Via Chatbot unkompliziert Geld anlegen

Der Luzerner, der die Vermögensverwaltung revolutioniert

Patrik Schär hat die digitale Vermögensplattform Selma mitaufgebaut. (Bild: zvg/zvg)

Der Luzerner Unternehmer Patrik Schär hat mit dem digitalen Vermögensverwalter Selma bereits Erfolg in der Schweiz. Nun strebt das Unternehmen weiteres Wachstum an – und startet eine Crowdinvesting-Kampagne.

Wer sein Geld auf dem Bankkonto ruhen lässt, der zieht aufgrund der Inflation den Kürzeren (zentralplus berichtete). Investieren ist da die kluge Alternative. Doch gerade Laien fällt es aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten schwer, richtig anzulegen.

Diese schwierige Entscheidung möchte das Unternehmen Selma Finance abnehmen – ganz einfach, mittels weniger Mausklicks. Interessierte Anleger können sich mit der E-Mail-Adresse auf der Website registrieren. Sogleich schreibt ein Bot namens Selma die erste Nachricht: «Hoi! Ich bin Selma. Lass uns kurz über deine Finanzen chatten.»

Der Chatbot stellt dabei verschiedenste Fragen zu Vermögen und Risikobereitschaft. Basierend auf diesen Angaben empfiehlt der Chatbot einen massgeschneiderten Investmentplan. Wer dem Chatbot nicht vertraut, kann danach noch mit einem Experten chatten oder per Video telefonieren.

Emojis und Duzis

Hinter dem Unternehmen steckt der 38-jährige Luzerner Unternehmer Patrik Schär. Er hat die Firma im Jahr 2016 mitbegründet. Auf der Webseite gibt sich das Unternehmen direkt. Es wird geduzt, Emojis werden verwendet. «Wir wollen kein abgehobenes Kunde-Experte-Verhältnis. Wir wollen eine Kommunikation auf Augenhöhe, so wie man mit Freunden und der Familie redet», sagt Mitgründer Patrik Schär gegenüber zentralplus.

«Wir wollen in der Schweiz die Nummer eins in der digitalen Vermögensverwaltung werden.»

Patrik Schär, Mitgründer Selma

Bereits heute zählt Selma auf namhafte Investoren – etwa den Medienkonzern TX Group, der mitunter den «Tages-Anzeiger» herausgibt. Für eine weitere Expansion lanciert «Selma» demnächst eine Crowdinvesting-Kampagne. Innerhalb von drei Tagen hätten sich bereits über 900 Personen interessiert gezeigt, in das Unternehmen zu investieren. Durch das Crowdinvesting haben Investoren die Möglichkeit, Miteigentümer des Unternehmens zu werden. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, die Investoren am Erfolg zu beteiligen, erläutert Schär.

Die bisherige Wachstumsorientierung des Unternehmens führt dazu, dass Selma bisher noch nicht profitabel ist. Die Firma hat nämlich grosses vor: «In der Schweiz wollen wir die Nummer eins in der digitalen Vermögensverwaltung werden. Zudem wollen wir längerfristig auch im Ausland aktiv sein.» Derzeit steht Selma nur Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz offen.

Bereits 30 Angestellte und über 12'000 Kunden

30 Angestellte und über 12'000 Kunden hat Selma bereits. Viele davon sind Kleinanleger. Mit einem Betrag ab 2000 Franken ist man dabei, bei der Säule 3a bereits ab 500 Franken: «Wir wollen auch Kunden beraten, die keine Multimillionäre sind, sondern die mit uns zusammen anfangen, Geld anzulegen.» Dennoch gebe es auch solche, die Millionenbeträge investieren, sagt Schär.

Die unkomplizierte Investmentempfehlung via Chatbot ist nur eine der Eigenschaften, die Selma charakterisieren. Auch in Bezug auf die Zusammenstellung des Portfolios unterscheidet sich der digitale Vermögensverwalter von anderen Anbietern. So empfiehlt Selma etwa weniger Schweizer Titel als andere Anbieter. Der Grund: «Viele Schweizer Anleger haben bereits ein Übergewicht an Schweizer Anlagen, etwa in der Pensionskasse. Als Risikoausgleich ist ein breit gestreutes ausländisches Portfolio daher sinnvoll», sagt Schär.

