Zentralschweizer erleiden Kaufkraftverlust

Tiefe Zinsen auf Sparkonten: Konsumentenschutz ist empört

Die Banken erhöhen Zinsen auf Sparkonten nur langsam. Niedrige Zinsen bedeuten in Zeiten von Inflation einen Kaufkraftverlust. (Bild: Adobe Stock)

Die Banken passen ihre Zinsen auf Sparkonten nur zögerlich an den gestiegenen Leitzins an. Konsumentenschützer sind enttäuscht – Sparer werden abgestraft. Die Luzerner und die Zuger Kantonalbank verteidigen sich.

Die Inflation ist des Schweizers grösste Sorge. Zu diesem Schluss kam eine Umfrage des Vergleichsportals Comparis Ende Mai. Der Grund ist einfach: Steigen die Preise, können sich Konsumentinnen mit dem gleichen Geldbetrag immer weniger kaufen.

Das Problem der Inflation blieb nicht unerkannt: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhöhte im Kampf gegen die Preise den Leitzins so schnell wie seit über 30 Jahren nicht mehr. Dieser höhere Leitzins soll über höhere Kreditkosten dämpfend auf die Nachfrage wirken. Eine geringere Nachfrage wiederum dämpft Löhne und Preise.

Insgesamt hat die SNB den Leitzins in den vergangenen 14 Monaten um 2,5 Prozent­punkte auf derzeit 1,75 Prozent angehoben. Eigentlich sollte dieser höhere Leitzins auch die Zinsen auf Sparkonten ansteigen lassen. Denn der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der SNB Geld leihen können. Er beeinflusst alle andere Zinssätze in der Schweiz.

Zuger Kantonalbank erhöht Zinsen geringfügig

Doch die Banken passen ihre Zinsen für Sparkonten nur sehr zögerlich an den gestiegenen Leitzins an. Das zeigt etwa das Beispiel der Zuger Kantonalbank. Sie hat die Zinssätze von Sparkonten seit Beginn der Leitzinserhöhungen um 0,4 respektive 1 Prozentpunkt angehoben (Sparkonto respektive Sparkonto plus). Ab August betragen die Zinssätze 0,4 respektive 1 Prozent.

Kleinsparer profitieren unter Umständen gar nicht von der letzten Leitzinserhöhung um 0,25 Prozent­punkte. Denn die Zuger Kantonalbank hat den Zinssatz für Guthaben bis 100’000 Franken auf dem Sparkonto plus gar nicht angehoben, denjenigen auf dem traditionellen Sparkonto um 0,1 Prozentpunkte. Immerhin: Wer zwischen 100’000 und 200’000 Franken auf dem jeweiligen Konto hat, profitiert nun auch von den höheren Zinssätzen.

An den niedrigen Zinssätzen hat die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) keine Freude. Ende Juni forderte sie die Banken auf, die Zinssätze «deutlich» anzuheben. Angesprochen auf die geltenden Zinssätze bei der Zuger Kantonalbank, heisst es auf Anfrage beim Konsumentenschutz: «Wir sind der Überzeugung, dass eine Verzinsung unter 1 Prozent im derzeitigen Zinsumfeld zu tief ist.» Es seien aber auch andere Faktoren wie die Servicequalität und die Gebühren entscheidend. Daher sei es schwierig, einen angemessenen Zinssatz zu definieren.

Sparen – lohnt sich das?

Die Zuger Kantonalbank wirbt für das Sparkonto plus mit dem Slogan «Sparen lohnt sich». Fakt ist: Wer derzeit auf einem Sparkonto Geld hält, spart nicht – er verliert. Dies gilt für Sparerinnen bei jeder Bank, solange die Inflationsrate den Zinssatz auf dem Konto übersteigt. Der Grund: Am Ende des Jahres erhält eine Sparerin zwar Zinsen. Aufgrund der gestiegenen Preise kann sie sich trotzdem weniger damit kaufen als das Jahr davor.

