Schule = Unterricht + Betreuung

Stadt Luzern präsentiert ein neues Tagesschulmodell

«Wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung der Volksschule» nennt Beat Züsli das neue Tagesschulmodell. (Bild: mik)

Die Stadt Luzern will die Tagesschule weiter ausbauen. Wenn die Kinder am Nachmittag Schule haben, sollen sie neu automatisch für den Mittagstisch angemeldet sein. Wahlfreiheit besteht aber weiterhin.

Schule sei mehr als Unterricht. Auch Betreuung soll ein wichtiger Bestandteil der Schule sein, verkündet Stadtpräsident Beat Züsli. Mit dem neuen Tagesschulmodell will die Stadt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärker fördern. Sie will damit ihrem gesetzlichen Auftrag für Betreuung stärker nachkommen sowie den Erwartungen der Gesellschaft gerecht werden.

Die Nachfrage nach Betreuungsangeboten ist in den letzten Jahren nämlich enorm gestiegen. Waren es im Jahr 2014 noch insgesamt 26 Prozent der Schüler, die einen Ganztages- oder einen Mittagstischplatz gebucht hatten, sind es im Jahr 2023 bereits 44 Prozent. Die Behörden nehmen an, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren noch stärker steigen wird. Dafür wollen sie sich wappnen.

Bessere Planbarkeit für Eltern

Mit dem neuen Tagesschulmodell sollen alle Kinder direkt für die Mittagsbetreuung angemeldet sein, sofern sie am Nachmittag Schule haben. Die Eltern können die Kinder trotzdem abmelden – die Wahlfreiheit soll weiterhin gewährleistet bleiben. Weiter können die Erziehungsberechtigten zusätzliche Betreuungseinheiten buchen. Das Angebot startet vor der Schule ab sieben Uhr und dauert an jedem Wochentag bis maximal 18 Uhr.

Weiter will die Stadt die Stundenpläne vereinheitlichen. Neu sollen die Eltern bereits für alle kommenden Schulstufen wissen, wie der Stundenplan ihrer Kinder aufgebaut sein wird. So können die Erziehungsberechtigten bei der Anmeldung für die Tagesschule genau planen, in welchen Zeitfenstern sie eine Betreuung für die Kinder benötigen.

Während der 1. und 2. Primarschule sind drei schulfreie Nachmittage vorgesehen, während der 3. und 4. sind es zwei und während der letzten beiden Primarstufen ist es noch ein freier Nachmittag.

Kurze und erweiterte Mittagspausen

Ausserdem will die Stadt künftig mit kurzen und erweiterten Mittagspausen arbeiten. In den erweiterten Pausen können Kinder beispielsweise den Instrumentalunterricht oder andere ausserschulische Bildungsangebote besuchen. Die kurzen Pausen hingegen sollen dazu dienen, dass dafür die Nachmittage weniger lang sind. Der Unterricht endet mit dem neuen Modell immer spätestens um 15.35 Uhr.

An jeweils einem Nachmittag pro Woche, nach einer kurzen Mittagspause, sollen die Schullektionen aufgebrochen werden. Der Nachmittag soll als Block dem Projektunterricht dienen. Die Kinder sollen dort fächerübergreifend lernen können.

Im Kindergarten wird es weiterhin keine gebundenen Mittage geben. Die Eltern haben aber die Möglichkeit, ihr Kinder für den Mittagstisch anzumelden. In der Sekundarschule will die Stadt die Frühstunden möglichst abbauen. Dafür sollen die Schülerinnen eher kürzere Mittage haben.

Stadt will einkommensschwache Familien stärker entlasten

Für das neue Tagesschulmodell will die Stadt das Tarifsystem überarbeiten. Einkommensschwache Familien sowie Familien mit mehreren Kindern sollen finanziell stärker entlastet werden. Der gebundene Mittag kostet neu pauschal sieben Franken pro Kind. Vorher galt ein Minimaltarif von 8.50 Franken. Die Einkommensgrenze für den Mindesttarif soll neu von 30'000 auf 48'000 Franken erhöht werden. Die Kosten für die Betreuung ab einem Einkommen von über 48'000 sind linear von diesem abhängig. Neu wird ausserdem der Rabatt für die Betreuung eines zweiten Kindes derselben Familie von 80 auf 75 Prozent gesenkt.

