Wegen Tangente, Neubauten und Umfahrungen

Dem Zuger Busnetz stehen grosse Veränderungen bevor

Bus in der Zuger Altstadt: Die Stadtregierung möchte hier auch eine Linie aus Cham und Steinhausen durchführen. (Bild: zvg)

Der Zuger Stadtrat möchte mit der Buslinie 7 statt 11 künftig die Schönegg und die Talstation der Zugerbergbahn erschliessen. Dieses Vorhaben ist eigentlich absurd, weil es ganze Quartiere abhängt. Doch die Idee ist Teil eines grossen Plans.

Aufsehen und viel mediales Wohlwollen erntete der Zuger Stadtrat kürzlich mit der Ankündigung, den Bau von Seilbahnen zur Verkehrserschliessung der Stadt zu prüfen (zentralplus berichtete). Wie in südamerikanischen  Metropolen könnten die Pendler in Gondeln über den Verkehrsbrei zur Arbeit oder zum Einkauf in Zug einschweben.

Was dabei untergegangen ist, war die gleichzeitige Ankündigung, die Talstation der Zugerbergbahn, die Schönegg, künftig mit der Buslinie 7, die aus der Gemeinde Cham kommt, zu erschliessen. Derzeit fährt die Nummer 11 aus dem Herti-Quartier über den Bahnhof zur Talstation.

Vom Gewerbegebiet auf den Zugerberg?

Die Verlängerung der Buslinie 7 soll die Zugerbergbahn attraktiver machen und ihr per Bus mehr Besucherinnen aus Cham und Steinhausen zuführen, so der Stadtrat.

Nur: Die Buslinie 7 erschliesst gar keine Wohngebiete in Cham und Steinhausen, in denen potenzielle Ausflügler wohnen. Sie verbindet den Bahnhof Zug mit dem Riedmatt-Quartier und nützt jenen Busbenutzerinnen, die in den Gewerbegebieten Sumpf und Städler Allmend arbeiten.

Am Wochenende ist tote Hose

An Wochenenden ist ihr Fahrplan stark ausgedünnt und bei Fahrplanreduktionen wie während der Sommerferien oder während der Coronakrise ist sie eine der ersten Verbindungen, bei der Kurse gestrichen werden.

Ausschnitt aus dem heutigen Netzplan der Zugerland Verkehrsbetriebe. (Bild: zvg)

Anderseits erschliesst die Buslinie 11 die bevölkerungsreichsten Quartiere der Stadt – das Herti und den Feldhof. Ihre Weiterführung vom Bahnhof in den Süden der Stadt und auf die Schönegg stellt den eigentlichen Mehrwert für die Busbenützer dar.

Linie 11: Im Zickzack zum Bahnhof

Sonst nützt die Verbindung eigentlich nur Fusskranken und Leuten mit viel Gepäck, die auf den Zug wollen. Ansonsten sind die Quartierbewohnerinnen ebenso schnell zu Fuss am Bahnhof, weil der Bus im Zickzack die Strassen abfährt und dabei viel Zeit verliert.

Was also wird mit der beabsichtigten Verlängerung der Buslinie 7 bezweckt? Der Zuger Stadtrat Urs Raschle (CVP) sagt, dass man im Grunde zweierlei wolle: Erstens eine Aufwertung der Buslinie 11 ins Herti – wie auch immer die aussehen wird. Zweitens wolle man die Einwohner von Cham und Steinhausen besser anbinden. Wobei es aber nicht nur darum geht, diese Kundschaft möglichst schnell auf den Zugerberg zu bringen.

Einkaufen in der Altstadt fördern

Vielmehr soll das Einkaufen in der Altstadt und der südlichen Bahnhofstrasse für die Nachbarn aus dem Westen mit einer Direktverbindung leichter werden. Bekanntlich zerbricht sich die Zuger Stadtregierung den Kopf, wie sie die Läden dort attraktiver machen kann.

Haltestelle Turmstrasse der Linie 7: Hier wohnt niemand, der auf den Zugerberg möchte. (Bild mam)

«Das Ganze wird ein Prozess, der fünf oder mehr Jahre dauern wird», sagt Raschle und verweist auf den Kanton Zug, der bei der Planung des Angebots des öffentlichen Verkehrs das letzte Wort hat.

Baudirektor: «Noch nichts entschieden»

Florian Weber (FDP), Baudirektor des Kantons Zug, dem das Amt für Raum und Verkehr untersteht, macht deutlich, dass man sich bei der Diskussion die Buslinien nicht immer in ihrer heutigen Streckenführung vorstellen sollte.

«In Bezug auf eine mögliche Verlängerung der Buslinie 7 ist noch nichts entschieden», sagt Weber. Es sei auch nur ein Teil der laufenden Abklärungen darüber, wie das künftige Busnetz aussehen könnte.»

Neue Achse zwischen Zug und Cham/Steinhausen

«Das Buskonzept muss die kommenden Verkehrsvorhaben berücksichtigen und die erwarteten Nachfrageströme abdecken können», sagt er. Veränderungen würden durch die Tangente Zug/Baar und die anstehende Sanierung der Kantonsstrasse ins Ägerital ausgelöst. Daneben sei auch in der Stadt Zug eine dynamische Entwicklung rund um den Technologie-Cluster im Göbli-Quartier zu erwarten. «Das Verkehrsregime wird in diesem Stadtteil überprüft», so der Baudirektor.

«Die langfristig angestrebte Linienführung wird im Mai 2021 zur breiten Vernehmlassung öffentlich aufgelegt.»

Florian Weber (FDP), Baudirektor des Kantons Zug

Ähnliches gelte für den neuen, in Planung befindlichen Stadtteil in der äusseren Lorzenallmend, wo mit der durchgehenden Chollerstrasse eine neue Busachse möglich werde.

Bahnhof Zug bleibt der Hauptknoten

Längerfristig wird auch die Umfahrung Cham–Hünenberg das Buskonzept beeinflussen, weiss man beim Kanton. Aber: «Dreh- und Angelpunkt des Buskonzepts ist weiterhin der Bahnhof Zug», so Florian Weber. Am zentralen Knotenpunkt könne jede Minute Fahrzeitveränderung einer Buslinie Auswirkungen auf die betriebliche Abwicklung, die Anschlüsse und Haltestellen haben.

Grössere Veränderungen zu planen wird zur kniffligen Aufgabe. Gemäss dem Baudirektor soll das Amt für Raum und Verkehr mit diesen Rahmenbedingungen «ein Zielkonzept» erarbeiten, das in den kommenden Jahren «modular» umgesetzt werden soll.

Nächstes Jahr öffentliche Mitsprache

Die Umlegung und Neuschaffung von Linien soll also schrittweise erfolgen. Und man will sich Zeit lassen. «Die langfristig angestrebte Linienführung wird im Mai 2021 zur breiten Vernehmlassung öffentlich aufgelegt», sagt Weber. Direkt Betroffene werden also mitreden dürfen.

Florian Weber, Zuger FDP-Regierungsrat. (Bild: sib)

Daneben werden auch die Ausführenden der Zugerland Verkehrsbetriebe gefragt. Natürlich müssen die ZVB das Fahrplanangebot tatsächlich erfüllen können, heisst es bei der Baudirektion. Am Schluss der Planung wird dann noch einmal formell Rücksprache mit sämtlichen Gemeinden gehalten, ebenso wird der konkrete Fahrplanentwurf vor dem Beschluss des Regierungsrats öffentlich aufgelegt.

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