Anmeldung endlich möglich

Hat Luzern den Start der Cannabis-Studie versifft?

Paolo Hendry von der Stadt Luzern erklärt, wieso es bis zur Eröffnung der Anmeldung zur Cannabis-Studie «Script» zu Verzögerungen kam. (Bild: Adobes Stock/zvg)

Marihuana und Haschisch aus der Apotheke? Das ist in Luzern im Rahmen einer Cannabis-Studie bald Realität. Ab sofort können sich Interessierte als Studienteilnehmer anmelden. Doch wieso kam es im Vorfeld immer wieder zu Verzögerungen? zentralplus hat bei der Stadt Luzern nachgefragt.

«Die Rekrutierung startet voraussichtlich im Sommer 2023», kündigte die Stadt Luzern vor bald einem Jahr den Anmeldebeginn für interessierte Teilnehmerinnen der Cannabis-Studie «Script» an (zentralplus berichtete). Daraus wurde nichts.

Im Herbst folgte (auf Anfrage von zentralplus) die Kurskorrektur. Paolo Hendry ist bei der Stadt Luzern als Leiter der Dienstabteilung Alter und Gesundheit für die Cannabis-Studie verantwortlich. Er sagte: «Nach aktueller Planung sind Anmeldungen für Luzern ab Anfang 2024 möglich.»

Der genaue Fahrplan stehe zwar noch nicht, werde aber demnächst bekannt gegeben, hielt Hendry damals weiter fest. Doch die versprochene Bekanntgabe blieb abermals aus. Immerhin wurde die Website der Cannabis-Studie, die die Universität Bern auch in Zusammenarbeit mit der Universität Luzern durchführt, mehrmals aktualisiert.

Anmeldung nach mehrfacher Verzögerung eröffnet

Am 10. Dezember stand dort: «Anmeldungen für Luzern werden voraussichtlich ab Anfang 2024 möglich sein.» Letzte Woche stand dort: «Anmeldungen für Luzern werden voraussichtlich im April/Mai 2024 möglich sein.» Und seit Dienstagmorgen ist es für Kifferinnen tatsächlich möglich, sich als Studienteilnehmerinnen anzumelden (zentralplus berichtete).

«Die Stadt Luzern befasst sich seit bald zehn Jahren mit der Cannabis-Studie.»

Paolo Hendry, Stadt Luzern

Davor taten sich die Verantwortlichen offenbar schwer damit, sich auf ein definitives Datum festzulegen, ab welchem es Luzerner Kiffern möglich sein würde, sich als Probanden zur Verfügung zu stellen. Das Wörtchen «voraussichtlich» diente offenbar als Hintertürchen, um den «baldigen» Studienbeginn Mal für Mal zu verschieben.

Stadt Luzern erklärt Gründe für Verzögerungen

Hat die Stadt Luzern den Start der Cannabis-Studie versifft? Das will zentralplus von Paolo Hendry wissen. Er holt aus: «Die Stadt Luzern befasst sich seit bald zehn Jahren mit der Cannabis-Studie.» Dass es zuletzt zu Verzögerungen kam, sei in Anbetracht der langen Vorlaufzeit nicht weiter tragisch.

Auf politischem Weg habe die Stadt Luzern sichergestellt, dass die für die Cannabis-Studie nötige gesetzliche Grundlage geschaffen und alles sauber aufgegleist werden konnte. Inzwischen hätten die Universitäten Bern und Luzern den Lead übernommen.

«Ich bin kein Fachmann für den Konsum.»

Paolo Hendry, Stadt Luzern

Die Verzögerungen begründet Hendry vor allem mit der Bewilligung des Bundesamts für Gesundheit (BAG), die es abzuwarten galt. «Erst nach Erhalt der Bewilligung konnte man die entsprechenden Cannabisprodukte bestellen», erklärt er. Und weil die Studie konsequent auf Schweizer Biohanf setzt, haben saisonale Anbauvoraussetzungen naturgemäss zu weiteren Verzögerungen geführt.

«Auf der Pizza oder im Tee – das ist Geschmackssache»

Die 250 Luzernerinnen, die an der Studie teilnehmen werden, dürfen sich also auf Bio-Joints, wahlweise gefüllt mit Marihuana oder Haschisch, freuen. Doch werden die drei teilnehmenden Luzerner Apotheken, deren Namen geheim bleiben sollen (zentralplus berichtete), dereinst auch Produkte führen, die es möglich machen, rauchfrei zu konsumieren.

«Die E-Flüssigkeiten werden im Vaporizer in Form von Dampf eingenommen», erklärt Paolo Hendry. Zudem wird es Cannabis-Tinkturen geben, die sich über alles Mögliche träufeln lassen. Hier stösst Hendry an die Grenzen seiner Expertise. «Ich bin kein Fachmann für den Konsum. Ob auf der Pizza oder im Tee – das ist dann wohl Geschmacksache», meint er.

Anmeldung für Cannabis-Studie im Test

Nun denn, die Anmeldung für die Cannabis-Studie «Script» ist inzwischen eröffnet. Und innert weniger Minuten vollzogen, wie ein Test von zentralplus zeigt. Die Fragen zum Geschlecht, zur Regelmässigkeit des Cannabiskonsums oder zu einer allfälligen Schwangerschaft sind mit wenigen Klicks beantwortet.

Dann aber folgt, nach Abfrage der Personaldaten und dem Einverständnis mit der Datenschutzvereinbarung, ein weisser Bildschirm mit folgendem Text: «Bitte haben Sie nach der Anmeldung etwas Geduld. Wir werden Sie raschmöglichst bezüglich Ihrer Anmeldung und der generellen Möglichkeit an der Studie teilzunehmen kontaktieren.»

Zwar flattert daraufhin eine E-Mail mit der Absendebestätigung in den Posteingang. Doch auch darin vertröstet das «Script»-Studienteam auf «raschmöglichst». Wenn «raschmöglichst» so lange dauert wie «bald», dürfte mehr als nur «etwas» Geduld nötig sein.

Verwendete Quellen
  • Website der «Script»-Studie der Universität Bern
  • Medienmitteilung der Stadt Luzern
  • Telefonat mit Paolo Hendry, Stadt Luzern
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Padi
    Padi, 10.04.2024, 19:33 Uhr

    Zum Tempo: hey, go slow..
    Statt Tempo-Argumente wären inhaltliche Informationen zur "Script"-Studie interessanter gewesen – darf gerne nachgeholt werden.

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