Militär- statt Musikkarriere

Diese Frau steht an der Spitze des Militärflugplatzes Emmen

Die neue Stabschefin Lara Egli vor einem Tiger F-5. (Bild: kap)

Major Lara Egli ist seit diesem Jahr neue Stabschefin des Flugplatzkommandos Emmen. Im Gespräch redet sie über ihre Aufgaben, die Herausforderungen von Frauen in der Armee und über die neuen Kampfjets.

Es ist ein heisser Sommertag, die üppigen Betonflächen vor der Hauptloge des Flugplatzkommandos Emmen heizen die Lufttemperatur zusätzlich auf. Das scheint die zahlreichen Aviatikfans vor dem Zaun nicht abzuschrecken, der die Landebahn säumt. Gross dürfte die Faszination für die F/A-18-Jets sein, die noch diese Woche in Emmen abheben und landen.

Ebendieser Militärflugplatz hat seit diesem Jahr mit Lara Egli eine neue Stabschefin. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass Egli bereits eine beachtliche Militärkarriere hinter sich hat. Sie trägt eine anthrazitfarbene Hose, eine ärmellose Bluse mit aufgedruckten Rosen – und hebt sich so deutlich von den Armeeangehörigen auf dem Platz in den grünen Overalls ab.

Egli wäre fast die erste Schweizer Kampfjetpilotin geworden

Egli ist ETH-Maschinenbauingenieurin, Privatpilotin, passionierte Cellistin und Major der Schweizer Armee. Seit diesem Jahr bekleidet die 34-jährige als Stabschefin des Flugplatzkommandos Emmen eine neue Funktion. Sie folgt auf den in Emmen bestens bekannten Paul Jäger, der das Geschehen auf dem Flugplatz in den vergangenen 40 Jahren mitgeprägt hat und noch heute im Emmer Gemeinderat sitzt (zentralplus berichtete).

Egli verantwortet in ihrer neuen Funktion die Geschäftssteuerung des gesamten Flugplatzes. Als stellvertretende Kommandantin ist sie bei Abwesenheit des Kommandanten zudem verantwortlich für 90 Mitarbeitende.

«Ich war ein typisches Flugplatz-Gööfi.»

Ihre militärische Karriere beginnt vor 15 Jahren, als sie die Rekrutenschule absolvierte. Doch schon früh war ihr klar, dass sie ins Militär gehen wollte – wegen ihres Vaters. «Er hat auch bei der Luftwaffe Dienst geleistet. Jedes Jahr hat er sich auf den WK gefreut. Dadurch hatte ich schon als Kind einen positiven Bezug zur Armee.»

Ursprünglich wollte Egli Kampfjetpilotin werden. Doch wie so viele konnte sie die letzte Selektionsstufe nicht überwinden. Wäre es ihr gelungen, wäre sie wohl die erste Schweizer Kampfjetpilotin geworden. Die Erste im Cockpit zu sein, sei aber nicht ihre Motivation gewesen. «Es war die Liebe und die Faszination für die Fliegerei und die Technik», sagt die gebürtige Bernerin.

Für diese Faszination sei auch ihr Vater verantwortlich gewesen, «wie für so vieles in meinem Leben», sagt Egli mit einem Lachen. Ihr Vater sei ein passionierter Pilot gewesen, weswegen er sie oftmals mit auf den Flugplatz genommen hat. Oder, wie Egli es ausdrückt: «Ich war ein typisches Flugplatz-Gööfi.»

Jahrelange Militärkarriere nie bereut

Dass es nicht für eine Karriere als Militärpilotin gereicht hat, hat Egli aber nicht daran gehindert, weiterhin Militärdienst zu leisten. Egli war zu diesem Zeitpunkt schon Leutnant, hatte also längst über ein Jahr im Militär verbracht.

Major Lara Egli in einem Super Puma. (Bild: ZVG)

Der Grad als Leutnant ist für die letzte Selektionsstufe zwingend. Auf die Frage, ob sie als 20-Jährige die Offiziersbildung auch aufgenommen hätte, wenn sie schon gewusst hätte, dass es nicht zur Pilotin reicht, antwortet Egli nach kurzem Überlegen: «Wenn ich 15 Jahre zurückdenke, dann muss ich sagen: Ich bin mir nicht sicher. Aber wenn ich heute schaue, was mir das Militär schon alles geboten hat und immer noch bietet, dann bin ich überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.»

Ursprünglich wollte die heutige Maschinenbauerin Musikerin werden

Auch wenn es nicht zur Militärpilotin reichte, ging es mit der Militärkarriere weiter. Das passt auch zu ihrem Motto: «Wenn A nicht klappt, gibt es auch Plan B und C», sagte sie in einem früheren Interview mit der Schweizer Armee.