Die Zuger Kantonalbank entgegnet: «Die Zuger Kantonalbank hat bereits im letzten Herbst sowohl in der unmittelbaren Weitergabe von Zinsvorteilen als auch in der Höhe der Zinssätze eine Vorreiterrolle eingenommen», schreibt Kommunikationsleiter Tobias Fries auf Anfrage. Er möchte betonen, dass nicht nur die Zinssätze angepasst wurden, sondern auch die Verzinsungslimiten.

Besonders der Zinssatz von 0,4 Prozent auf dem traditionellen Sparkonto ist aus Sicht des Konsumentenschutzes zu niedrig. Fries schreibt jedoch, dass «im Gegensatz zu vielen anderen Marktteilnehmern aktuell keinerlei Rückzugsbeschränkungen» bestünden. Laut Fries biete die Zuger Kantonalbank «den Kundinnen und Kunden im Marktvergleich überdurchschnittliche Konditionen an». Sie sei für Sparerinnen eine «sehr gute Wahl».

Bei der LUKB erhält man eher hohen Zins – die Inflation frisst diesen aber mehr als auf

Die Problematik von den schweizweit niedrigen Zinsen im Vergleich zu den steigenden Preisen betrifft auch die Luzerner Bevölkerung. Nach der Erhöhung des Leitzinses hat die Luzerner Kantonalbank (LUKB) angekündigt, ihre Zinsen auf Sparguthaben ab August zu erhöhen. Sie erhöht den Zinssatz von 0,8 auf 1 Prozent bei Guthaben bis 100’000 Franken. Bis 200’000 Franken gilt neu ein Zinssatz von 0,9 Prozent.

Die Zinssätze auf dem Sparkonto der LUKB entsprechen damit bis 100’000 Franken der Minimalforderung der Stiftung für Konsumentenschutz. Die LUKB verteidigt ihre Zinspolitik: Sie biete «im Vergleich zu Mitbewerbern sehr vorteilhafte Zinssätze» an, schreibt Kommunikationsleiter Daniel von Arx auf Anfrage. Dies bestätigt ein Vergleich der Stiftung für Konsumentenschutz vom Juni 2023. Dieser zeigte, dass keine der 20 grössten Schweizer Banken höhere Zinssätze auf Sparguthaben bis 100’000 Franken anbot als die LUKB. Dennoch: Auch die LUKB erhöhte den Sparzins seit Beginn der Leitzinserhöhungen «nur» um rund 1 Prozentpunkt.

Konsumentenschutz plädiert dafür, Geld auf verschiedene Banken zu verteilen

Bleibt zum Schluss die Frage, was Bankkunden gegen die niedrigen Zinsen machen können. «Die Spannbreite bei der Verzinsung von Sparkonten ist gross. Vergleichen lohnt sich», wird Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, in einer Mitteilung zitiert.

Wer sich für eine neue Bank entscheidet, muss laut Stalder nicht zwingend die Kundenbeziehung zur bestehenden Bank abbrechen: «Grundsätzlich ist es sinnvoll, sein Vermögen bei mehreren Banken anzulegen. So kann man das Risiko streuen und flexibler auf eine Änderung von Zinssätzen und Konditionen reagieren.» Damit entfalle auch der Aufwand für einen Bankwechsel. Denn dieser ist «recht gross», sagt André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft bei der Stiftung für Konsumentenschutz.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Tobias Fries, Kommunikationsleiter Zuger Kantonalbank
  • Schriftlicher Austausch mit Daniel von Arx, Kommunikationsleiter der Luzerner Kantonalbank
  • Schriftlicher Austausch mit André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft, Stiftung für Konsumentenschutz
  • Mitteilung der Stiftung für Konsumentenschutz
  • Zinssätze der LUKB
  • Zinssätze der Zuger Kantonalbank
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