Russischer Milliardär kritisierte Artikel

Oligarch beschwert sich: Presserat gibt zentralplus Recht

zentralplus hat in einer Auseinandersetzung vom Presserat Recht bekommen. (Bild: mst)

Der Schweizer Presserat weist eine Beschwerde des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko ab. Dieser reklamierte, zentralpuls hätte ihn zu Unrecht als «Putin-Vertrauten» bezeichnet.

zentralplus hat nicht gegen den Journalistenkodex verstossen. So lautet die Zusammenfassung eines Entscheids des Schweizer Presserats, den dieser nach einer Beschwerde von Andrei Melnitschenko gefällt hat, dem ehemaligen Mehrheitseigner des Düngerkonzerns Eurochem.

Auslöser war ein Artikel vom 17. Januar 2023. Darin berichtete zentralpus, dass die Steuerzahlerinnen für einen Anwalt aufkommen, den sich der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler in der Eurochem-Affäre genommen hatte. Dies, um gegen eine aus seiner Sicht unliebsame Medienberichterstattung vorzugehen.

Kritik an Bezeichnung «Putin-Vertrauter»

In diesem Artikel hiess es: «Heinz Tännler, Finanzdirektor des Kantons Zug, hat einen Kontakt zwischen der Zuger Kantonalbank und Eurochem hergestellt – jenem Düngerkonzern mit Sitz in Zug, dem eine enge Verbindung zum sanktionierten Oligarchen und Putin-Vertrauten Andrei Melnitschenko nachgesagt wird.»

Melnitschenko wehrte sich gegen die Bezeichnung, er sei ein Vertrauter des russischen Machthabers. Unter anderem mit dem Argument, er unterhalte keine Beziehung zu Putin und habe nie direkt mit diesem gesprochen.

Melnitschenko gehörte zu jenen Personen, die am Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine im Kreml zusammengezogen worden sind. Daher wurden sie von mehreren Staaten sanktioniert. Er gehöre zum «einflussreichsten Kreis russischer Geschäftsleute mit engen Verbindungen zur russischen Regierung», hält das Bundesamt für Wirtschaft Seco auf seiner Sanktionsliste fest.

Presserat: Vertrauter der russischen Regierung

Melnitschenko, dessen Vermögen das Wirtschaftsmagazin «Forbes» im August auf über 24 Milliarden Dollar veranschlagte, hatte moniert, zentralplus habe gegen die Berichtigungspflicht verstossen, da wir uns weigerten, die Formulierung im publizierten Artikel anzupassen. Trotz mehrerer Einflussversuche hielten wir an der Bezeichnung Putin-Vertrauter fest. Wie der Presserat nun in seiner Stellungnahme vom 22. Dezember 2023 festhält, hat zentralplus nicht gegen die standesrechtlichen Pflicht verstossen.

«Unbestritten», heisst es im Entscheid, könne man Melnitschenko als Vertrauten der Putin-Regierung bezeichnen. Zudem würden Putin und seine Regierung oft als Synonym verwendet, auch wenn dies nicht ganz korrekt sei: «Dass zentralplus den Unterschied zwischen Putin und der Regierung in dem Text nicht macht, mag ungenau sein, reicht aber für eine Rüge nicht aus», so der Presserat.

Verwendete Quellen
  • Stellungnahme des Schweizer Presserats 41/2023 vom 22. Dezember 2023
  • Medienarchiv von zentralplus
  • Sanktionsliste der Schweiz
  • Artikel von «Forbes»
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9 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 30.12.2023, 16:41 Uhr

    Oh nein, jetzt gilt die Pressefreiheit nicht nur auf dem Papier, sondern ist ernst gemeint? Das wird den Sowjet-Eid-Genossen ihre Silvesterfeier so richtig vermiesen. Wem bleiben da nicht die Bliny mit Kaviar im Hals stecken? Und dann ist auch noch der Krimsekt ausgegangen!

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  • Profilfoto von Gerry W.
    Gerry W., 30.12.2023, 08:38 Uhr

    Noch vor zwei Jahren wäre er glücklich darüber gewesen, als Putin Vertrauter bezeichnet zu werden. Oder woher kommen wohl seine Milliarden? Sicher nicht vom Lotto!!!

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  • Profilfoto von Erich Walder
    Erich Walder, 29.12.2023, 22:47 Uhr

    Im Grunde geht es hier nicht um den Begriff «Vertrauten». Leider möchten (westliche) Medien unliebsamen Menschen mit der Verwendung solcher Begriffskonstellationen etwas anrüchiges, verwerfliches Anlasten. Das ist Propaganda und hat nichts mit objektivem Journalismus zu tun, Presserat hin oder her.

    Man stelle sich mal folgende Formulierung im gleichen Stil vor: «Der Berset-Vertraute Walder hat innerhalb seines Medien-Imperiums vorgeschrieben, nur regierungsfreundlich zu berichten. Machthaber Berset will trotz der erdrückenden Beweislage von alledem nichts gewusst haben.»

    Na, wie schmeckts?

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    • Profilfoto von Daniel Büchel
      Daniel Büchel, 30.12.2023, 00:06 Uhr

      Auch wenn Sie mit Walder Recht haben mögen: Was hat er mit diesem Fall zu tun? Antwort: Nichts. Was also soll dieser whataboutism? Und was ist nach Ihrem Verständnis «objektiver Journalismus»? Journalismus war noch nie neutral, sei es nun die Ihnen vermutlich nahe stehende Weltwoche, noch die früheren Parteizeitungen. Auch damit lenken Sie nur vom eigentlichen Thema ab. Hier geht es um einen russischen Milliardär, der die Medien mundtot machen will. Sowas findet man eigentlich nur in autoritären Regimes lobenswert.

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    Alois Iten, 29.12.2023, 22:20 Uhr

    Was will man von diesen Kriegstreibern auch anderes erwarten

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    Marie-Françoise Arouet, 29.12.2023, 20:34 Uhr

    Schon der Begriff „Oligarch“ ist ebenso dumm wie falsch und wahrscheinlich justiziabel.

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      Daniela Uebersax, 29.12.2023, 21:46 Uhr

      Lächerlich. Aber Russland Fans könne ja gerne Klage einreichen. Viel Spass.

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  • Profilfoto von Daniela Übersax
    Daniela Übersax, 29.12.2023, 16:45 Uhr

    Druckversuche durch In- und ausländische Anwälte werden leider immer häufiger. Schliesslich haben sie Geld, um auch weitgehend aussichtslose Prozesse bis vor höchste Instanzen zu führen. Was interessieren Oligarchen oder Grosskonzerne im Falle einer Niederlage schon die Gerichtskosten oder Anwaltsentschädigungen. Da verstehe ich unsere Medien, wenn sie einknicken. Gratulation, wenn man so wie hier standhaft bleibt.

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    • Profilfoto von Franz
      Franz, 29.12.2023, 19:15 Uhr

      Der Presserat ist kein Gericht, deshalb gibts auch keinen Prozess.

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