Neuer Likör aus der Mate-Hochburg Luzern

Mate und Alkohol: Luzern trinkt sich hip

Jan Waldis (links) und Mischa Zuber (rechts) sind die neuesten Mitspieler auf dem Mate-Markt – und die wohl jüngsten. (Bild: cbu)

Das Geschäft mit der Mate-Pflanze boomt. Mate-Tees aus Luzerner Produktionen sind national etabliert. Darum gehen Produzenten einen Schritt weiter – und funktionieren das Trendgetränk zum Partydrink um. Neu mischen auch zwei Jungunternehmer mit.

Erst vor allem in den Händen von Hipstern aufgefallen, mittlerweile aus dem Getränkemarkt nicht mehr wegzudenken. Die Rede ist von Mate, einem Getränk, dessen Ursprung in Argentinien liegt. Hergestellt wird es aus aufgebrühten Blättern der Mate-Pflanzen.

Die meisten Mate-Varianten, die hierzulande erhältlich sind, sind europäisierte Versionen des argentinischen Originals. Dieses wird traditionell warm und aus einem Tongefäss getrunken. Und hat keine Kohlensäure. Ein Rundumblick durch Luzern zeigt, dass hiesige Brauereien noch anderweitig kreativ mit dem Trendgetränk umgehen.

Eine der wohl grössten und bekanntesten Marken auf dem Schweizer Mate-Markt ist «El Tony», das seinen Ursprung in Ebikon hat. Seit rund neun Jahren verschreibt sich das Unternehmen dem Trendgetränk und füllt mit seinen Produkten die Kühlschränke von Grosshändlern, Detaillisten, Bars und Restaurants (zentralplus berichtete).

Die einzigen sind «El Tony» aber nicht. Mit «Lori’s Mate» an der Winkelriedstrasse in der Stadt Luzern buhlt ein zweites Luzerner Unternehmen um den Durst der Kundinnen.

Ein Hauch Brasilien an der Winkelriedstrasse

Das Unternehmen der beiden Gründer Mario und Claudio Bergen setzt seit 2016 auf das Getränk aus Südamerika. Durch Kontakte seien sie in Brasilien auf das «Wunderkraut» Mate aufmerksam geworden und planten, das Getränk in hiesigen Gefilden unter die Leute zu bringen. «2014 begannen wir mit der Herstellung erster kleiner Chargen», schreibt Mario Bergen in einer Mail. Es habe jedoch zwei Jahre gedauert, bis sie mit den Rohstoffen und den Rezepturen zufrieden gewesen seien.

Ihre Mate-Getränke produzieren die Bergens mit einer kleinen Schweizer Bierbrauerei im «Cold Brew»-Verfahren, das sie aus der Welt der Kaffeeproduktion kennen. Nebst «Lori’s Mate» haben sich Mario und Claudio Bergen seit rund zehn Jahren mit ihrer Firma «Bergen Kaffeeservice» einen Namen gemacht. Beim «Cold Brew»-Verfahren wird Kaffee oder Tee – und auch Mate-Blätter – mit kaltem Wasser über längere Zeit aufgegossen. Das soll das Getränk weniger säurehaltig und bitter machen.

Im «Koffeinshop» von Mario und Claudio Bergen gibt es sowohl Mate als auch Kaffee. (Bild: cbu)

Dass gerade Luzern ein Zentrum für Schweizer Mate sei, sei wohl Zufall. «Ich kann nur für uns sprechen, aber wir sind aus Luzern und immer hier wohnhaft geblieben, weil wir die Stadt lieben.» Wirtschaftliche Gründe gebe es hinter dem Standort keinen.

Mit dem Mate allein ist die Arbeit scheints noch nicht getan. Alle Unternehmen bieten verschiedene Sorten und Geschmacksrichtungen an. Und einige nutzen den Mate als Grundzutat für weitere Mixturen. Denn gemäss Bergen ist Mate mittlerweile «ein fester Bestandteil auf jeder Getränkekarte von Bars und Clubs». Da kann und darf man ruhig auch etwas experimentieren.

Kürzlich hat sich «Lori’s Mate» mit dem Luzerner «Weinkollektiv» (zentralplus berichtete) zusammengetan, um einen Mix aus Mate und Rosé auf den Markt zu bringen. Die «Disco Schorle Rosé» soll ein Getränk sein, das mit Bier und anderen gängigen Aperitifgetränken mithalten kann. An sich ist die Disco Schorle keine Erfindung der Luzerner – regulär wird sie allerdings mit Mate und Prosecco zubereitet.

