Moneten, Waffen und Gipfeli

Diese Raubüberfälle bewegten die Zentralschweiz

Der Bankräuber von Emmen wurde dingfest gemacht. Er ist aber nur einer von vielen, die in der Zentralschweiz gewirkt haben. (Bild: Luzerner Polizei)

Ein Bankräuber wurde von Spanien zurück nach Luzern überführt. Es ist der jüngste Abschluss einer Reihe von Überfällen, welche Luzern und Zug in der Vergangenheit beschäftigten.

«Die Lage ist fatal, da hilft nur eines: ein Banküberfall», sang 1985 schon die österreichische Band «EAV». Nach dieser Maxime agieren auch heute noch zahlreiche Verbrecher und sorgen oft für Angst und grossen Medienrummel. Vor wenigen Tagen ging ein kleines Stück Luzerner Kriminalgeschichte zu Ende. Fünf Jahre, nachdem er im Kanton Luzern mehrere Raiffeisen-Filialen überfallen hatte und für einige Zeit von der Bildfläche verschwunden war, kehrte ein mehrfacher Bankräuber nach Luzern zurück. In Handschellen (zentralplus berichtete).

Ein kurzer Blick zurück. Gleich zweimal überfiel ein junger Mann im Jahr 2018 Standorte der Raiffeisenbank. Im April stürmte ein Mann die Filiale in Ebikon, im Juli dann jene in Emmen. Im September wurde er ein drittes Mal in einer Filiale in Emmen beobachtet. Insgesamt erbeutete der Mann rund 74’000 Franken.

Die Luzerner Polizei stellte daraufhin einen internationalen Haftbefehl aus. Der Italiener, der zwischenzeitlich in der spanischen Küstenstadt Benidorm untergetaucht war, ging den spanischen Behörden am 22. September 2022 ins Netz. Im Mai hat Spanien den heute 32-jährigen Mann an die Schweiz ausgeliefert, wo der geständige Täter derzeit in Untersuchungshaft sitzt. Die ganze Geschichte über den Dreifachräuber kannst du hier nachlesen.

Nebst den begangenen Banküberfällen gab es in der Zentralschweiz noch einige andere spektakuläre Fälle. Einige reichen mehrere Jahrzehnte zurück, andere erst wenige Monate.

Rosarot auf die Rigi

Es ist ein normaler Dienstagmorgen im Juli 2016. Zumindest so lange, bis gegen 9.40 Uhr ein mit einer Pistole bewaffneter Mann mit Sonnenbrille, Baseballcap, Kapuzenpulli und Jacke die Filiale der Luzerner Kantonalbank in Weggis betritt. Der Mann bedroht die Angestellten und fordert Geld. Mit der Beute im Gepäck flieht der Mann aus der Bank.

Nach der Tat taucht der Dieb aber nicht etwa unter, wie das andere Bankräuber machen. Stattdessen besteigt er eine Bergbahn und gönnt sich einen Ausflug auf die Rigi. Die Aussicht konnte er jedoch nur kurz geniessen. Wegen seiner auffälligen Kleidung – er trug nach der Tat ein rosarotes Hemd – konnte ihn die Polizei nach einer Grossfahndung auf Rigi Kaltbad stellen. Die Handschellen klickten, und die Einsatzkräfte führten ihn in der Gondel unter den Blicken zahlreicher Schaulustiger ab.

Die Tat, welche auch in den Medien jenseits der Kantonsgrenzen für Schlagzeilen und amüsierte Kommentare sorgt, war jedoch kein Erstlingswerk. Später in der Untersuchungshaft stellt sich heraus: Der Zahntechniker führte ein Doppelleben, von dem seine Ehefrau keine Ahnung hatte. Der Krienser plünderte schon 2015 zwei Luzerner Kantonalbanken. Am 26. November eine Filiale in Hochdorf und am 12. Februar eine in Rothenburg (zentralplus berichtete).

Hat «Pink Panther» Gübelin ausgeraubt?

Nebst Banken sind auch Schmuckgeschäfte beliebte Ziele von Überfällen. Das musste auch das Uhren- und Schmuckgeschäft Gübelin am Schwanenplatz in Luzern feststellen. Gübelin wurde innert zwei Jahren gar zweimal ausgeraubt. Der erste Vorfall ereignete sich im September 2017, als zwei bewaffnete Männer die Filiale betraten und Uhren, Schmuck und auch Bargeld erbeuteten. Beim Raubüberfall wurde zudem eine Person verletzt.

An einem Samstagmorgen im Oktober 2019 standen wieder zwei bewaffnete Männer im Laden und flohen mit Ware im Wert von mehreren Millionen Franken. Hier konnte die Luzerner Polizei jedoch schnell einen Fahndungserfolg verbuchen. Bereits am Tag darauf fand sie einen Grossteil der geklauten Ware in einer kleinen Wohnung und nahm sechs Personen fest.

Die Räuber verschafften sich durch den Eingang in der Passage zum Stein Zutritt zur Gübelin-Filiale. (Bild: cbu)

Zur Klärung der Raubüberfälle hat die Luzerner Polizei eine Sonderkommission eingesetzt und arbeitete eng mit der Staatsanwaltschaft Luzern zusammen. So konnten in der Folge die Identitäten der beiden Haupttäter vom Raubüberfall aus dem Jahr 2019 ermittelt werden. Beide wurden zwischenzeitlich festgenommen, einer der Männer soll mutmasslich auch am Überfall 2017 beteiligt gewesen sein. In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Behörden hat die Staatsanwaltschaft Luzern mittlerweile gegen 13 Personen ein Strafverfahren eröffnet (zentralplus berichtete).

