Bauern dürfen Wasser nicht mehr nutzen

Kleine Emme ist eine Wüste: Flüsse und Bäche trocknen aus

Die Kleine Emme ist trockengelegt – wie steht es da um die Wasserversorgung in Luzern? (Bild: ber) (Bild: ber)

Die meisten Luzerner Bauern dürfen ihre Felder nicht mehr mit Wasser aus umliegenden Bächen giessen. Auch die Bevölkerung in einigen Gemeinden ist zum Wassersparen aufgerufen. Wie geht es weiter? zentralplus hat bei einem Experten nachgefragt.

Der Vierwaldstättersee ist derzeit 40 Zentimeter tiefer als sonst im Juli (zentralplus berichtete). Aktuell hat es in allen Luzerner Bächen und Flüssen sehr wenig Wasser – ausser in der Reuss. «Das wird bald kritisch für die Fische», sagt Werner Göggel, Abteilungsleiter Gewässer und Boden bei der kantonalen Dienststelle Umwelt und Energie. Anders als in Kantonen wie Aargau ist Luzern generell zurückhaltend, was die Wasserentnahme für die Landwirtschaft angeht.

«Für Wasserentnahmen aus Gewässern braucht es eine Bewilligung des Kantons Luzern. Weil wir wissen, dass das Wasser in den Bächen und Flüssen nicht reicht, um die Landwirtschaft während Trockenperioden zu versorgen», so Göggel.

Aktuell beobachtet der Kanton die Wasserstände täglich. «Wir haben gesehen, dass sie in den Bächen so tief sind, dass wir in den nächsten Tagen bereits erteilte Bewilligungen für Wasserentnahmen widerrufen werden.» Das heisst: Ausser aus der Reuss, dem Vierwaldstättersee, dem Sempachersee, der Sure und dem Aabach dürften Landwirte kein Wasser aus Bächen und Seen mehr nutzen, um ihre Felder zu bewässern. Sollte die Trockenheit noch länger anhalten, werden auch weitere Bewilligungen überprüft werden müssen. «Was die Oberflächengewässer angeht, so ist die Situation schon jetzt nahezu vergleichbar mit 2018», sagt Göggel.

Der Wasserstand an der Reuss ist nicht besorgniserregend – trotzdem ist der Vergleich mit letztem Jahr frappant.

In Honau und Büron ist Wassersparen angesagt

Dieser Juli könnte als der trockenste seit Messbeginn in die Luzerner Geschichte eingehen (zentralplus berichtete). Zwei Gemeinden – Büron und Honau – haben die Bevölkerung bereits dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. «Wir wissen nicht, ob noch weitere Gemeinden diesen Schritt gemacht haben», erklärt der Wasserbeauftragte. Der Kanton Luzern hat keinen systematischen Überblick, weil die Gemeinden für die Wasserversorgung zuständig sind und Probleme mit der Wasserversorgung nicht gemeldet werden müssen.

2018 hatten fast 30 Prozent der Gemeinden Versorgungsengpässe oder andere Probleme in der Wasserversorgung im Zusammenhang mit der Trockenheit. 60 Prozent der Gemeinden hatten Mühe bei der Versorgung von Landwirtschaftsbetrieben. Das ist einem Bericht zur Wasserversorgung im Kanton Luzern zu entnehmen.

Grundwasserpegel sind noch hoch genug

Droht diesen Sommer eine ähnliche Situation? Die Wasserversorgung im Kanton Luzern läuft primär über Grundwasser und Quellen. Die Gemeinden Weggis, Horw, Sempach und Luzern beziehen auch aus dem See. «Die Grundwasserstände sind noch nicht auf einem so tiefen Niveau wie 2018 – hier ist die Situation also nicht mit 2018 vergleichbar», so Werner Göggel. Aber wenn die Niederschlagsmenge weiterhin noch zwei Monate so tief bleibt, könnte es schon so weit kommen. «Das Grundwasser reagiert langsamer. Die Pegel sinken langsamer ab – steigen aber auch nur langsam wieder an», erklärt Göggel.

In anderen Kantonen wird teils der Gebrauch bereits von Trinkwasser zum Autowaschen oder zum Gartentränken verboten. Im Kataplan – mit dem sich der Kanton auf Katastrophen vorbereitet – steht, dass es in Luzern ungeklärt sei, wer für solche Massnahmen zuständig ist. «Grundsätzlich sind Gemeinden für die Wasserversorgung zuständig», erklärt dazu Göggel. «Sie können entscheiden, welche Massnahmen ergriffen werden müssen.»

Es braucht einen Plan B für die Wasserversorgung in Luzern

Der Kataplan kommt allerdings nur in Notlagen zum Einsatz, also bei sehr grossen Naturereignissen. In diesen Fällen haben Bund und Kantone andere Kompetenzen und können teils übergeordnete Entscheide treffen – ähnlich wie das in der Pandemie der Fall war. Das ist aktuell allerdings nicht der Fall.

Im Hintergrund läuft also einiges aufseiten der Gemeinden. «Wenn ihre wichtigste Quelle ausfällt, brauchen sie einen Plan B», erklärt Göggel. Also einen alternativen Bezugsort. Das ist noch nicht in allen Gemeinden der Fall, zum Teil werden die Notfallkonzepte noch erarbeitet. Diese müssen dann der kantonalen Dienststelle Umwelt und Energie (uwe) zur Genehmigung vorgelegt werden.

Grundsätzlich sei die Wasserversorgung im Kanton Luzern gut aufgestellt, so die Einschätzung des Experten. Die regionale Zusammenarbeit zwischen den Wasserversorgungsverbünden werde aber immer wichtiger. «Ein entscheidender Punkt, der oft vergessen wird, ist zudem die Wasserqualität. Es geht nicht nur darum, genügend Wasser zu haben, sondern auch Grundwasser und Seen vor Verunreinigungen zu schützen, sodass es als Trinkwasser für die Bevölkerung genutzt werden kann», so Göggel.

Erhebliche Waldbrandgefahr in Luzern

Aktuell gilt in der ganzen Zentralschweiz erhebliche Waldbrandgefahr. Das heisst: Schon brennende Streichhölzer oder Blitzschläge können Flächenbrände entfachen, die sich im offenen Gelände schnell ausbreiten. Es gilt deshalb Folgendes zu beachten:

  • Grillfeuer nur in bestehenden Feuerstellen entfachen.
  • Feuer immer beobachten und Funkenwurf sofort löschen.
  • Die Anweisungen der lokalen Behörden unbedingt befolgen!
Verwendete Quellen
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