Im Gegensatz zu vielen Banken passt Selma die Anlagestrategie automatisch an sich verändernde Lebensumstände des Anlegers an. Weiter beobachtet Selma den Markt und tätigt Anpassungen am Portfolio automatisch. Das macht aber nicht einer der bei Selma angestellten Vermögensverwalter. «Die Empfehlungen entstammen hauptsächlich von selbstentwickelten Algorithmen», erklärt Schär.

Trotz Digitalisierung will die Firma persönlicher werden

Auch wenn Selma grösstenteils automatisiert funktioniert, möchte die Firma in Zukunft persönlicher werden. So will Selma die persönliche und digitale Beratung über die Plattform ausbauen. Auch mit dem Thema künstliche Intelligenz setzt sich das Unternehmen auseinander. «Wir können uns gut vorstellen, dass künstliche Intelligenz ein Teil der digitalen Finanzberatung und Finanzverwaltung der Zukunft wird», so Schär. Derzeit handelt es sich beim Chatbot noch nicht um eine künstliche Intelligenz, sondern um einen Bot, der vordefinierte Fragen stellt und analysiert.

Im Vergleich zu klassischen Vermögensverwaltern ist Selma günstiger. Rund 0,9 Prozent betragen die Gebühren pro Jahr für Investitionen bis 50'000 Franken, darüber sind die Gebühren niedriger. Ganz ohne Bank funktioniert Selma aber nicht. Die Saxo Bank fungiert als Depotbank, auf deren Einlagen die Investoren jederzeit zugreifen können. Das heisst auch: Sollte Selma Konkurs gehen, hätten Investoren noch immer Zugriff auf ihr Geld.

Patrik Schär gründete Firma mit finnischen Kollegen

Wie kam es überhaupt dazu, dass Patrik Schär Selma aufgebaut hat? Kontakt mit der Finanzwelt erlangte er bereits während seiner Lehre. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Luzerner Kantonalbank und liess sich später während seines Masterstudiums in Dänemark zum Finanzanalysten weiterbilden. Dort kam er in Kontakt mit der lokalen Start-up-Szene und gründete sein erstes Unternehmen. Später wurde Schär in ein Startup-Förderprogramm in Finnland aufgenommen, im Rahmen dessen er finnische Kollegen kennenlernte, mit denen er später Selma gegründet hat.

Neben seinem Engagement als Unternehmer ist Schär seit Kurzem auch politisch aktiv. Bei den Kantonsratswahlen kandierte er für die FDP im Wahlkreis Luzern-Stadt. Ob das der Startschuss zu einer politischen Karriere ist, darauf will sich Schär aber nicht festlegen. Klar sind aber seine Beweggründe: «Ich möchte mich für die persönliche Freiheit, die Digitalisierung und für ein gutes Umfeld für Jungunternehmen einzusetzen.»

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Christian Scherrer
    Christian Scherrer, 22.05.2023, 05:14 Uhr

    Natürlich ist der Provisions- und Courtagenempfänger bei der FDP.

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    • Profilfoto von Patrik Schär
      Patrik Schär, 22.05.2023, 09:13 Uhr

      Oha, das kommentiere ich gerne grad selber 😁.

      Bei uns gibt es weder Provisionen (no Kickback Policy) noch Courtagen (im Preis inbegriffen). Generell setzen wir uns für mehr Transparenz, und mehr Kundenorientierung in der Finanzindustrie ein. Wir zahlen als Unternehmen keine Boni, mein Lohn ist öffentlich (6000.- Franken pro Monat + 2. Klasse GA) und wir stehen als Unternehmer selber im Risiko. Es gibt somit schon etwas Unterschied zum «klassischen» Banker.

      In der FDP bin ich, weil ich von den liberalen Werten überzeugt bin. Vielfach wird unsere Freiheit & Wohlstand & Demokratie einfach als gegeben hingenommen – wenn man sieht was um uns herum in der Welt passiert, glaube ich nicht, dass das der Fall ist. Es ist darum wichtig, dass sich auch «jüngere» Leute (von allen Parteien) für Politik interessieren und sich daran beteiligen.

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      • Profilfoto von Manjaro
        Manjaro, 22.05.2023, 10:38 Uhr

        Tja, das war sackstark von Herr Schär und ein Riiesenwatschn für den Herr Scherrer.

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      • Profilfoto von Mr.Tax
        Mr.Tax, 22.05.2023, 20:23 Uhr

        Lohn würde ich auch nicht zu hoch ansetzen. Besser mehr Dividende auszahlen lassen. Stichwort “qualifizierte Beteiligung” 😉

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