Brauerei Blattmann sucht eine Nachfolge

Kleinbrauer werden? In Unterägeri ist das nun möglich

Rudolf Blattmann verkauft seine Brauerei in Unterägeri nach sieben Jahren. (Bild: wia)

In Unterägeri steht eine kleine Brauerei zum Verkauf. Der Inhaber gibt den Betrieb nach sieben Jahren ab. Auch Laien könnten eine Chance haben.

Einmal eine kleine Brauerei in idyllischer Umgebung führen, die perfekte Balance zwischen Hopfen und Malz suchen, ganz abseits von ausgetretenen Carlsberg-Pfaden. Für viele Zuger dürfte das wie ein Traum klingen.

Einer, der im Moment gar nicht so unrealistisch ist. Denn die Kleinbrauerei Blattmann in Unterägeri steht zum Verkauf. «Bis zum 29.02.2024 bieten wir die komplette Brauerei zum Kauf oder zur Übernahme an», heisst es in einer entsprechenden Mitteilung des Brauers.

Zeit, an die Zukunft zu denken

Der Inhaber, Rudolf Blattmann, befasst sich seit fast 30 Jahren mit dem Bierbrauen. Als Grund für den Verkauf sagt er: «Ich habe nun das Pensionsalter erreicht. Die Brauerei in Unterägeri habe ich sieben Jahre geführt. Es ist Zeit, an die Zukunft zu denken. Sonst führe ich die Brauerei noch, wenn ich 70 bin, und das will ich nicht.»

«Es braucht jemanden, der nicht ‹ufm Füdle hockt›, sondern krampfen kann.»

Rolf Blattmann, Inhaber der Brauerei

Bewusst habe er sich das Stichdatum Ende Februar gesetzt, um einen Käufer für seine Brauerei zu finden. «Wenn sich in dieser Frist ein passender Käufer findet, kann er die Brauerei komplett übernehmen. Wenn nicht, gehen die Einzelteile, die bereits jetzt reservierbar sind, an einzelne Interessenten», erklärt Blattmann vor Ort.

Die Brauerei Blattmann, die in den Räumen einer ehemaligen Käserei und neben einer Bäckerei liegt, ist klein und fein. Praktisch kommt sie daher und ganz ohne Schischi, wie der Augenschein zeigt. Elf Biertanks in unterschiedlichen Grössen hat Blattmann sich in den vergangenen sieben Jahren angeschafft, «damit kann man sowohl ober- als auch untergäriges Bier produzieren», beteuert er.

In diesen Fässern braut Rudolf Blattmann Bier. Die Mandoline verkörpert eine weitere Leidenschaft des Unterägerers. (Bild: wia)

Hohe Qualitätsansprüche

Blattmann ist sich bewusst, dass er mit seiner Mitteilung über den Verkauf der Brauerei wohl auch einige Träumer anziehen wird. Dazu sagt er: «Klar, ein solcher Betrieb braucht Herzblut. Ich selbst habe viel davon reingelegt.» Doch gelte es zu bedenken, dass die Arbeit als Brauer anstrengend sein könne. «Es braucht jemanden, der nicht ‹ufm Füdle hockt›, sondern krampfen kann. Man muss wissen: Das ist eine kleine Fabrik.» Er werde daher sicher jene Interessenten bevorzugen, die eine Brauerausbildung hätten, sagt der Quereinsteiger, der früher unter anderem im IT-Bereich arbeitete.

«Wenn man rumpfuscht, wird das Bier ungeniessbar. Dann kommt man bei der Kundschaft in Teufels Küche.»

«Es braucht Durchhaltewillen», so Blattmann weiter. Gerade, wenn etwas nicht so klappe, wie man es geplant habe. Ausserdem sei es wichtig, sauber zu arbeiten. «Wenn man rumpfuscht, wird das Bier ungeniessbar. Dann kommt man bei der Kundschaft in Teufels Küche. Entsprechend muss man auch mal bereit dazu sein, einen Tank wegzuschütten, denn die Qualitätsansprüche sind hoch.»

