Nach Fahrplanänderung: Neuheimer fordern Busverbindungen zurück
Mit dem neuen Fahrplan fallen zwei Drittel aller Kurse der Buslinie 31 Baar–Sihlbrugg–Neuheim weg. Dies ergrimmt über 250 Menschen, die sich mit einer Unterschriftensammlung beim Neuheimer Gemeinderat beschweren. Helfen kann aber nur der Kanton Zug.
«Das Angebot des öffentlichen Verkehrs wird ausgebaut», hatten die Zugerland Verkehrsbetriebe Ende November vor dem letzten Fahrplanwechsel versprochen.
Doch viele Bewohnerinnen und Bewohner von Neuheim haben etwas anderes festgestellt: Das Angebot auf der Buslinie 31, die von Baar über Sihlbrugg Dorf nach Neuheim führt, wurde massiv zusammengestrichen. Zwei Drittel der Kurse sind weggefallen. Tagsüber gibts keine Busse mehr, nur noch morgens und abends.
Zurück ins Autozeitalter
Teile der Gemeinde Neuheim um das Gewerbegebiet Sarbach werden somit zeitweise von der ÖV-Anbindung abgeschnitten. Dort gibt es verschiedene Wohnhäuser, vor allem aber Betriebe mit Hunderten von Beschäftigten sowie die Tagesschule Elementa, auf deren Website die ‹unmittelbare Nähe zu einer Bushaltestelle› gepriesen wird», wie SVP-Kantonsrat Emil Schweizer sagt. Auch Wanderer und Ausflügler, die das Naherholungsgebiet entlang der Sihl besuchen, benützten diesen Bus.
Schweizer hat per Leserbrief in der «Zuger Zeitung» bekannt gemacht, dass über 250 Personen, die von der Ausdünnung des Fahrplans betroffen sind, an den Neuheimer Gemeinderat gelangt sind.
Neuheimer Kantonsrat stellt Fragen
Mit einer Unterschriftensammlung drängen die Anwohner darauf, dass sich der Gemeinderat beim Kanton für ihre Interessen einsetzt. Denn der Kanton, der 68 Prozent der ZVB-Aktien besitzt und die Verkehrssbetriebe auch für ihre Leistungen entlöhnt, sammelt die Wünsche der Anspruchsgruppen und koordiniert sie dann für die Verkehrsbetriebe.
«Die Meinung war nicht, dass wegen der neuen Direktverbindung die Verbindung übers Gebiet Sarbach dermassen ausgedünnt wird.»
Roger Bosshart, FDP-Gemeinderat in Neuheim
«Die letztjährige Fahrplanerweiterung hat für den allergrössten Teil der Neuheimer eine markante Verbesserung des ÖV-Angebots gebracht», kommentiert der kantonale Baudirektor Florian Weber (FDP) die Vorgänge in Neuheim und spielt auf die neugeschaffene Buslinie 32 an. Detailliert will er sich noch nicht äussern, denn Kantonsrat Emil Schweizer hat vor Wochenfrist eine Kleine Anfrage zur Beantwortung eingereicht. Schweizer möchte unter anderem wissen, ob die Gemeinde Neuheim Stellung zum Fahrplanentwurf genommen hat.
Nicht jede Schicht beginnt am Morgen
Die Unterschriftensammlung sei von Anwohnern in Sarbach ausgegangen, sagt Schweizer. «Aber ich möchte auch parlamentarisch Druck machen», fügt er an, «damit die Problematik beim nächsten Fahrplanwechsel entschärft werden kann.» Für die Anwohner und die Betriebe sei dies wichtig. «Im Sarbach gibt es Betriebe, die Schicht arbeiten», erklärt Schweizer. Die Angestellten bräuchten Verbindungen auch untertags, da ihre Arbeit nicht immer den üblichen Arbeitszeiten entspreche.
Früher verkehrte die Buslinie Baar–Sihlbrugg–Neuheim meist über die Gewerbegebiete in Sihlbrugg und Sarbach, bisweilen fuhr der Bus aber auch direkt über den sogenannten «Güselrank» bei der Baarburg. An dieser Strecke gibt es wenige Gehöfte und ein ausgedehntes Waldgebiet, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Sprich: Es gibt zwar kaum Anwohner unterwegs, aber die Fahrt nach Baar geht schneller.
Freude mischt sich mit Enttäuschung
Der Neuheimer Gemeinderat hatte sich daher für die Schaffung einer separaten Direktverbindung eingesetzt, welche nun per Fahrplanwechsel mit der neuen Buslinie 32 Baar–Baarburgrank–Neuheim Wirklichkeit geworden ist.