Das neue Modell kostet. Die Stadt beantragt dafür einen Sonderkredit von 44,47 Millionen Franken. Diese Kosten teilen sich in drei Bereiche auf: Infrastruktur, Initialisierungskosten und Betriebskosten. Um die umfängliche Betreuung zu ermöglichen, benötige es Investitionskosten in die Infrastruktur von 17,35 Millionen Franken. Die Initialisierungskosten für das Projekt liegen bei 5 Millionen Franken. Diese beinhalten vor allem Ausgaben für mehr Personal, das in der Einführungsphase notwendig sei. Die restlichen 22,12 Millionen Franken sind die Betriebskosten für die ersten zehn Jahre.

Neues Modell wird frühstens ab 2025 umgesetzt

Die Vorlage wird dem Grossen Stadtrat am 29. Februar vorgelegt. Aufgrund der Höhe des Kredits kommt das Anliegen automatisch vors Volk. Die Luzernerinnen sollen voraussichtlich am 9. Juni 2024 darüber abstimmen. Die Stadt will das Projekt zwischen 2025 und 2030 umsetzen.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an Medienorientierung der Stadt Luzern
  • Medienmitteilung der Stadt Luzern
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Lukas Wolfisberg
    Lukas Wolfisberg, 23.01.2024, 16:40 Uhr

    Brauchts das? Reichen die vorhandenen Angebote, wie Mittagstisch und Randzeitenbetreuung etc. nicht?

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  • Profilfoto von Kevin Klak
    Kevin Klak, 22.01.2024, 17:19 Uhr

    Interessant. Die Motion der GLP «Tagesschulen für die Stadt Luzern» hatte das ja auch schon mal gefordert.

    Ein solches Modell gibt nicht nur den Eltern mehr Spielraum, auch der Wirtschaft. Und zu guter letzt auch den Kindern – sprichwörtlich …

    Übrigens: Bereits heute machen die Schulen einen tollen Job mit der Betreuung!

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 22.01.2024, 16:09 Uhr

    Kompliment für dieses durchdachte und fair bepreiste Modell an die Stadt! Die familienexterne Betreuung ist ein unglaublich wichtiger Puzzlestein für viele Familien. Denn längst nicht alle können auf Grosseltern oder andere Verwandte zählen, die in der Nähe wohnen UND kleine Kinder betreuen können und wollen. Und auch bei Teilzeitjobs ist es essenziell, dass man z. B. 2 oder 3 Tage pro Woche wirklich arbeiten kann und nicht schon wieder nach 2 Stunden den Bettel hinschmeisst, weil der Kindergarten aus ist.

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    James' Meinung, 22.01.2024, 14:40 Uhr

    Ich freue mich auf die Abstimmung. Von mir gibt es definitiv ein dickes Nein! Ich liebe es meine Kinder jeden Mittag zu Hause zu begrüssen: Man redet über alles und nichts…was aktuell ansteht, was gut ist, um was es sich sorgt, wo redebedarf besteht etc. Durch den Mittagstisch schafft man nur unnötig Probleme, indem man Kinder unter Druck setzt mitzumachen. So werden Kinder ausgegrenzt, die nicht mitmachen und gehören dann automatisch nicht zum Kreis der anderen Kinder dazu…jeder weiss, wie direkt diese zueinander sein können.

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    • Profilfoto von Rene
      Rene, 22.01.2024, 16:47 Uhr

      Beides ist wichtig. Für mich war es als Kind stressiger, über den Mittag nach Hause zu gehen, da ich einen langen Schulweg hatte. Aber beim Stimmvolk hätte dieses Modell keine Chance, denn die heutigen Kinder sind ja alles Weicheier und früher war alles so toll.

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