Seit Monaten unbewohnt

Credit Suisse lässt 13 Wohnungen in der Neustadt leer

Am Kauffmannweg stehen einige Wohnungen leer. Für den Co-Präsidenten des Luzerner Mieterinnen- und Mieterverbands, Daniel Gähwiler, eine verpasste Chance. (Bild: Leserreporter/zvg)

Am Kauffmannweg in Luzern stehen seit Monaten 13 Wohnungen leer. Solche Leerstände werden in Luzern nicht gern gesehen. Zuletzt brachte die Besetzung an der Bruchstrasse das Thema auf.

Beim ausgetrockneten Wohnungsmarkt in Luzern ist ein Balkon ein Luxus, auf den viele für eine gute Wohnung zähneknirschend verzichten. Andere wiederum haben zwar einen Balkon, doch dessen Ausblick umfasst lediglich das Nachbarhaus. Das kann jedoch interessante Beobachtungen zutage fördern. So wie im Falle eines zentralplus-Leserreporters.

Dieser hat von seinem Balkon aus freien Blick auf die Häuser am Kauffmannweg 22 und 24 in der Luzerner Neustadt. Und wie er schreibt, stehen dort neun Wohnungen leer. «Einige schon seit über einem Jahr», wie er schildert. «Bei den aktuellen Diskussionen über Häuserbesetzungen in der Stadt Luzern finde ich diesen Leerstand eine Zumutung und eine Frechheit gegenüber der Öffentlichkeit», enerviert er sich.

In neun Wohnungen beim Kauffmannweg herrscht gemäss dem Leserreporter gähnende Leere.
In neun Wohnungen beim Kauffmannweg herrscht gemäss dem Leserreporter gähnende Leere. (Bild: Leserreporter)

Credit Suisse will Gebäude sanieren

Gemäss Angaben des Grundbuchamts gehören diese Gebäude der «Credit Suisse Anlagestiftung», einem Immobilienanlageprodukt der gleichnamigen Bank. Credit-Suisse-Mediensprecherin Joya Martellosio bestätigt, dass am Kauffmannweg einige Wohnungen leer stehen. Es seien deren 13, die in den vergangenen Monaten frei geworden seien.

«Es sind keine Kündigungen der bestehenden Mietverhältnisse geplant.»

Joya Martellosio, Mediensprecherin Credit Suisse

Und weiter: «Die leer stehenden Wohnungen am Kauffmannweg in Luzern stehen im Zusammenhang mit einer geplanten Sanierung, über welche alle Mieterinnen und Mieter bereits umfassend informiert wurden.» Dabei steht so einiges an. Wie Martellosio auflistet, sind Sanierungsarbeiten in und an Küchen, Nasszellen, Fenstern, Storen, Zimmern, Korridoren, Lift, und Dach geplant. Zudem seien Verbesserungen des Erdbeben- und Brandschutzes vorgesehen.

Mieter haben selbst gekündigt

Dabei bekräftigt die Credit Suisse: Sie habe den Mieterinnen nicht leergekündigt, wie das etwa erst kürzlich bei der Zuger St.-Johannes-Strasse der Fall war (zentralplus berichtete). Die Mieter hätten selbst gekündigt. Weiter schreibt Martellosio: «Es sind keine Kündigungen der bestehenden Mietverhältnisse geplant.»

Vordergründig scheint es bei den Kündigungen keine Probleme gegeben zu haben. Laut Daniel Gähwiler, Co-Geschäftsleiter des Luzerner Mieterinnen- und Mieterverbands, habe dieser keine Meldungen oder Beschwerden erhalten.

Schade findet er, dass die Wohnungen nun eine Weile leer stehen. «Hier könnte man beispielsweise eine befristete Zwischenvermietung aufgleisen», so Gähwiler.

Baugesuch ist eingereicht

Doch obwohl für die Sanierungsarbeiten noch kein konkreter Zeitplan besteht, bleiben die Wohnungen unbewohnt. «Die Wohnungen stehen derzeit leer, damit die Sanierungsarbeiten nach Erteilen der Baubewilligung so schnell wie möglich gestartet und anschliessend wieder langfristig vermietet werden können», begründet Martellosio.

Die Baueingabe sei bereits erfolgt und befinde sich derzeit in Prüfung. Dies bestätigt auch die Stadt Luzern auf Anfrage. Gemäss Reto Käch, dem Bereichsleiter Baugesuche, sei am 28. Juli ein Baugesuch für den Kauffmannweg 22 und 24 eingetroffen. Zuerst müsse dieses nun überprüft werden, bevor es öffentlich aufliege.

Leerstände in der Stadt Luzern polarisieren

Bis das Baugesuch jedoch bewilligt ist, fliesst noch viel Wasser die Reuss hinunter. Zumal allfällige Einsprachen die Sanierungsarbeiten und eine Neuvermietung weiter hinauszögern könnten. Eine Situation, die zu einem empfindlichen Zeitpunkt auftritt.

Erst kürzlich sind drei Haus-Besetzerinnen an der Bruchstrasse festgenommen worden (zentralplus berichtete). Mit ihrer Besetzung kritisierten sie, dass den vorherigen Bewohnern wegen angeblicher Sanierungsarbeiten leergekündigt worden sei (zentralplus berichtete). Ein Baugesuch der Eigentümer liegt bis heute nicht vor, soll jedoch bald eingereicht werden. Trotz des illegalen Mittels fand die Bruchbesetzung für ihren Einsatz gegen Immobilienspekulation durchaus auch Sympathisanten (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Grundbuchamt Kanton Luzern
  • Telefonat mit Daniel Gähwiler, Co-Geschäftsleiter Luzerner Mieterinnen- und Mieterverband
  • Schriftlicher Austausch mit Joya Martellosio, Mediensprecherin Credit Suisse
  • Telefonat mit Til Häfliger, Sachbearbeiter bei der Dienstabteilung Städtebau Stadt Luzern
  • Telefonat mit Reto Käch, Bereichsleiter Baugesuche Stadt Luzern
  • Schilderung eines Leserreporters
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Carlotta
    Carlotta, 05.08.2022, 17:39 Uhr

    Seit Corona erfährt die Denunziationskultur einen Aufschwung. Früher nannte man einen solchen Mann einen Bünzli. Ein schönes Hobby würde ihm helfen.

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  • Profilfoto von Albert von Hasle
    Albert von Hasle, 05.08.2022, 06:18 Uhr

    Ich sehe nicht ein wo hier das Problem sein sollte. Das Ursache ist wohl die Unberechenbarkeit bei den Baugesuchsverarbeitungszeiten der Stadt – und das kann nur die Stadt (bzw wir, die Stimmbürger) richten.

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