Luha Wood gewinnt Jungunternehmerpreis

Wie zwei Schreiner die Zuger Start-up-Szene aufmischen

Ein Zuger Start-up für Tische: David Lunt (links) und Lorenz Hahne sind die Gründer von Luha Wood. (Bild: Tanita Karkuth)

Einmal im Jahr verleiht das «Technologie Forum Zug» den Zuger Jungunternehmerpreis an besonders innovative Nachwuchsunternehmen. Die diesjährigen Sieger kommen aber nicht etwa – wie man vermuten könnte – aus der Krypto- oder IT-Branche.

Mit gut ausgebauter Infrastruktur in den Bereichen Bankwesen, Treuhand, Vermögensverwaltung, Rechts-​ und Steuerberatung, die «internationaler Geschäftstätigkeit vollumfänglich gerecht» werde, wirbt der Kanton Zug für sich als attraktiven Wirtschaftsstandort. Doch mit den genannten Branchen haben die diesjährigen Gewinner des Zuger Jungunternehmerpreises höchstens am Rande zu tun.

Der Gemeindesaal in Steinhausen war gut besucht, als der Zuger Jungunternehmerpreis 2023 verliehen wurde. Acht Zuger Start-ups hatten es in die Endauswahl geschafft und «pitchten» ihre Produkte und Konzepte auf der Bühne. Ihr Ziel: In kurzer Zeit ein grosses Publikum vom eigenen Unternehmen zu begeistern. «Beim Publikum sorgten die leidenschaftlichen und überraschenden Auftritte der Jungunternehmen wie jedes Jahr für Freude», schwärmt Albina Begic, Geschäftsführerin des «Technologie Forums Zug». Nach den Präsentationen mussten sich die Gäste für ein Lieblingsunternehmen entscheiden. Die Wahl erfolgte selbstredend digital via QR-Code.

Ein Start-up, das Tische aus Holz schreinert

Das Schreinerei Luha Wood überzeugte das Publikum auf Anhieb. Während sich die Jungunternehmen «Jungkraut» – Hautpflegeprodukte für Männer – und «Hoyou» – eine Immobilientauschplattform – ein knappes Rennen um den zweiten und dritten Platz lieferten, konnten Luha Wood den Preis relativ klar für sich entscheiden, verrät Albina Begic.

Luha Wood (vertreten durch Lorenz Hahne, zweiter von links) heisst der Gewinner des Zuger Jungunternehmerpreises 2023. Den zweiten Platz holt sich «Jungkraut», auf Platz drei landete «Hoyou» (rechts). (Bild: zvg)

Luha Wood schreinert Tische. Keine Tische mit eingebauter Elektronik, integrierten Bluetooth-Boxen oder eingelassenen Bildschirmen. Einfach nur Tische. Aus Holz.

«Das Leben findet am Tisch statt»

Hinter Luha Wood stecken David Lunt und Lorenz Hahne. Beide gelernte Schreiner, beide in ihren 30ern. Ihr Start-up gibt es seit gut zwei Jahren.

Kennengelernt haben sich die beiden am Arbeitsplatz, einem Zuger Fensterbauerunternehmen, erzählt Lorenz Hahne gegenüber zentralplus. Dort hätten sie in der Freizeit immer wieder eigene Projekte umgesetzt, an kleinen Möbelstücken für Freunde oder für die eigene Wohnung gewerkelt – und sich bei diesen Arbeiten kennen- und schätzen gelernt.

«Wir wollten es anders angehen als die Schreiner, die schon seit 40 Jahren im Beruf sind»

Lorenz Hahne, Luha Wood

Organisch sei die Idee entstanden, etwas Eigenes zu starten. Hahne erklärt: «Wir haben uns dann gefragt: ‹Was bringt die Leute zusammen?› Das Fazit: Das Leben findet am Tisch statt.» Und tatsächlich: Ob am Esstisch, in der Bar, am Konferenztisch oder am Pult – der Tisch ist im Alltag omnipräsent.

Unikate statt Massenware

«Wir wollten es anders angehen als die Schreiner, die schon seit 40 Jahren im Beruf sind oder die grossen Möbelhäuser», sagt Hahne und zählt auf, was Luha Wood vom Rest der Branche abheben soll: Nachhaltige Produktion, Kundennähe und die Tatsache, dass jeder Tisch ein Unikat ist.

