uhr

    Warum kommen diese Gauner mit solchen bedingten lächerlichen Strafen davon. Solche Schurken gehören in den harten Knast. Die kommen besser weg, als jemand der eine Schoggi klaut. Lächerlich die Schweizer Justiz.

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