Aus der Schnapsidee wurde Ernst. Ernst ist heute zwei Jahre alt

Ebenfalls eher in die Apero- und Nachtlebenkerbe schlägt «The Mate» – ein Likör auf Basis der Mate-Pflanze. Hinter der Spirituose stehen die zwei Jungunternehmer Jan Waldis (21) aus Unterägeri und Mischa Zuber (20) aus Obernau bei Kriens. «The Mate» soll sowohl als alleinstehendes Getränk als auch als Basis für hippe Cocktails funktionieren.

Entstanden sei «The Mate» 2022 aus einer «Schnapsidee» heraus, wie die beiden Männer auf Anfrage erzählen. Ihr Likör war die Abschlussarbeit für die Berufsmatura an der BBZ Wirtschaft, Informatik und Technik Emmen. Die Aufgabenstellung der Schule sah vor, ein Getränk zu kreieren. Während sich die Klassenkameraden von Waldis und Zuber an Bier, Met und Sirup wagten, verfolgten sie einen hochprozentigeren Ansatz.

«Ich fand die Idee reizvoll, einen Schnaps zu entwickeln. Jan brachte den Mate als Basis dazu», sagt Mischa Zuber. Jan Waldis ergänzt: «Einen Likör auf Mate-Basis gab es bislang nicht, darum wollten wir das ausprobieren.» Mit der Unterstützung – und dem Einverständnis – des Lehrers machten sie sich an die Arbeit, brachten sich autodidaktisch mittels Youtube-Videos das Destillieren bei und experimentierten mit verschiedenen Zutaten. Die Mate-Blätter stammen direkt aus Brasilien. «Wir wollen so nahe wie möglich am originalen Mate-Geschmack bleiben», erklärt Waldis.

Von der Matura in die Selbständigkeit

Das Resultat kam an. Waldis und Zuber belegten den zweiten Platz bei der kantonalen Berufsmaturität und landeten im April beim Zuger Jungunternehmerpreis 2024 ebenfalls auf dem Silberpodest. Mittlerweile haben sich die beiden mit ihrem Likör selbständig gemacht. «Das Unternehmertum und die Selbständigkeit hat uns schon immer gereizt», sagt Jan Waldis.

Bislang haben die zwei Jungunternehmer rund 1000 Liter produziert. Im heimischen Keller von Mischa Zuber in Obernau, der als Produktionsstätte dient. Auf das Destillieren verzichten sie seit dem Maturaprojekt aber. Aus Sicherheits- und Qualitätsgründen. Und weil es bewilligungspflichtig ist. Stattdessen kaufen sie biologisch hergestellten Alkohol von einem Schweizer Unternehmen ein.

«Die meisten Betriebe sind neugierig darauf, was wir hier geschaffen haben.»

Mischa Zuber, Mitgründer «The Mate»

Von der Produktion über die Lagerung, Marketing und den Vertrieb machen Jan Waldis und Mischa Zuber alles selbst. Das sei nicht immer einfach, wie sie zugeben. «Manchmal kam es uns vor, als ob wir vor einer unüberwindbaren Wand standen», sagt Jan Waldis. Mittlerweile seien die einstigen Hindernisse aber normale Prozesse. «Es ist viel Arbeit», sagt auch Mischa Zuber. Aber das sei genau das, was die Selbständigkeit auch spannend mache.

Jungunternehmer sind auf Expansionskurs

Derzeit sind der Zuger und der Luzerner daran, ihre Kreation an Events und Bars zu platzieren. Trotz ihres jungen Alters werden sie in der Gastronomie grösstenteils mit offenen Armen empfangen. «Die meisten Betriebe sind neugierig darauf, was wir hier geschaffen haben», sagt Mischa Zuber. Aktuell sind die Produkte im Onlineshop und in ausgewählten Geschäften in Kriens, Unterägeri, der Stadt Zug und Einsiedeln erhältlich. Mittels einzelner Events wollen sie zusätzliche Aufmerksamkeit schaffen.

In der Zukunft wollen sie ihren Betrieb mit eigenen Cocktails und weiteren Produkten noch weiter ausbauen. Ideen seien da, die Nachfrage auch. Nur beim Platz könnte es irgendwann eng werden. «Wenn wir grösser werden», so Waldis, «müssen wir die Produktion irgendwann ausbauen.» Weil der Platz zu Hause im Keller zu eng würde, ergänzt Zuber lachend.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Mischa Zuber und Jan Waldis, «The Mate»
  • Website «The Mate»
  • Schriftlicher Austausch mit Mario Bergen, «Lori’s Mate»
  • Website «Lori’s Mate»
  • Medienmitteilung «Disco Schorle Rosé»
  • Schriftlicher Austausch mit Dominik Inal, «Weinkollektiv»
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