Doch keine Schule im Arbach

Stadt Zug beerdigt heftig kritisiertes Schulhausprojekt

Das Schulhaus Guthirt erhält einen Neubau. Dafür ist das geplante Schulhaus am Arbach vom Tisch. (Bild: Andreas Busslinger)

Der Zuger Stadtrat hat das Arbach-Quartier als Standort für ein neues Schulhaus auserkoren. Die Stadt hat dabei die Rechnung ohne die Quartierbewohner gemacht. Nun krebst der Stadtrat zurück.

Dass die Stadt Zug zusätzlichen Schulraum braucht, ist keine Überraschung: Die heutige Infrastruktur platzt aus allen Nähten, und die Zahl der Zuger Schülerinnen wächst stetig. Überraschend war hingegen die Ankündigung des Stadtrats vom Mai dieses Jahres, wie er das Schulraumproblem lösen will.

Der Stadtrat verkündete nämlich, dass im Arbach-Quartier an der Gemeindegrenze zu Baar ein neues Schulhaus gebaut werden soll (zentralplus berichtete). Auf einem 14’000 Quadratmeter grossen Grundstück, das heute noch landwirtschaftlich genutzt wird. Geplant war ein Schulhaus für zwei Klassenzüge, das heisst zweimal acht Klassen vom 1. Kindergarten bis zur 6. Primarklasse, mit Räumlichkeiten für die schulergänzende Betreuung sowie eine Doppelsporthalle.

Das neue Schulhaus sollte im Guthirt-Quartier den dringend benötigten Schulraum sicherstellen. Doch das grundsätzlich unbestrittene Vorhaben – der Bau von zusätzlichem Schulraum – erntete Kritik statt Lob. Und zwar von allen Seiten.

Anwohner kritisieren das geplante Schulhaus am Arbach heftig

Erst kritisierten bis auf die FDP sämtliche Parteien die Kommunikation des Stadtrats (zentralplus berichtete). Denn die Parteien wurden über den Entscheid nicht informiert. Gleich erging es den direkten Anwohnern im Quartier. Sie erfuhren erst durch die Medien vom Projekt. Doch nicht nur die Kommunikation des Stadtrats verärgerte die Quartierbewohner. Sie stellen das gesamte Projekt infrage (zentralplus berichtete).

Im blau markierten Bereich hätte das neue Schulhaus gebaut werden sollen. (Bild: zvg)

Aus Sicht des Quartiers ist der Standort am Arbach ungeeignet. Schnell hatten sich die Anwohnerinnen darum zu einer Interessengruppe formiert und bei der zuständigen Stadträtin Eliane Birchmeier vehement gegen das Projekt protestiert. Die Stadt setze mit dem neuen Schulhaus an diesem Standort auf ein «totes Pferd», kritisierten die Nachbarn. Sollte der Stadtrat daran festhalten, drohten sie, bis vor Bundesgericht dagegen vorzugehen.

Mit diesen Drohungen hat die IG am Arbach die Stadt offenbar eingeschüchtert. Denn plötzlich krebst die Stadt zurück. Das Projekt am Arbach sei tot, teilt sie in einer Mitteilung mit. Woher der Sinneswandel?

Pausenplatz auf dem Dach

Wie die Stadt schreibt, sei der Neubau am Arbach nun doch nicht notwendig. Denn eine Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass das heutige Schulhaus Guthirt so stark erweitert werden könnte, dass der mittelfristige Bedarf an Schulraum gedeckt werden könnte.

Zwar hat die Stadt eine Verdichtung des Guthirt-Schulhauses bereits zu einem früheren Zeitpunkt geprüft. Die neue Studie fand jedoch heraus, dass das Verdichtungspotenzial grösser ist, als bisher angenommen. So entschied der Stadtrat Ende August 2023, den Schulraumbedarf bis ins Jahr 2035 in der bestehenden Schulanlage Guthirt zu realisieren. Zuger Gemeinderäte verschiedener Parteien hatten erst vor wenigen Wochen eine ähnliche Forderung in einem Postulat aufgestellt.

Die Schulanlage Guthirt bietet Platz für einen Neubau – inklusive neue Sporthalle im Untergrund. (Bild: Andreas Busslinger)

Das gelingt mit einem Neubau an der Stelle, wo heute die Freizeitpavillons stehen. Im Untergrund des neuen Gebäudes entsteht eine Sporthalle, im Erdgeschoss ein Mehrzweckraum. Darüber können Schulräume für acht bis zwölf Klassen gebaut werden, zeigt die Machbarkeitsstudie. Diese schlägt zudem vor, auf dem Dach des Gebäudes einen Pausenplatz mit Dachgarten zu realisieren.

Weiter kommt die Studie zum Schluss, dass der Aussenraum des Schulhauses besser genutzt werden kann. Es sollen neue Grünräume und Spielflächen entstehen. Der Erweiterungsbau soll spätestens im Schuljahr 2029/30 in Betrieb gehen.

Standort Lüssi kommt ins Gespräch für ein neues Schulhaus

Der langfristige Bedarf an neuen Schulräumen wird damit aber noch nicht gedeckt. Darum ist die Stadt Zug mit der Gemeinde Baar im Austausch betreffend eines neuen, gemeindeübergreifenden Schulhauses im Gebiet Lüssi, weiter westlich vom beerdigten Projekt. Die Stadt Zug hat sich mit dem jetzigen Entscheid also mehr Zeit verschafft, um ein mehrheitsfähiges Projekt auf die Beine zu stellen.

Noch in diesem Jahr soll das Parlament über einen Wettbewerbs- und Projektkredit für die Erweiterung des Guthirt-Schulhauses abstimmen. Stimmt der Gemeinderat zu, folgt ein öffentlicher Wettbewerb für den Neubau beim bestehenden Schulhaus.

Anmerkung: Im ursprünglichen Text hiess es, dass der Standort am Arbach im Gespräch bleibt. Das stimmt nicht. Es lag eine Verwechslung mit dem Standort Lüssi vor. Wir entschuldigen uns für dieses Versehen.

Verwendete Quellen
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