«Eine Schweizer Eiche kostet doppelt so viel wie eine aus Kroatien. Obwohl Letztere durch halb Europa gefahren wird.»

Lorenz Hahne

Mit diesen Attributen überzeugte Luha Wood die Wählerinnen am Zuger Jungunternehmerpreis. Und kassierte dafür das Preisgeld von 5000 Franken. Fast so viel kostet ein Tisch von Luha Wood im Minimum. Ab 4500 Franken sei man dabei, so Hahne.

Für jeden Tisch ein Baum

Luha Wood setzt ausschliesslich auf Holz aus Schweizer Wäldern – was einer der Gründe für die Preise sei. «Eine Schweizer Eiche kostet doppelt so viel wie eine aus Kroatien. Obwohl Letztere durch halb Europa gefahren wird», so Hahne. Doch beim lokal bezogenen Holz bleibt es nicht. Aus den Holzresten und Abschnitten entstünden beispielsweise Flaschenöffner oder Apérobrettchen. Für jeden Tisch, den Lunt und Hahne schreinern, pflanzen sie zusammen mit einer NGO einen neuen Baum.

Möchte eine Kundin einen Tisch von Luha Wood, so könne sie mit Ideen und Materialvorschlägen zum ersten Beratungstermin erscheinen. Doch auch ohne eigene Ideen würden die Kunden bei Luha Wood bestens beraten. Ein paar Bilder aus der Wohnung seien für der Beratung aber immer hilfreich.

«Viele unserer Kunden sind zu echten Freunden geworden.»

Lorenz Hahne

Für Hahne ist klar: «Ein Tisch ist viel mehr als nur ein paar Beine mit einer Platte. Da gibt es gefühlt unendlich viel zu gestalten.» Dabei seien einige Vorlieben auszumachen: «Der eher rohe, schlichte Industriestil dominiert nach wie vor. Doch gibt es einen Gegentrend hin zu filigranen, detailbetonteren Tischen. Und: Der skandinavische Stil mit hellerem Holz und leichtem Design kommt auch wieder.»

Aus Kunden werden Freunde

Zusammen mit den Kunden entschieden sie sich für die Sorte, den Schliff oder die Maserung des Holzes, die Dicke der Tischplatte, das Material für die Beine und so weiter und so fort. Basierend auf dem Besprochenen würden Hahne und sein Kollege Lunt dann eine massstabgetreues, digitales Model des Tischs erstellen. Wenn der Kunde schliesslich zufrieden sei, gehe es los mit der Schreinerei.

«Wir brauchen weder einen Ferrari noch Ferien auf den Malediven.»

Lorenz Hahne

Die Lieferung der Tische nähmen sie persönlich vor, sagt Hahne. Und auch sonst nähmen sie sich viel Zeit für die Beziehungspflege mit den Kunden. Apéros, Workshops in der Schreinerei oder ein Ausflug in den Wald, wo zusammen Bäume gepflanzt würden – «Alle diese Dinge sorgen dafür, dass viele unserer Kunden zu echten Freunden geworden sind.»

Alles auf den Tisch setzen

Um das ganze Potenzial des eigenen Unternehmens ausschöpfen zu können, wollen Lorenz Hahne und David Lunt ab Sommer 2023 voll und ganz auf Luha Wood setzen. «Wir haben erkannt, dass das Produkt und das Konzept funktionieren. Aktuell kriegen wir aber mit unseren 50-Prozent-Pensen nur sechs bis acht Tische pro Monat hin.» Grund genug, den Job in der Fensterbauerbude zu künden und notfalls mit anfänglich eher niederem Verdienst das eigene Start-up voranzutreiben.

«Über längere Sicht wird sich das auszahlen», ist Hahne überzeugt. «Millionäre werden wir mit Luha Wood wohl nicht. Aber wir brauchen auch weder einen Ferrari noch Ferien auf den Malediven.» Freiheit und die Möglichkeit, der Leidenschaft mit einem eigenen Projekt nachzugehen, seien Lohn genug.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Lorenz Hahne, Luha Wood
  • Telefonat mit Albina Begic, Geschäftsführerin des «Technologie Forums Zug»
  • Medienmitteilung des «Technologie Forums Zug»
  • Webseite des «Technologie Forums Zug»
  • Webseite des Kantons Zug
  • Webseite von Luha Wood
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