Zuger Gemeinden stellen neue Gemeinde-Tageskarten aufs Abstellgleis
Die neuen Gemeinde-Tageskarten der SBB seien zu unattraktiv und bürokratisch, finden die Zuger Gemeinden. Sie verzichten auf eine Einführung.
Seit 20 Jahren gibt es die Gemeinde-Tageskarten. Für zwischen 40 und 50 Franken können Passagiere einen Tag lang auf dem Streckennetz der SBB unterwegs sein.
Doch die ÖV-Branchenorganisation Alliance Swisspass stampft das Angebot per Ende 2023 ein (zentralplus berichtete). Es wird ersetzt durch die Spartageskarte Gemeinde. Neu ist etwa, dass eine Tageskarte auch für die erste Klasse erhältlich ist und Besitzer eines Halbtax-Abos zusätzlich von einer Kostenreduktion profitieren. Der Preis der neuen Tageskarte hängt zudem mit dem Zeitpunkt des Kaufes zusammen. Wer das Billett bis zehn Tage vor Reiseantritt kauft, zahlt weniger. Wer später kauft, entsprechend mehr.
Zuger Gemeinden ticken anders
Doch das Angebot kommt bei den Zuger Gemeinden nicht gut an. Vorerst wird keine Zuger Gemeinde das neue Angebot einführen. Dies teilt die Gemeindepräsidenten-Konferenz der Zugerischen Gemeinden (GPK-Zug) am Montag mit.
Damit vertritt die GPK-Zug eine andere Meinung als der Schweizerische Gemeindeverband. Dieser nahm an den Verhandlungen über das neue Angebot teil und lobte es im Februar: «Von der künftigen Spartageskarte Gemeinde profitieren die Gemeinden ab nächstem Jahr gleich mehrfach.» Auch der Schweizerische Städteverband hat bei der Ausarbeitung des Nachfolgers mitgearbeitet und steht folglich hinter dem Angebot.
Kritik am Schalterkontakt
Anders die GPK-Zug: «Die Nachfolgelösung ist ein Schritt zurück und nicht ein Schritt nach vorne. Das Angebot ist nicht durchdacht», sagt der GPK- und Baarer Gemeindepräsident Walter Lipp auf Anfrage.
Ein Grund für die Kritik der GPK-Zug: Neu sind die Spartageskarten personalisiert. Die Gemeinden müssten daher persönliche Angaben auf den Billetten mit einem amtlichen Ausweis abgleichen, schreibt die GPK-Zug. Dies bedinge einen physischen Schalterkontakt. Zusätzlich sei schwierig, dass die neuen Tageskarten auch Personen ausserhalb der Gemeinde offenstehen würden. Die persönlichen Angaben könnten daher nicht immer mit Daten der Einwohnerkontrolle abgeglichen werden.
Dieser «nicht vollständig digitalisierte Prozess» sei «nicht mehr zeitgemäss». Dass noch immer ein Schalterkontakt erforderlich ist, kann Lipp nicht verstehen: «Heute strebt man Lösungen an, die keinen Mehraufwand generieren.» Zudem fügt Lipp an, dass der Verkauf von Tageskarten nicht Aufgabe der Gemeinde sei. «Wir machen es aber gerne, wenn es einfacher geht.»
Die neue Spartageskarte Gemeinde wäre ab dem Jahr 2024 bei frühzeitiger Buchung für die zweite Klasse bereits ab 39 Franken erhältlich. Damit ist die günstigste Gemeinde-Tageskarte sogar für einige Franken weniger zu haben als die alte.
Dennoch findet die GPK-Zug das Angebot «finanziell nicht attraktiv». Der Verband moniert, Spartageskarten bei den SBB seien oftmals günstiger zu erwerben als die Spartageskarte Gemeinde. Tatsächlich ist die günstigste Spartageskarte bereits ab 29 Franken und damit für 10 Franken weniger erhältlich. Der Verkaufspreis hängt jedoch stark vom gewünschten Reisedatum ab.
Einführung der Tageskarte trotz allem denkbar
Gemäss dem Schweizerischen Gemeindeverband sei das finanzielle Risiko der neuen Tageskarte für die Gemeinden kleiner als bei der alten. Etwa, weil die Gemeinden keine Jahressets mehr kaufen müssen. Kurz: Es gibt keine Verluste mehr, weil den Gemeinden nur das verrechnet wird, was sie verkauft haben. Für den GPK-Zug-Präsident kein Argument: «Bis jetzt haben alle Zuger Gemeinden die Gemeinde-Tageskarten immer sehr gut verkauft. Wir sind kaum auf Karten sitzen geblieben.»
Die GPK-Zug schreibt aber, dass die Gemeinden für die Einführung der Spartageskarte Gemeinde in Zukunft offenblieben. Walter Lipp nennt die Bedingungen: «Es müsste ein Zeichen von den Initianten kommen. Wenn sie uns die Arbeit erleichtern, werden wir die Einführung der Tageskarten gerne nochmals prüfen.»
- Telefonat mit Walter Lipp, GPK-Zug und Gemeindepräsident Baar
- Mitteilung der GPK-Zug
- Mitteilung des Schweizerischen Gemeindeverbands vom Februar 2023
- Mitteilung des Schweizerischen Städteverbands vom Februar 2023
- Informationen der SBB zur Spartageskarte
- Informationen der SBB zur Spartageskarte Gemeinde
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Aurelio Balbis, 29.10.2023, 10:55 Uhr Warum muss man immer etwas was gut läuft streichen? Wo ist das Problem mit den Gemeindetageskarten? Man kann Probleme auch künstlich konstruieren. Die Gemeindetageskarten waren und sind ein sehr gutes Produkt. Hoffe die Zuger Gemeinden finden hier einen Ausweg bzw. einen Ersatz zum sicher nicht höheren Preis als 44.- CHF. Vielen Dank.
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Ein Wirt, 08.08.2023, 11:59 Uhr Personalisiert heisst, dass Name, Vorname und Geburtsdatum auf dem Ticket stehen. Diese Angaben müssen bei einer Kontrolle mit denen des Halbtax’ (Fall 1 mit Halbtax) oder eines amtlichen Ausweises (Fall 2) übereinstimmen. So wie schon jetzt bei Spartageskarten und Sparbilletten. Die Gemeinden müssen die Angaben doch nicht mit ihren Registern abgleichen … Online-Schalterkontakt reicht.
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Alliance Swisspass (SBB und Co)👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterUrsi Fuchs, 07.08.2023, 21:33 Uhr Wie immer bei den SBB: ein Schritt zurück.
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chris, 07.08.2023, 20:37 Uhr Stimmt nicht ganz. die Grmeindetageskarte wurde eingeführt für Kunden ohne Abo. Neu gibts 2 Preise, aber faktisch ist es für Kunden ohne Abo ein immenser Zuschlag zu jetzt. Ist also eher eine freche Beschreibung, dass Abo-Besitzer von einer Reduktion profitieren.
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