«Darüber freuen wir uns sehr», sagt der zuständige Neuheimer Gemeinderat Roger Bosshart (FDP). «Aber die Meinung war natürlich nicht, dass wegen der neuen Direktverbindung die Verbindung übers Gebiet Sarbach dermassen ausgedünnt wird.» Man brauche in Neuheim «nicht weniger, sondern mehr Busverbindungen».
Auch Bus nach Menzingen wäre erwünscht
Das Dorf sei stark am Wachsen. «Das Anliegen der Unterschriftensammlung verstehen wir im Gemeinderat gut», sagt er. Daher werde man sich beim nächsten anstehenden Treffen der Gemeinde mit Kanton und Verkehrsbetrieben im Mai für mehr Kurse auf der Linie 32 einsetzen. «Die Streichung des Angebots muss korrigiert werden», sagt Bosshart.
Der Gemeinderat setze sich weiter auch schon lange dafür ein, dass Neuheim eine ÖV-Verbindung nach Edlibach und Menzingen erhalte, so der gemeindliche Sicherheitschef.
Massgeschneidert für Pendler nach Zürich
Anlass für Kritik an den Änderungen im ÖV-Angebot für Neuheim gibt indes nicht nur die Ausdünnung der Linie 31. Die neugeschaffene Linie 32 sei nämlich nur für einen Teil der ÖV-Arbeitspendler aus Neuheim eine Verbesserung, sagt Emil Schweizer. «Für all jene, die in Baar Richtung Zürich weiterreisen.»
Diese hätten in Baar gute Verbindungen. Für jene Neuheimer, die aber weiter in Richtung Luzern und Schwyz fahren, ist die Linie 32 jedoch kein Fortschritt – ihre Anbindungen ans Bahnnetz sind schlecht.
Linie 31 fährt weiter bis Sihlbrugg-Dorf
Von Interesse in dieser Sache ist auch, ob mit der Ausdünnung der Linie 31 über Sihlbrugg auch das grosse Gewerbegebiet Walterswil und Sihlbrugg, das grösstenteils zur Gemeinde Baar gehört, abgeschnitten wird.
Der zuständige Baarer Gemeinderat Zari Dzaferi (SP) gibt Entwarnung. Denn die ganzen Kurse der Linie 31, die für die Gemeinde Neuheim gestrichen wurden, fahren weiter bis Sihlbrugg-Dorf. «Das Gewerbegebiet Sihlbrugg/Walterswil bleibt gleich gut erschlossen», so Dzaferi.
Am Sonntag sogar noch etwas besser, weil seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag von 6 bis 18 Uhr sogar ein Halbstundentakt herrsche, so Dzaferi. Ausserdem stellt er fest, dass sich die totale Zahl der Fahrten zwischen dem Baarer und Neuheimer Dorfzentrum erhöht hat.
Viertelstundentakt angestrebt
Auch Baar möchte mehr ÖV – gerade im Gebiet der Linie 31. Sihlbrugg/Walterswil sei ein «aufstrebender Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort mit einer überregionalen Schule, so Dzaferi. Für alle bestehenden und zukünftigen Firmen, Kunden und Schüler sei eine gute Erschliessung mit dem ÖV «ein entscheidender Faktor», der auch die ganze Region «nachhaltig stärke».
Der Baarer Gemeinderat möchte für Sihlbrugg/Walterswil eine Verdichtung der Busverbindungen im 15-Minuten-Takt erzielen.
«Der Baarer Gemeinderat möchte für Sihlbrugg /Walterswil eine Verdichtung im 15-Minuten-Takt erzielen.»
Zari Dzaferi, SP-Gemeinderat in Baar
«Deshalb ist der Gemeinderat im Gespräch mit dem Amt für Raum und Verkehr, um eine Verdichtung im 15-Minuten-Takt während der Hauptverkehrszeit von Montag bis Freitag zu erzielen», so der Baarer Sicherheitschef.
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mebinger, 17.02.2020, 12:01 Uhr Die Entscheide der Sesselsitzer in Zug, die wahrscheinlich selber nie Bus fahren sind so was von weit von den Bedürfnissen entfernt, dass ich schon lange daran zweifle, das sie überhaupt was von ihrer Arbeit verstehen. Kann mir einzig vorstellen, dass ihnen irgendein Sparpolitiker im Nacken sitzt, der wie alle Sparpolitiker alles zerstört, was der Gesellschaft dient
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