Es wurde nichts aus ihrem Plan A Militärpilotin, doch auch den Plan B verwarf Egli: Dieser mag etwas gegensätzlich zur Karriere als Pilotin oder als Armeeangehörige sein. Dieser Plan sah es nämlich vor, professionelle Cellistin zu werden. Schliesslich habe sie sich bewusst gegen eine Karriere als Musikerin entschieden. «Aus Liebe zur Musik», wie sie sagt. «Damit ich die Freude daran nicht verliere.» Auch Pilotin wurde Egli später noch, zuerst im Segelflugzeug, später im Motorflugzeug.

Lara Egli hätte beinahe eine Profi-Musikerin-Karriere eingeschlagen. (Bild: ZVG)

Im Laufe ihrer Militärkarriere bekleidete Egli verschiedene Funktionen. So war sie mehrere Jahre lang Zugführerin eines WK-Verbandes. Später wurde sie angefragt, ob sie eine Kompanie eines WK-Verbandes führen könnte, was Egli dann auch tat. Dort war Egli zuständig für rund 180 Armeeangehörige. Frauenanteil: Null Prozent.

Herausforderungen von Frauen im Militär liege bei den Männern

Auf die Frage, was die Herausforderungen von Frauen im Militär seien, antwortet Egli: «Ganz ehrlich, ich habe mir das nie überlegt. Ich bin in der Fliegerei aufgewachsen. Das ist schon eher eine Männerdomäne.» Das habe sich weiter gezogen – ob im mathematischen Gymnasium, in der Flugausbildung, im Ingenieurstudium. Immer sei sie in männerdominierten Bereichen unterwegs gewesen. Die Herausforderungen von Frauen im Militär sieht sie eher bei den Männern. Denn oftmals sei sie die erste Frau in den unterschiedlichen Formationen gewesen. «Männer mussten sich wohl Sachen überlegen wie: ‹Dürfen wir diesen Spruch noch bringen?›.»

Haben sich die Soldaten dann auch wirklich mit Sprüchen zurückgehalten? «Es ist natürlich Ansichtssache, was genau ein dummer Spruch ist.» Sie habe aber nie etwas gehört, «das wirklich gar nicht geht». «Ohnehin scheue ich mich jedoch nicht, je nach Spruch auch mal schlagfertig zu antworten», erklärt sie mit einem Schmunzeln.

«Sehr oft höre ich von den Frauen, dass der Militärdienst für Frauen zur Gleichberechtigung dazugehört.»

Benachteiligt habe sie sich, die heute den Rang eines Majors in der Armee inne hat, nie gefühlt. Egal, ob Mann oder Frau: Wichtig sei es ihr, dass man sich stets auf Augenhöhe begegnet. Dabei gelte «gleiche Leistung, gleiche Rechte und Pflichten».

Egli ist aber überzeugt, dass es mehr Frauen in der Armee braucht. Sie meint, dass gemischtgeschlechtliche Gruppen bessere Lösungen hervorbringen. Daher referiert Egli seit dem Jahr 2009 beim Orientierungstag für Frauen in Bern. Vor über zehn Jahren seien dabei jährlich rund 30 junge Frauen erschienen, jetzt seien es etwa 130. Sie frage die Frauen jeweils nach ihrer Motivation für den Militärdienst: «Sehr oft höre ich dann von den Frauen, dass der Militärdienst für Frauen zur Gleichberechtigung dazugehört.»

F-35 und Fluglärm beschäftigen Egli

Die ersten Monate im neuen Amt seien «sehr intensiv» gewesen. Trotz ihrer militärischen Erfahrung gebe es täglich Sachen, die neu für sie seien. Ein grosses Thema sei etwa der F-35-Kampfjet, der in einigen Jahren auch in Emmen stationiert sein wird. Der Einsatz neuer Flugzeuge erfordert bauliche Massnahmen, die es zu organisieren gelte.

In Emmen immer wieder zum Politikum wird auch das Thema Fluglärm – Diskussionen, die aufgrund des F-35 noch zunehmen könnten (zentralplus berichtete). Der Fluglärm provozierte beim Vorgänger Eglis gar persönliche Anfeindungen, sagte dieser vor seinem Abgang gegenüber der «Luzerner Zeitung».

