Zweifel an Messungen des Bundes

Was mit dem neuen Kampfjet auf Emmen zukommt

Peter Merz, Kommandant der Luftwaffe, steht vor dem neuen Kampfjet F-35A in Emmen (Bild: PLu)

In den letzten Tagen war der neue Kampfjet F-35A gut sichtbar und hörbar über der Zentralschweiz unterwegs. Der Schutzverband hat in Emmen erste Lärmmessungen gemacht. Wir sagen dir, wie die ersten Resultate ausfallen.

Die Armee präsentiert auf dem Militärflugplatz Emmen ihre Wunschliste. Der Kampfjet F-35A und das Luftverteidigungssystem Patriot werden der Öffentlichkeit präsentiert (zentralplus berichtete).

Nicht am Schauen, sondern am Hören ist seit dem Eintreffen des F-35A auch der Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen. Wie uns Präsident Andreas Kappeler sagt, hat der Schutzverband schon erste Lärmmessungen gemacht.

F-35A ist laut Armee lauter, dafür weniger unterwegs

Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat die Lärmemissionen des F-35A schon untersucht.

«Es ist für den Schutzverband nach wie vor nicht klar, wie die neuen Lärmkataster, mit so wenig Messungen durch den Bund, zuverlässig erstellt werden können.»

Andreas Kappeler, Präsident Schutzverband

Das Resultat: Die Lärmemission des Jets ist zwar um 3 Dezibel höher als bei den alten Kampfjets. Dafür fliegt die neue Maschine weniger. Durch die grösseren Tanks sollen am Ende rund 70 Prozent weniger Flugbewegungen von Emmen ausgehen (zentralplus berichtete).

Schutzverband misst, da VBS keine Zahlen lieferte

Warum macht der Schutzverband dann auch noch eigene Messungen? Auf Nachfrage bei Präsident Andreas Kappeler, sollen sie ein unabhängiges Bild der Lärmsituation erhalten. Das ist aber nur ein Punkt. «Grund, dass wir selbst mit Messungen begonnen haben, ist, dass wir keine Zahlen vonseiten des VBS erhalten.»

Beim Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen, bleibt es nicht bei einzelnen F-35A-Messungen. Geplant ist noch viel mehr. Es sei ein «Beginn einer Messreihe», welche man die nächsten Jahre weiterführen werde. Nicht nur beim Flugplatz Emmen, sondern auch an anderen Flugplätzen. «Nur so bekommen wir ein unabhängiges Bild der Lärmsituation», sagt Kappeler.

Hat der Bund bei den Messungen geschlampt?

Schon zu Beginn dieses Jahres hat das VBS die ersten Zahlen zu den Lärmemissionen herausgegeben. Der auffälligste Unterschied zur F/A-18 Hornet finden sich in den Daten des Bundes in der Lärmkontur. Der neue Kampfjet ist weiter herum hörbar als die Hornet.

(Abbildung: aus dem Kurzbericht Lärmmessungen und Auswirkungsanalyse F-35A, VBS)

Die Zahlen vom VBS werden in Emmen hinterfragt. «Es ist für den Schutzverband nach wie vor nicht klar, wie die neuen Lärmkataster, mit so wenig Messungen durch den Bund, zuverlässig erstellt werden können», sagt Kappeler.

Zu den ersten Messungen des Schutzverbands sagt Kappeler: «Die diese Woche gemachten Erfahrungen entsprechen in etwa den Erwartungen. Was dies dann heisst für die Bevölkerung wird sich aber erst im Normalbetrieben sagen lassen.»

Die Daten, welche der Schutzverband nun sammelt, kommen sozusagen in die «Munitionskammer». «Jetzt legen wir mit Messungen die Grundlage, damit wir dann bereit sind, um reagieren zu können», sagt Andreas Kappeler.

Die meistdiskutierten Fragen rund um das Thema Kampfjet

Vor allem während der Abstimmungsphase wurde auch in Luzern und Zug viel über den Kampfjet diskutiert. Warum braucht die Schweiz überhaupt einen neuen Kampfjet? Verkaufen wir uns damit nicht den Amerikanern?

Wir haben die gängigsten Fragen an den Kommandanten der Luftwaffe, Peter Merz gestellt. Seine Antworten gibt es im Video.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marco Müller
    Marco Müller, 26.03.2022, 11:15 Uhr

    Die Diskussion wird so emotional geführt, dass die meisten Pro- und Kontrapunkte gar nicht thematisiert werden. Fluglärm, Ukrainekrieg, Auswahlkriterien… dann hört es meist bereits auf. Man darf sich beispielsweise fragen, warum die linke aus taktischen Gründen damals nicht den Grippen unterstützt hat. Man wusste bereits damals, wie es nach einem nein weitergehen wird. Umgekehrt wird ein von bürgerlicher Seite häufig bedientes Argument kaum thematisiert, nämlich das Thema Arbeitsplätze. Warum? Das ist ganz einfach: weil es bis heute niemand weiss. Welche Baugruppen in der Schweiz gewartet werden können und dürfen ist noch völlig unklar. Was jedoch bereits klar ist: vieles werden wir nie selber machen dürfen, wie zum Bespiel alles was die Lackierung der Aussenhülle angeht, oder praktisch alles was Software angeht. Wenn DAS nicht eines der Hauptdiskussionspunkte sein soll, was denn?

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