Derzeit wird auch spekuliert, ob die Täter zu der berüchtigten Pink-Panther-Bande gehören, die ihre Überfälle schnell und professionell durchführt. 2010 ergaunerte die Bande bei der Gübelin-Filiale in Zürich beispielsweise Ware im Wert von rund 5,5 Millionen Franken.

Die Tragik des Gipfeli-Überfalls

Die Meldung mutete zuerst wie eine Szene aus einer Komödie an. Da betrat am 7. Oktober 2022 ein Mann mit einer Geistermaske im Gesicht und einem Gipfeli, das er wie eine Pistole hielt, die Postfiliale im Laubenhof in Zug und forderte Geld. In der Post anwesende Personen haben daraufhin die Polizei informiert, die den Mann kurz darauf in einer Bar gestellt hat.

Auf die skurrile Szene folgte ein trauriges Nachspiel. Der Mann wurde gegen seinen Willen in die psychiatrische Klinik eingewiesen. Später stellte sich heraus, dass der damals 40-jährige Mann an einer schweren psychischen Erkrankung leidet. Bei dem Mann wurde eine bipolare Störung diagnostiziert.

Der Gipfeli-Vorfall fand in der Poststelle beim Laubenhof in der Stadt Zug statt. (Bild: mam)

Der Fall landete vor dem Zuger Verwaltungsgericht. In einer Anhörung sagte der Mann aus, er habe in der Bar mit der Maske ein Halloweenvideo drehen wollen und sie deshalb dabeigehabt, als er zur Post ging. Das Gipfeli habe er von einem Bekannten bekommen. Auch habe er vor Ort klar gesagt, dass es sich nicht um einen Überfall handle, könne aber verstehen, dass sein Auftreten andere Schlüsse zulassen würde.

Obwohl der Mann in der Klinik ausfällig und teils gewalttätig geworden war, zeigte er sich einsichtig, woraufhin das Gericht entschied, dass eine sogenannte fürsorgerische Unterbringung nicht rechtens sei. Gemäss Urteil wird er allerdings weiterhin von seinem langjährigen Psychiater ambulant betreut (zentralplus berichtete).

Alter schützt vor Strafe nicht

An einem Freitagmorgen im Dezember 2017 betritt ein älterer Herr die Raiffeisenbank in Meggen. Statt eine Einzahlung zu tätigen oder sich über sein Konto zu informieren, will er Geld. Im illegalen Stil. Der Senior ist nämlich ein Bankräuber. Zwar bedroht er die Angestellten nicht mit einer Waffe, sehr wohl aber mit seinem Aussehen. Der Mann trägt dunkle Kleidung, das Gesicht ist mit einer Stoffmaske verdeckt. Nachdem ihm die Angestellten das Geld ausgehändigt haben, flieht er und bleibt trotz Fahndungsfotos verschwunden (zentralplus berichtete).

Für zehn Tage. Dann konnte die Luzerner Polizei den 80-jährigen Mann nach intensiven Ermittlungen an seinem Wohnort festnehmen. Wie sich zeigte, war der Überfall in Meggen nicht seine erste Tat. Schon 2012 räumte er eine Valiant Bank aus, ebenfalls in Meggen. Damals kam er noch ungeschoren davon, weil der Täter nicht ermittelt werden konnte.

Das Kriminalgericht verzichtete 2021 bei seinem Urteil darauf, den Rentner in den Knast zu schicken. Das Kantonsgericht entschied im Folgejahr jedoch anders. Es verurteilte den damals 84-jährigen Luzerner im Juli 2022 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten.

Im Juni 2021 wurde dieselbe Filiale der Raiffeisenbank übrigens erneut Ziel eines Banküberfalls (zentralplus berichtete). Auch dieser Bankräuber sitzt mittlerweile hinter Gittern.

«Postraub des Jahrhunderts»

Der grösste Raub in der Schweizer Geschichte fand übrigens im September 1997 statt. Allerdings nicht in der Zentralschweiz, sondern in der Stadt Zürich. Im Innenhof der Fraumünsterpost standen am 1. September um zehn Uhr morgens mehr als 70 Millionen Franken zum Transport in die Nationalbank bereit. Fünf junge Männer wussten dank eines Insiders, einem Aushilfsmitarbeiter der Post, davon und packten die Gelegenheit beim Schopf.

Sie fuhren mit einem Lieferwagen, der als Fahrzeug der Telekom getarnt war, in den Innenhof und luden Kisten voller Geld in den Kofferraum. Zwei Kisten mussten sie stehen lassen, weil der Platz im Fahrzeug zu knapp war. Insgesamt erbeuteten die Räuber so 53 Millionen Franken, eine Summe, die selbst die des bekannten Posträubers Ronald Biggs im Jahr 1963 überstieg, weswegen der Überfall als «Postraub des Jahrhunderts» in die Geschichte eingeht.

So erfolgreich die Täter waren, von Dauer war ihr Glück nicht. Sie wurden wegen zahlreichen Spuren, die sie hinterlassen hatten, geschnappt, der letzte von ihnen 1998 in Miami. Sie sassen jeweils für rund fünf Jahre im Gefängnis, wie die «Post» schreibt.

Verwendete Quellen
  • Interview im «Blick» vom 31.10.2017
  • Artikel der Post über den Fraumünsterpostraub
  • Artikel im «20 Minuten» zu den Gübelin-Raubüberfällen
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 04.08.2023, 19:45 Uhr

    Wenn auch heute noch zahlreiche Verbrecher nach der Maxime «Die Lage ist fatal, da hilft nur eines: ein Banküberfall» agieren, nach welcher Maxime agieren dann die übrigen Verbrecher, die dieser Maxime nicht folgen?

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