Meint der das ernst?

Emmer Einwohnerrat will Energiekrise mit Mini-AKW lösen

Das Kernkraftwerk Gösgen liegt nicht weit von Luzern und Zug entfernt. (Bild: AKK)

Der Ukraine-Krieg hat eine weltweite Energiekrise ausgelöst, die Märkte spielen verrückt. Der parteilose Emmer Einwohnerrat Paul Jäger macht eine Reihe von teils «völlig unrealistischen» Vorschlägen, um das Problem zu lösen.

Umweltfreundliche Busse, Fotovoltaik-Anlagen an Autobahn-Lärmschutzwänden, Biogas von den Bauern und ein neues Wasserkraftwerk im Rotbach-Tobel. Mit diesen und weiteren Ideen will der Emmer Einwohnerrat Paul Jäger (parteilos, früher FDP), die Umwelt schützen und die Energieversorgung sichern (zentralplus berichtete).

Die sicherlich gewagteste Forderung: Der Gemeinderat soll den Bau von Mini-Atomkraftwerken diskutieren und Emmen bei der EWL und der CKW als zukünftigen Standort dafür einbringen.

Anders als grosse Kernkraftwerke erzeugen die Mini-Reaktoren statt einer Leistung von mehr als 1000 Megawatt lediglich Strom von bis zu 300 Megawatt, wie die Deutsche Tagesschau vor einiger Zeit berichtete. Die einzelnen Komponenten werden vorproduziert und dann vor Ort montiert. Eine Anlage kostet gemäss dem Bericht rund eine Milliarde Euro*. In 18 Ländern seien solche Reaktoren bereits im Bau.

Mini-AKWs in Emmen? Die sind nicht besser

Sind die Mini-AKWs in Emmen eine sinnvolle Ergänzung der erneuerbaren Energien? Das ist äusserst umstritten. Eine Studie im Auftrag des deutschen Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung hat beispielsweise gezeigt, dass diese «genauso schmutzig wie konventionelle Atomkraftwerke, teurer sogar als erneuerbare Energien und vor allem vermutlich erst dann einsatzbereit sind, wenn es schon zu spät ist», wie N-TV berichtete.

Dass ein Teil der Forderungen chancenlos sein wird, ist auch dem Postulanten klar. «Ich bin mir bewusst, dass nachstehende Forderungen zum Teil visionär, respektive weit hergeholt oder sogar völlig unrealistisch sind, viele Innovationen sind aber so entstanden», schreibt Jäger in seinem Vorstoss.

Emmen müsse als 23 grösste Gemeinde der Schweiz nun verschiedene «Zügel selber in die Hand nehmen, unsere Umwelt weiter schützen, Energiesicherheit erzeugen und unsere Zukunft mindestens mitbestimmen.» Die Antwort des Gemeinderats steht noch aus.

* In einer ersten Version des Textes hatten wir irrtümlich geschrieben, die Anlage koste eine Million Euro.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Boris Macek
    Boris Macek, 17.05.2022, 12:59 Uhr

    Sollte wohl 1 Milliarde heissen. Für 1 Million gibt es allerdings schon recht viel Photovoltaik.

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    • Profilfoto von Lena Berger
      Lena Berger, 17.05.2022, 13:03 Uhr

      Vielen Dank für den Hinweis und das aufmerksame Lesen. Sollte tatsächlich eine Milliarde heissen, wir passen das gleich an.

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