Egli selbst gibt an, dass Lärmklagen bisher noch nicht bis zu ihr persönlich gelangt seien. Der Fluglärm sei aber «natürlich ein Thema». Seit sie ihre Stelle angetreten hat, habe sie viel Zeit in die Anpassung der Kommunikation investiert. Dazu gehöre etwa eine Auflistung der ausserordentlichen Flugaktivitäten und die aktive Kommunikation einige Tage vor solchen Flugaktivitäten. Egli relativiert aber: «Die Luftwaffe hat einen Auftrag der Politik. Dafür braucht es Flüge, die zwangsläufig mit Immissionen und Emissionen verbunden sind.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Lara Egli
  • Interview mit Lara Egli
  • Interview der Schweizer Armee mit Lara Egli aus dem Jahr 2019
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
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12 Kommentare
  • Profilfoto von Fabia
    Fabia, 26.07.2023, 00:36 Uhr

    Ich finde das wirklich unglaublich grossartig, in einem solchen jungen Alter schon so viel erreicht zu haben! So eine kämpferische, willensstarke und ehrgeizige Person gehört genau an eine solche verantwortungsvolle Stelle. Bravo, wirklich ein grosses Kompliment an Sie!
    Neider gibt es leider immer und überall, aber damit kann man gut leben.
    Der Fluglärm ist für viele die wahre Musik, ganzes Herzblut steckt in dieser gewaltigen Technik, ist vielleicht der ruhige Ausgleich zu finden in der klassischen Musik?
    Alles Gute und bleiben Sie so standhaft!🙂

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 23.07.2023, 22:21 Uhr

    Aus Liebe zur Musik auf eine Karriere als Cellistin zu verzichten? Dafür den Krach von Militärmaschinen eintauschen? Tönt psychologisch sehr interessant und erinnert mich irgendwie an Dr. Strangelove.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 23.07.2023, 23:26 Uhr

      Schön, dass Sie sich noch erinnern können. Ja, die Sechziger; damals wurden wir sozialisiert und politisiert. Tolle Zeiten! Zum Glück hat sich seither rein gar nichts verändert; weder die Welt noch unsere Köpfe.

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  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 23.07.2023, 13:13 Uhr

    «Dabei gelte gleiche Leistung, gleiche Rechte und Pflichten». Wenn das nur alle so sehen würden!

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    • Profilfoto von Albus
      Albus, 23.07.2023, 13:46 Uhr

      Fangen wir mal an mit den Rechten, da hat’s noch Jahre an Rückstand aufzuholen!

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      • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
        Marie-Françoise Arouet, 23.07.2023, 15:53 Uhr

        Sie denken, dass Frau Egli zu den „Linken“ gehört?

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        • Profilfoto von Albus
          Albus, 23.07.2023, 18:34 Uhr

          Links und Rechts hat nichts mit diesem Thema zu tun – bitte nochmals lesen.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 23.07.2023, 10:44 Uhr

    Abgeschlossenes Ingenieurs-Studium an der ETH, Pilotin, Major der Schweizer Armee, Stabschefin eines Flughafens. Das alles mit 34 Jahren! Dazu ein musikalisches Hobby, das zweifellos auf einem Niveau praktiziert wird, welches weit über demjenigen vieler hierzulande mit Subventionen, Beiträgen und Preisen beschenkten Gitarreros, Liedermacherinnen und Tanzflächenbehämmerer liegen dürfte. Eine wirklich emanzipierte Person, angekommen in all ihren Positionen aufgrund eigener Leistung und nicht als Quothildchen, eine Frau, der es niemals in den Sinn kommen würde, in einem Pulk von pink gekleideten Geschlechtsgenossinnen poststrukturalistische Dummschlagwörter herumzuplärren. So jemand ist ja geradezu prädestiniert dafür, als rotes Tuch zu dienen für Kreise, in denen gerne Studienabbrecher und Genderbeauftragte in politische Ämter gewählt werden.

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    • Profilfoto von Hans Peter Roth
      Hans Peter Roth, 23.07.2023, 22:31 Uhr

      Schön zu vernehmen, dass sich Marie auch mal für etwas begeistern kann, auch wenn die idealisierte Ausschmückung der Majorin wieder einmal die übliche Disbalance aufweist.

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    • Profilfoto von Franz-Maria Teuora
      Franz-Maria Teuora, 24.07.2023, 08:32 Uhr

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      • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
        Marie-Françoise Arouet, 24.07.2023, 11:14 Uhr

        Dieser Kommentar ist persönlich beleidigend und gehört nach sämtlichen Kriterien der Netiquette gelösch. 6 Beleidigungen in Substantiven und Adjektiven. Dazu Unterstellungen.

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      • Profilfoto von Hanswurst
        Hanswurst, 24.07.2023, 11:16 Uhr

        Ich frage mich, wer denn hier seine diskriminierende Intoleranz grad zur Schau stellt?

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