Wetter
Luzern droht Wasserknappheit

Vierwaldstättersee ist 40 Zentimeter tiefer als sonst

Der tiefe Wasserstand am Vierwaldstättersee ist fürs Anlegen der SGV-Schiffe ideal – Hitze und Trockenheit bringen aber andernorts Probleme mit sich. (Bild: Archivbild Emanuel Ammon/Aura)

Luzern gilt als «Schüttstein» der Schweiz. Dieses Jahr hat es aber deutlich weniger geregnet als sonst. Und dieser Juli könnte gar der trockenste seit Messbeginn werden. Der Pegel des Vierwaldstättersee sinkt derzeit deutlich.

In Italien sorgt eine Dürre für einen Kampf ums Wasser. Seit Monaten ist im Piemont und der Lombardei kaum ein Regentropfen gefallen. In der Reiskammer Europas ist mit Erneausfällen von bis zu 70 Prozent zu rechnen. Der einst mächtige Fluss Po ist nur noch ein Rinnsal.

Weit weg ist Norditalien nicht. Auch in der Schweiz sind die Auswirkungen der Trockenheit vielerorts zu spüren. Der Pegelstand des Vierwaldstättersees steuert aktuell gemäss Bundesamt für Umwelt (Bafu) stark auf den tiefsten Wert zu, der zu dieser Jahreszeit seit 1936 gemessen wurde.

«Der aktuelle Wasserstand beträgt aktuell rund 433,46 Meter über Meer», bestätigt Bafu-Sprecherin Edith Oosenburg. Der Seepegel liegt damit rund knapp 40 Zentimeter tiefer als im Durchschnitt zu dieser Jahreszeit – und nur noch ganz knapp über dem tiefsten Wert vom Juli 2018.

Reusswehr stabilisiert Pegel am Vierwaldstättersee

Michel Scheurer beobachtet den Wasserstand täglich. Er ist der Chefkapitän der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees. Er bestätigt, dass der Wasserstand nach den starken Gewittern im Juni nun schnell und stark gesunken ist.

Der Vierwaldstättersees wird reguliert, so dass der Wasserstand nicht unter einen Wert von 433,25 Metern über Meer fallen sollte. Gemäss Scheurer wurde das Reusswehr inzwischen geschlossen. Deshalb macht er sich keine Sorgen, dass es zu Einschränkungen der Schifffahrt kommen könnte. «Wir haben noch gut 20 Zentimeter Spatzig», sagt er auf Anfrage.

Der aktuelle Wasserstand sei für die SGV «perfekt», weil die Einstiegstreppen schön waagrecht am Schiffsteg aufgelegt werden können. Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr. Wegen des Hochwassers mussten 2021 sämtliche Kurse gestrichen werden (zentralplus berichtete).

In Luzern fällt schon seit Monaten zu wenig Regen

Während die SGV optimistisch ist, sorgen trockene Böden bei den Bauern für Kopfschmerzen, wie «SRF online» berichtet. Bereits im Juni mussten in Luzern wegen der Hitze Bachforellen abgefischt werden (zentralplus berichtete). Aktuell wird die Bevölkerung mehrerer Luzerner Gemeinden dazu aufgerufen, sparsam mit dem Wasser umzugehen, wie die Pendlerzeitung «20 Minuten» berichtet.

Gemäss Meteorologe Markus Kägi von Meteo Schweiz sind die Niederschläge in Luzern schon seit Anfang Jahr unterdurchschnittlich. «Im Juli hat sich diese Entwicklung noch akzentuiert. Bisher fielen nur 32 Millimeter Regen», sagt er auf Anfrage. Setzt sich dies fort, so könnte dieser Juli in Luzern als einer der niederschlagsärmsten seit Messbeginn 1864 eingehen. In einem durchschnittlichen Juli fallen in Luzern 166 Millimeter Regen. Der Juli 1983 mit Rekord-Niederschlagsarmut in Luzern brachte nur 19 Millimeter», sagt er auf Anfrage. Setzt sich dies fort, so könnte dieser Juli der trockenste seit Messebeginn 1871 werden.

Wie geht es weiter? Am Dienstag dürften die Temperaturen nochmals ansteigen, danach kommt es zu einer leichten Abkühlung. Mit Regen ist in der Stadt Luzern aber nicht zu rechnen. Die Wetterlage ist gemäss Kägi derzeit wenig dynamisch. «Sie ist geprägt von einem Tiefdruckgebiet knapp vor der Iberischen Halbinsel und einem stabilen Hochdruckgebiet davor», so Kägi.

Was die Temperaturen angeht, so rechnet das neuste Modell damit, dass es der drittwärmste Juli seit mehr als 150 Jahren werden könnte. Die Prognosen sind allerdings unsicher. «Zwischen extremer Abkühlung und fortgesetzter Hitze ist alles drin», so Kägi.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Markus Kägi
  • Telefonat mit Michel Scheurer
  • Wetterbericht des Bundesamts für Meteorologie
  • SRF-Bericht: In Flüssen und Seen steigen die Temperaturen und die Pegel sinken
  • 20-Minuten-Bericht: Flüssen geht das Wasser aus – Kantone und Gemeinden schlagen Alarm

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