Nicht nur gelernte Brauer haben eine Chance

Dennoch könne sich der Unterägerer vorstellen, die Brauerei auch jemandem ohne Ausbildung zu verkaufen. «In einem solchen Fall würde ich die neuen Betreiber anfänglich eine Zeit lang begleiten.» Wenn jemand vorher in der eigenen Küche Bier gebraut habe, nun aber auf einem solchen Betrieb beginne, sei das, «wie wenn ein Mini-Cooper-Fahrer plötzlich einen Lastwagen lenkt». Das brauche sowohl Übung als auch Know-how. «Es kann frustrierend sein, wenn man zu viel Lehrgeld zahlen muss.»

Rund 80’000 Franken verlangt Rudolf Blattmann für die gesamte Anlage. Diese könnten die Käuferinnen vor Ort weiter im Mietverhältnis nutzen oder aber aus- und woanders wieder einbauen. Der Vermieter der Liegenschaft, Guido Huwyler, sagt auf Anfrage: «Wir würden es begrüssen, wenn der künftige Mieter genauso unkompliziert und problemlos wäre wie Rudolf Blattmann. Jemand, der den Dingen Sorge trägt und die Miete rechtzeitig zahlt.»

Noch hat der Brauer kein Angebot für den Kauf der gesamten Anlage bekommen. Ein paar Reservationen für Einzelteile seien jedoch schon eingegangen. Besonders begehrt seien die Biertanks, aber auch Pumpen sowie die speziellen Kühlsysteme, welche Blattmann seinen Bedürfnissen gemäss selbst eingebaut hat.

«Eine potenzielle Möglichkeit wäre, einen Betrieb wie die Blattmann-Brauerei in Betracht zu ziehen, die sich als Lehrlingswerkstatt eignen könnte.»

Martin Uster, Geschäftsleiter Brauerei Baar

Die Information, dass der Ägerer seinen Betrieb verkauft, hat Blattmann bei verschiedenste Brauereien platziert. Da stellt sich die Frage: Könnte sich beispielsweise die Brauerei Baar vorstellen, den Unterägerer Betrieb zu übernehmen? Geschäftsleiter Martin Uster sagt, dass er derzeit kein Interesse an einer Übernahme einer Mikrobrauerei habe. «Eine potenzielle Möglichkeit wäre jedoch, einen Betrieb wie die Blattmann-Brauerei in Betracht zu ziehen, die sich als Lehrlingswerkstatt eignen könnte.» An einem solchen Ort könnten Lernende aus verschiedenen Brauereien zusammenkommen, um das handwerkliche Brauen zu vertiefen.

Gemäss Uster gibt es aber bedauerlicherweise in der Zentralschweiz zu wenig Lernende, die sich diesem Berufsfeld widmen. Jährlich schliessen in der gesamten Schweiz etwa zehn bis zwölf Jugendliche ihre Ausbildung als Lebensmitteltechnologe EFZ Bier ab. Im Kanton Zug und Luzern sind es jeweils zwei bis drei Absolventen. «Somit sehe ich leider in diesem Fall keine weitere Verwendung für die Brauerei», so der Brauereibetreiber.

Die Musik wird stärker in den Fokus treten

Traurig darüber, mit dem Brauen aufzuhören, ist Blattmann nur bedingt. Denn er hat noch weitere Leidenschaften. Darauf weist auch die hübsche Mandoline hin, die auf dem Tisch zwischen den Biertanks liegt. Der Ägerer ist passionierter Hobbymusiker und hat einige Projekte, die er gerne umsetzen möchte.

Zudem könne es sein, dass Blattmann der Herstellung alkoholischer Getränke künftig nicht ganz den Rücken kehrt. In einem kleineren Raum am hinteren Ende des Gebäudes lagern derzeit zwei Whiskeyfässer aus Kastanienholz. «Es kann sein, dass ich auch weiterhin Whiskey produzieren werde.»

Zwischen den Bierharassen eher unscheinbar: Die beiden Whiskeyfässer, in denen seit über drei Jahren Hochprozentiges schlummert. (Bild: wia)
Verwendete Quellen
  • Persönliches und telefonisches Gespräch mit Rudolf Blattmann
  • Besuch bei der Brauerei Blattmann
  • Telefonat mit Vermieter
  • Schriftlicher Austausch mit Martin Uster, Brauerei Baar
  • Website zum Brauereiverkauf von Blattmann
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